Neu-Ulm hat ein Kita-Problem
Kinderbetreuung Mehrere geplante Einrichtungen werden nicht rechtzeitig fertig, deshalb fehlen bald einige Plätze. Die Stadt sucht nun nach Übergangslösungen
Neu-Ulm In Neu-Ulm droht eine Versorgungslücke bei der Kinderbetreuung. Grund sind überraschende Verzögerungen bei geplanten Neubauten und Erweiterungen von Kitas. Dadurch könnten bald etliche Plätze fehlen. Die Stadt will rasch gegensteuern und arbeitet an Übergangslösungen. „Wir stehen wirklich unter einem sehr hohen Druck“, räumte Ralph Seiffert, der Leiter des Fachbereichs Schulen, Kultur, Sport und Soziales, im zuständigen Ausschuss ein.
Kurzfristig habe zur Kenntnis genommen werden müssen, dass zwei Maßnahmen nicht realisierbar seien, teilte die Verwaltung mit. Die Erweiterung im städtischen Kindergarten „Schatzinsel“im Vorfeld mit drei geplanten Gruppen wird nicht bis September dieses Jahres fertig. Und der Neubau der Friedenskirche im Wiley mit zwei Kindergartengruppen kann nicht im Herbst 2020 den Betrieb aufnehmen. „Das reißt uns natürlich ein Loch von 50 Plätzen im Ü3- und 25 Plätzen im U 3-Bereich“, erläuterte Ralph Seiffert den Stadträten. Immerhin können im September im Kinderhaus „Bärenhöhle“eine dritte Gruppe und im Jahr darauf eine weitere den Betrieb aufnehmen, außerdem eine zusätzliche Gruppe bei den „Donaukindern“. Das reicht aber nicht aus. „Im Jahr 2020 fehlen etwa fünf Gruppen“, heißt es im Bericht der Verwaltung. Das sind 125 Plätze. Modullösungen sollen für drei bis vier Jahre Abhilfe schaffen – also Container. An der „Schatzinsel“werde mit Hochdruck daran gearbeitet, dass eine Zwischenlösung ab September zur Verfügung steht, sagte Seiffert. Das wären dann 50 zusätzliche Plätze.
Um den Bedarf zu decken, strebt die Stadt aber noch einen weiteren Kniff an. Geplant sei, „dass wir jede Kindergartengruppe, die wir haben, um einen Platz erweitern“, so Seiffert. Statt 25 wären dann 26 Kinder in einer Gruppe. Auch die freien Träger sollen dabei mit ins Boot geholt werden. Maximal 83 zusätzliche Betreuungsplätze könnten so geschaffen werden. „Es stellt sich die Frage, ob das alle Kitas leisten können“, sagte Julia Lidl-Böck (CSU). Auch für Christina Richtmann (FWG) steht hinter diesem Plan „ein dickes Fragezeichen“. Antje Esser (PRO) mahnte an, dass die „Plus eins“-Lösung wirklich nur übergangsweise umgesetzt werden dürfe. Ralph Seiffert versicherte: „Das wird uns nur befristet genehmigt.“Wie viele Einrichtungen mitmachen, könne er ohnehin noch nicht sagen. Der Ausschuss beauftragte die Verwaltung, bis zu den Haushaltsberatungen 2019 Lösungen für das Kita-Problem aufzuzeigen. Auch mögliche neue Standorte für Kindergärten und Krippen sollen dann diskutiert werden. Aus Sicht der Experten im Rathaus kommen dafür Burlafingen (neben dem Friedhof), das geplante Wohngebiet „Illerpark“, die Turmstraße und die Münsterblickstraße infrage.
Ein Beschluss der bayerischen Staatsregierung bringt die Stadt zusätzlich in die Bredouille, nämlich die Einführung eines Einschulungskorridors zum neuen Schuljahr. Bislang waren Kinder schulpflichtig, die bis zum 30. September sechs Jahre alt werden. Neben diesen „Regelkindern“gab es die „Kannkinder“, die im Oktober, November oder Dezember geboren sind, und auf Wunsch der Eltern vorzeitig eingeschult werden konnten, wobei die Schulleitung die letzte Entscheidung traf. Jetzt können Kinder, die im Zeitraum von 1. Juli bis 30. September sechs Jahre alt werden, auf Wunsch der Eltern eingeschult werden oder erst im darauf folgenden Schuljahr. Entscheiden müssen sich die Eltern bis 3. Mai. Das heißt, dass bis zu diesem Zeitpunkt weder Kitas noch Grundschulen Planungssicherheit haben. In Neu-Ulm fallen derzeit 145 Kinder in den Einschulungskorridor. Im schlimmsten Fall bedeutet das, dass sechs Kindergartengruppen nicht frei werden. Seiffert: „Das ist planerisch eine Katastrophe.“