Die Meuterer und die Frauen
Zugegeben: Die große Revolution, die im Jahr 1789 stattfand, war die französische. Aber am anderen Ende der Welt, tief im Pazifik, fand im gleichen Jahr etwas statt, was nicht Revolution sondern Meuterei hieß. Aber es war die berühmteste Meuterei der Geschichte: Auf der Bounty setzten Christian Fletcher und seine Kumpanen ihren strengen Kapitän William Bligh mit ein paar Getreuen bei Tonga in ein Rettungsboot, segel- ten zurück nach Tahiti und nahmen einige Tahitianerinnen mit auf die Reise. Es war eine Reise, die für viele ins Verderben, aber auch zum ersten Frauen-Wahlrecht der Welt führte.
Auf der Flucht vor der rächenden britischen Autorität hatten sich die Meuterer und ihre Frauen auf der Insel Pitcairn, im abgelegensten Winkel des Pazifik, versteckt. Und da die Insel auf den Seemappen falsch platziert war, fanden die umher segelnden staatlichen Organe lange Zeit die Flüchtigen nicht. Dort entstand eine Gemeinschaft mit anarchistischen Zügen: ein paar Traditionen, kaum feste Regeln und bei den britischen Männern ein um sich greifender Inselkoller. Der führte zu Mord und Totschlag, so dass die übrig gebliebenen Frauen das Ruder übernahmen.
Als 1838 endlich doch ein britisches Kriegsschiff die verlorene Insel erreichte, baten die Insulaner in aller Form, in das britische Kolonialreich einverleibt zu werden. Man gab sich eine straffe Verfassung und eine bescheidene Rechtsordnung. Und darin wurde festgelegt, dass alle Bewohner, Männer wie Frauen, ab dem 18. Lebensjahr das Recht hatten, ihre Inselregierung zu wählen.