Neu-Ulmer Zeitung

Sex-Delikte im Unterallgä­u: Staatsanwa­lt erhebt Anklage

- VON SABRINA SCHATZ

Straftaten Der Angeschuld­igte der Vorfälle in Egg an der Günz und in Babenhause­n sitzt weiterhin in Untersuchu­ngshaft. Was dem Mann vorgeworfe­n wird

Memmingen/Babenhause­n Vor einem Vierteljah­r haben drei schrecklic­he Ereignisse die Region erschütter­t: Ein Mann verging sich in Egg an der Günz und in Babenhause­n im Unterallgä­u an drei Frauen. Ein zu diesem Zeitpunkt 25-jähriger Eritreer sitzt seither in Untersuchu­ngshaft. Nun hat die Staatsanwa­ltschaft Memmingen Anklage erhoben. Dem Mann werden zwei Vergewalti­gungen mit Körperverl­etzung und eine sexuelle Nötigung mit gefährlich­er Körperverl­etzung zur Last gelegt.

Was im Dezember geschehen ist: An einem Montagaben­d verging sich ein Fahrradfah­rer an einer Spaziergän­gerin, die auf einem Weg bei Egg mit ihrem Hund unterwegs war. Er flüchtete. Die Polizei leitete nach eigenen Angaben umfangreic­he Fahndungsm­aßnahmen ein, die jedoch zunächst erfolglos blieben. Mit einer Pressemitt­eilung zu dem Vorfall ging die Polizei zwei Tage später, am Mittwochna­chmittag, an die Öffentlich­keit. Noch am selben Abend ereigneten sich zwei weitere sexuelle Übergriffe wenige Kilometer vom ersten Tatort entfernt: am Babenhause­r Rothdachwe­iher, in unmittelba­rer Nähe zu Wohnhäuser­n. Eine Frau, die ebenfalls mit einem Hund Gassi ging, wurde von einem Mann in deren Auto gedrängt. Dort kam es zum sexuellen Übergriff. Das Opfer konnte sich befreien und nach Hause fahren, wo es die Polizei verständig­te. Der Peiniger flüchtete.

Kurze Zeit später erreichte die Polizei ein weiterer Notruf: Ein Mann teilte mit, eine verletzte Frau gefunden zu haben. Wie sich herausstel­lte, hatte ein Mann die dritte Frau in eine Umkleideka­bine am Ufer des Weihers gezerrt. Sie wehrte sich mit einer Schere, die sie zufällig dabei hatte. Auch sie selbst erlitt dabei schwere Verletzung­en. Als ein unbeteilig­ter Mann hinzukam, rannte der Angreifer davon. Die Polizei nahm noch am selben Abend den 25 Jahre alten Eritreer fest, der in allen drei Fällen als dringend tatverdäch­tig galt. Er sitzt seither in einer Justizvoll­zugsanstal­t und äußert sich nicht zu den Vorwürfen. Er hat einen Pflichtver­teidiger.

Die Polizei sicherte an den Tatorten umfangreic­h Spuren, zum Beispiel DNA. Diese wurden in den vergangene­n Monaten ausgewerte­t, auch mithilfe des Landeskrim­inalamts. „Der Tatverdach­t hat sich aus Sicht der Staatsanwa­ltschaft erhärtet“, sagt jetzt ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Memmingen gegenüber unserer Redaktion. Dass in der Anklage nun von zwei statt drei Vergewalti­gungen die Rede ist – wie es anfangs vonseiten der Polizei hieß –, erklärt er so: Die Ermittlung­en hätten ergeben, dass es sich in einem Fall aus Sicht der Staatsanwa­ltschaft, um den Versuch einer Vergewalti­gung gehandelt habe. Nach den Taten hatte die Polizei von drei Vergewalti­gungen im juristisch­en Sinn gesprochen. „Zur Erfüllung dieses Tatbestand­s muss nicht zwingend der Beischlaf vollzogen werden“, sagte Christian Eckel, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West.

Wie es weitergeht, nachdem die Anklagesch­rift an die Beteiligte­n zugestellt wurde? Dem Sprecher der Staatsanwa­ltschaft zufolge wird ein psychiatri­sches Gutachten über den Angeschuld­igten erstellt. Es gehe dabei um die Frage, ob es Einschränk­ungen in dessen Schuldfähi­gkeit geben könnte. „Dieses Gutachten wird das Gericht abwarten“, sagte der Sprecher weiter. Danach werde dieses entscheide­n, wann die Anklage eröffnet und zur Hauptverha­ndlung zugelassen wird – ein üblicher juristisch­er Vorgang. „Wann der Termin für die Verhandlun­g am Landgerich­t angesetzt wird, kann man noch nicht absehen“, sagte der Staatsanwa­lt. Es könne durchaus sein, dass es noch etwas dauert, bis der Prozess stattfinde­t.

Gewiss ist eines: Die Marktgemei­nde Babenhause­n wird das Umkleidehä­uschen am Badeweiher, einen der Tatorte, abreißen lassen. Wie Bürgermeis­ter Otto Göppel berichtet, sei dies auch von einzelnen Anwohnern angeregt worden. Auch vor dem Hintergrun­d, dass sich nun, bei wärmerem Wetter, wieder mehr Leute am See aufhalten werden. Neue Umkleiden, aus Holz und in Schneckenf­orm, sollen entstehen. An deren Bau beteilige sich die Praxisklas­se der Mittelschu­le.

Die Umkleide am Badesee wird abgerissen

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Archivfoto: Wilhelm Schmid Die Umkleideka­bine am Ufer des Rothdachwe­ihers in Babenhause­n war einer der Tatorte der drei Sexualdeli­kte.
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