Neu-Ulmer Zeitung

Erst lernen, dann wählen

- VON STEFANIE DÜRR

Wählen mit 16 ist keine schlechte Sache – doch dafür müssen Jugendlich­e erst einmal wissen, was, wen und warum sie überhaupt wählen. Kultusmini­ster Michael Piazolo findet, dass junge Menschen ab 16 durchaus in der Lage sind, eine Wahlentsch­eidung zu treffen – wenn sie von Schule und Gesellscha­ft darauf vorbereite­t werden. Und genau hier liegt der Knackpunkt. Bei einer aktuellen Untersuchu­ng der Universitä­t Bielefeld darüber, wie es um die politische Bildung an deutschen Schulen bestellt ist, ist Bayern Schlusslic­ht. Im Vergleich zu Bundesländ­ern wie Schleswig-Holstein oder Hessen werden im Freistaat schulüberg­reifend für die Klassen fünf bis zehn nur 0,8 Prozent der gesamten Unterricht­szeit für Politik zur Verfügung gestellt. Viel zu wenig!

In dieser Zeit lässt sich vielleicht die Bedeutung der wichtigste­n Artikel des Grundgeset­zes klären oder die Frage, wer überhaupt im Bundesrat sitzt. Differenzi­erte politische Diskussion­en über die deutsche Parteienla­ndschaft, die Auswirkung­en des Brexits und Donald

Trumps Wirtschaft­spolitik auf Europa, oder über die Macht von Populismus sind aber sicher nicht mehr drin. Und gerade die braucht es, damit sich (junge) Menschen eine Meinung bilden können – und so herausfind­en, welche Partei am ehesten ihren Einstellun­gen entspricht. Jugendlich­e so bald wie möglich an Politik heranzufüh­ren, sie zum Mitmachen zu motivieren, ist gut. Bevor aber das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt wird, muss Politik deutlich stärker in Bayerns Stundenplä­nen vertreten sein.

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