Das Leiden Christi in einem großen Atemzug
Konzert Die Augsburger Domsingknaben führen dieses Jahr Bachs Matthäuspassion auf. Bewähren müssen sich hier die Knabensolisten. Aber auch der Chor hat schwierige Aufgaben
Bachs Matthäuspassion ist eines der gewaltigsten Werke der Musikgeschichte. Der Thomaskantor breitet das Leiden und Sterben des Jesus von Nazareth fast drei Stunden lang wie eine Oper ohne Szenen aus. Keinen Zuhörer lässt die emotionale Skala zwischen inniger Anbetung und roher Anklage kalt. Die Augsburger Domsingknaben führen am Sonntag, 7. April, um 16 Uhr die Matthäuspassion in der evangelischen Heilig-Kreuz-Kirche in Augsburg auf.
Domkapellmeister Reinhard Kammler dirigiert sie in der ursprünglichen doppelten Anlage mit zwei Chören und zwei Orchestern. Sie treten in einen Dialog miteinander, singen aber auch zusammen achtstimmige Sätze. Der Chor müsse hier sehr wandlungsfähig agieren, hat er doch äußerst unterschiedliche Rollen einzunehmen vom aufgehetzten Volk bis zum andächtigen Choral. Das erfordert Konzentration auf die jeweilige Charakteristik und ergibt eine sehr farbige Musik.
Stets neue Aspekte entdeckt Kammler, der sie zum 13. Mal aufführt, in der Matthäuspassion. Mitunter ganz aktuelle Bezüge, wenn etwa Pilatus als opportunistischer Richter das Volk befragt. Die Matthäuspassion ist reich an Figuren, die in die Handlung involviert sind und, wie Petrus nach seiner Verleugnung, eine Läuterung erfahren. „Es ist ein innerlicher Prozess der Erkenntnis, bis im Chor: ,Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen‘ das Licht angeht“, erläutert Kammler. Die menschliche Tragik der Leidensgeschichte wird in einem großen Atemzug erzählt, weshalb sich eine längere Pause bei der Aufführung verbietet. Lediglich die Instrumente werden nachgestimmt.
Die Arien und Choräle in der altertümlichen Barocksprache seien „für ein Kind ein harter Brocken an Text“, räumt Kammler ein. Doch von älteren Domsingknaben hört er immer wieder, wie gerade das Singen der Passion sie religiös nachhaltig geprägt habe. Wie zu Bachs Zeiten setzt Kammler für die Sopran- und Altpartien seine Knabensolisten ein. Den Christus singt der international renommierte Tenor Johannes Martin Kränzle, den Pilatus der Bariton Johannes Kammler, engagiert an der Staatsoper Stuttgart. Den Evangelisten singt der Augsburger Tenor Gerhard Werlitz.
Unter unseren Lesern verlosen wir fünfmal zwei Karten für die Matthäuspassion der Domsingknaben. Beantworten Sie folgende Frage: Wie viele Chöre und Orchester wirken in der Aufführung mit? Schicken Sie am heutigen Donnerstag, 4. April, eine Mail an: passion@augsburger-allgemeine.de.
Tickets für die Aufführung gibt es unter www.augsburger-domsingknaben.de und Tel. 08 21/51 00 88.
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