Drogen und Mythen
Birds of Passage Familienclans in Kolumbien bekriegen erst die Spanier und dann sich selber
Aus kolumbianischen FamilienClans, deren Traditionen selbst den spanischen Eroberern widerstanden haben, werden in den 70er Jahren sich selbst zerfleischende Drogenbanden. Der kolumbianische Filmemacher Ciro Guerra („Der Schamane und die Schlange“) begeistert in „Birds of Passage“mit einem gewaltigen Epos, das mit den FamilienDramen von Martin Scorsese durchaus konkurrieren kann.
Ein altes Wayuu-Ritual der „Frauwerdung“in Abgeschiedenheit wird vom jungen Rapayet (José Acosta) gestört. Zwar bezaubert er beim traditionellen, farbenprächtigen Yoona-Tanz in der Wüstenlandschaft die schöne Zaida (Natalia Reyes), doch zur Brautwerbung hätte er eine Ziege und nicht nur eine Halskette mitbringen sollen. Dann tauchen US-amerikanische Hippies auf, die den Kommunismus verbreiten und Marihuana rauchen wollen. Zusammen mit seinem Kumpel Moisés startet Rapayet einen expandierenden Drogenhandel.
Was wie ein ethnografischer Film mit archaischen Sitten um das Kaufen von Frauen beginnt, wird rasch zum sehr jetzigen Drama. In dem Wayuu-Matriarchat hat Zainas Mutter Ursula das Sagen. Nach anfänglicher Ablehnung des jungen Brautwerbers unterstützt sie seine Drogengeschäfte. Der muss bald seinen zu gierigen Freund Moisés exekutieren. Doch Zaidas unkontrollierbarer Bruder Leonídas sorgt immer wieder für Konflikte zwischen den Familien, bis es zu einem verheerenden Bandenkrieg kommt. „Birds of Passage“ist ein großes Familienund Gangsterepos. Blicke auf die Tierwelt und Traumdeutungen zeugen von der Tradition. Beim Zeitsprung nach 1979 bewältigen Kolonnen bepackter Esel, Jeeps und Flugzeuge den Marihuana-Schmuggel. Aber immer mehr alte Regeln werden verletzt, immer mehr Leichen liegen auf dem Weg.
Birds of Passage
(2 Std. 5 Min.), Drama, Kolumbien/Dänemark/Mexiko 2018
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