Wenn Kahn das Motto vorgibt
Minuten lang sind sie ge102laufen,
haben gecheckt und geschossen, aber mehr als ein Treffer wollte für die Augsburger und Münchner Eishockey-Profis nicht herausspringen. 1:1 hieß es bis zu Beginn des sechsten Drittels, und das Reglement hat Oliver
Kahn geschrieben: Weiter, immer weiter, bis ein Tor fällt. Ein Lotteriespiel wie ein Penaltyschießen soll nicht den Ausschlag geben, nicht in der alles entscheidenden Phase. Eishockey spielen, bis der Arzt kommt? Nein, dafür sind die Profis zu fit. Sieben Partien in zehn Tagen bei einer Weltmeisterschaft? Darüber zucken Eishockey-Profis nur mit den Schultern.
Alles besser als ein Sieger per Los, wie es früher gang und gäbe war. Der berühmteste Münzwurf im deutschen Sport ist die Entscheidung vom 24. März 1965 im Viertelfinale des Fußball-Europapokals zwischen dem 1. FC Köln und dem englischen Champion FC Liverpool. Nach torlosen Unentschieden in Hin- und Rückspiel endete das damals noch stattfindende Entscheidungsspiel in Rotterdam nach regulärer Spielzeit und Verlängerung wieder remis – 2:2. Weil das Elfmeterschießen noch nicht erfunden war, musste der Münzwurf entscheiden. Aber auch das klappte nicht im ersten Anlauf. Das Geldstück blieb senkrecht im Rasen stecken. Im zweiten Versuch brachte die Münze Liverpool ins Halbfinale.
Das will niemand ein zweites Mal erleben, also spielen EishockeyProfis bis die Snickers-Riegel im Stadionkiosk ausverkauft sind. In München endete das erste Play-offHalbfinale zwischen dem AEV und dem EHC um 23.52 Uhr.
Kinkerlitzchen, sagen da die Norweger, die den Weltrekord im Dauer-Eishockey halten. 217 Minuten und 14 Sekunden benötigen die Teams der Storhamar Dragons und Sparta Warriors im März 2017, um endlich unter die Dusche zu können. Um 2.33 am Montagmorgen beendet ein gewisser Joakim Jensen die Eisschlacht, gut achteinhalb Stunden nach dem Eröffnungsbully. Das 2:1 fällt in der achten Verlängerung.
Im Tennis halten John Isner und Nicolas Mahut den Rekord. Das denkwürdige Wimbledon-Match begann am 22. Juni 2010 und zog sich über drei Tage hin. Nach einer Gesamtspielzeit von 11:05 Stunden siegte Isner mit 70:68 im fünften Satz. Drei Tage lang Ball über die Schnur ist nur etwas für hartgesottene Tennis-Fans. Im Eishockey ist ebenfalls Stehvermögen gefragt, von den Profis auf dem Eis ebenso wie von den Fans auf den Rängen. Und die Spieler kommentieren das lapidar: Sind halt die Play-offs.