Frau für den Frieden
Porträt Man muss es auch heute noch betonen: Yoko Ono ist zwar die Witwe von John Lennon, aber das ist nicht ihr Beruf. Jetzt zeigt sie ihre Kunst in Leipzig
Yoko Onos hingewiesen wurde? Weil es noch immer Zeitgenossen gibt, die meinen, dass die japanisch-US-amerikanische Künstlerin lediglich Witwe von Beruf sei. Aber so ist es ganz und gar nicht – auch wenn sie das Erbe Lennons geschäftstüchtig und markenrechtlich erfolgreich betreibt.
Sie selbst ist hervorragend ausgebildet – erst in einer Schule Tokios, die nur dem japanischen Kaiserhaus und der obersten Schicht zur Verfügung stand, später in einem US-College, wo sie Philosophie, Kunst und Musik studierte, darunter klassischen deutschen Liedgesang. Die drei Disziplinen verband Yoko Ono dann auch, als sie sich ab Ende der 1950er Jahre der New Yorker Kunstszene anschloss. Erst war sie Mitglied des nordamerikanischen Teils der Kunstrichtung Fluxus – mit dem Musiker John Cage im Zentrum –, dann engagierte sie sich mehr und mehr für den Frieden in der Welt, was ja nur folgerichtig für sie war, die als Kind in Japan den Krieg am eigenen Leib erfahren musste und dann in New York in den Love- and Peace-Widerstand gegen den Vietnam-Krieg hineinwuchs.
Vor wenigen Tagen hätte Yoko Ono ihre goldene Hochzeit mit John Lennon feiern können – und damit aktuell auch die 50. Wiederkehr ihres tagelangen Amsterdamer Flitterwochen-Happenings Bed-In für den Weltfrieden. Bald folgt die 50. Wiederkehr der Veröffentlichung des wohl bekanntesten gemeinsam gesungenen Songs: „Give Peace a Chance“. Zur Erziehung ihres Sohnes pausierten Yoko und John einige Jahre; dann, kurz nach dem musikalischen Comeback des Paares, wurde er ermordet. Bis heute hat Yoko Ono eine Begnadigung des Täters verhindert.
Auf sich gestellt, fuhr Yoko Ono zweigleisig weiter: Rock- und experimentelle Musik auf der einen Seite, Konzeptkunst auf der anderen. Dass sie darin etwas zu sagen hat, belegen zwei Documenta-Teilnahmen (1972, 1987) sowie ein Goldener Löwe aus Venedig für ihr Gesamtwerk (2009). Und jetzt eben ihre am heutigen Donnerstag anlaufende Ausstellung in Leipzig unter dem Titel „Peace is Power“. „Alle meine Arbeiten“, so legt Yoko Ono dar, „sind eine Form des Wünschens“. Rüdiger Heinze