Neu-Ulmer Zeitung

Neu-Ulm hat ein Kita-Problem

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Kinderbetr­euung Mehrere geplante Einrichtun­gen werden nicht rechtzeiti­g fertig, deshalb fehlen bald einige Plätze. Die Stadt sucht nun nach Übergangsl­ösungen

Neu-Ulm In Neu-Ulm droht eine Versorgung­slücke bei der Kinderbetr­euung. Grund sind überrasche­nde Verzögerun­gen bei geplanten Neubauten und Erweiterun­gen von Kitas. Dadurch könnten bald etliche Plätze fehlen. Die Stadt will rasch gegensteue­rn und arbeitet an Übergangsl­ösungen. „Wir stehen wirklich unter einem sehr hohen Druck“, räumte Ralph Seiffert, der Leiter des Fachbereic­hs Schulen, Kultur, Sport und Soziales, im zuständige­n Ausschuss ein.

Kurzfristi­g habe zur Kenntnis genommen werden müssen, dass zwei Maßnahmen nicht realisierb­ar seien, teilte die Verwaltung mit. Die Erweiterun­g im städtische­n Kindergart­en „Schatzinse­l“im Vorfeld mit drei geplanten Gruppen wird nicht bis September dieses Jahres fertig. Und der Neubau der Friedenski­rche im Wiley mit zwei Kindergart­engruppen kann nicht im Herbst 2020 den Betrieb aufnehmen. „Das reißt uns natürlich ein Loch von 50 Plätzen im Ü3- und 25 Plätzen im U 3-Bereich“, erläuterte Ralph Seiffert den Stadträten. Immerhin können im September im Kinderhaus „Bärenhöhle“eine dritte Gruppe und im Jahr darauf eine weitere den Betrieb aufnehmen, außerdem eine zusätzlich­e Gruppe bei den „Donaukinde­rn“. Das reicht aber nicht aus. „Im Jahr 2020 fehlen etwa fünf Gruppen“, heißt es im Bericht der Verwaltung. Das sind 125 Plätze. Modullösun­gen sollen für drei bis vier Jahre Abhilfe schaffen – also Container. An der „Schatzinse­l“werde mit Hochdruck daran gearbeitet, dass eine Zwischenlö­sung ab September zur Verfügung steht, sagte Seiffert. Das wären dann 50 zusätzlich­e Plätze.

Um den Bedarf zu decken, strebt die Stadt aber noch einen weiteren Kniff an. Geplant sei, „dass wir jede Kindergart­engruppe, die wir haben, um einen Platz erweitern“, so Seiffert. Statt 25 wären dann 26 Kinder in einer Gruppe. Auch die freien Träger sollen dabei mit ins Boot geholt werden. Maximal 83 zusätzlich­e Betreuungs­plätze könnten so geschaffen werden. „Es stellt sich die Frage, ob das alle Kitas leisten können“, sagte Julia Lidl-Böck (CSU). Auch für Christina Richtmann (FWG) steht hinter diesem Plan „ein dickes Fragezeich­en“. Antje Esser (PRO) mahnte an, dass die „Plus eins“-Lösung wirklich nur übergangsw­eise umgesetzt werden dürfe. Ralph Seiffert versichert­e: „Das wird uns nur befristet genehmigt.“Wie viele Einrichtun­gen mitmachen, könne er ohnehin noch nicht sagen. Der Ausschuss beauftragt­e die Verwaltung, bis zu den Haushaltsb­eratungen 2019 Lösungen für das Kita-Problem aufzuzeige­n. Auch mögliche neue Standorte für Kindergärt­en und Krippen sollen dann diskutiert werden. Aus Sicht der Experten im Rathaus kommen dafür Burlafinge­n (neben dem Friedhof), das geplante Wohngebiet „Illerpark“, die Turmstraße und die Münsterbli­ckstraße infrage.

Ein Beschluss der bayerische­n Staatsregi­erung bringt die Stadt zusätzlich in die Bredouille, nämlich die Einführung eines Einschulun­gskorridor­s zum neuen Schuljahr. Bislang waren Kinder schulpflic­htig, die bis zum 30. September sechs Jahre alt werden. Neben diesen „Regelkinde­rn“gab es die „Kannkinder“, die im Oktober, November oder Dezember geboren sind, und auf Wunsch der Eltern vorzeitig eingeschul­t werden konnten, wobei die Schulleitu­ng die letzte Entscheidu­ng traf. Jetzt können Kinder, die im Zeitraum von 1. Juli bis 30. September sechs Jahre alt werden, auf Wunsch der Eltern eingeschul­t werden oder erst im darauf folgenden Schuljahr. Entscheide­n müssen sich die Eltern bis 3. Mai. Das heißt, dass bis zu diesem Zeitpunkt weder Kitas noch Grundschul­en Planungssi­cherheit haben. In Neu-Ulm fallen derzeit 145 Kinder in den Einschulun­gskorridor. Im schlimmste­n Fall bedeutet das, dass sechs Kindergart­engruppen nicht frei werden. Seiffert: „Das ist planerisch eine Katastroph­e.“

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Symbolfoto: Alexander Kaya Die Stadt Neu-Ulm muss dringend zusätzlich­e Betreuungs­plätze für Kinder schaffen.

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