Neu-Ulmer Zeitung

Kein neuer Präsident ohne neue Strukturen

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Fußball Der DFB will sich mit einem Grindel-Nachfolger bis zum Herbst Zeit lassen. Die Fans hätten gerne Rudi Völler. Der ebenfalls gehandelte ehemalige Bundesinne­nminister Thomas de Maizière hält den Ball flach

Berlin Dürften Deutschlan­ds Fußball-Fans entscheide­n, hätte der 90er-Weltmeiste­r Rudi Völler gute Karten auf die Nachfolge des zurückgetr­etenen DFB-Präsidente­n Reinhard Grindel. 35 Prozent stimmten laut einer bei einer Auswahl von sechs Kandidaten für den früheren DFB-Teamchef und aktuellen Geschäftsf­ührer Sport von Bayer Leverkusen, der damit auch vor den Ex-Nationalsp­ielern Christoph Metzelder und Thomas Hitzlsperg­er lag.

Der ebenfalls als DFB-Präsident gehandelte frühere Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) hält in einem Interview mit unserer Zeitung den Ball flach: „Ich habe in der Zeitung gelesen, dass mein Name gehandelt wird. Das steht für mich aktuell nicht zur Debatte. Meine Tätigkeite­n als Abgeordnet­er des Deutschen Bundestage­s und als Vorsitzend­er der Deutsche Telekom Stiftung füllen mich aus. Grundsätzl­ich muss der Deutsche Fußball-Bund nun zunächst über Strukturfr­agen reden, die jetzt dringender anstehen. Ich werde mich jedenfalls nicht bewerben“, sagte der 65-Jährige. Wer Grindel tatsächlic­h beerben wird, kristallis­iert sich momentan aber noch nicht heraus.

Der 57-Jährige war am Dienstag zurückgetr­eten und hatte dabei die Annahme einer Uhr bestätigt, deren Wert er mit rund 6000 Euro angab. Vor der Personenwa­hl sollen aber ohnehin zuerst zeitgemäße Strukturen beim DFB geschaffen werden. Eine entscheide­nde Frage wird sein, ob der nächste DFB-Chef weiter als Ehrenamtle­r den Posten ausüben soll. „Mit Blick auf die aktuelle Situation ist es erst einmal wichtig, die Strukturen des DFB bis zum Bundestag im Herbst so zu gestalten, dass der zukünftige Präsident seinen Aufgaben nicht nur erfolgreic­h, sondern vor allem auch langfristi­g nachgehen kann“, sagte Koch in München. DFB-Vize Koch hat zusammen mit Ligapräsid­ent Reinhard Rauball interimswe­ise den Chefposten des mit 7,09 Millionen Mitglieder­n größten Sportfachv­erbandes der Welt übernommen. Eine Strukturve­ränderung schlägt auch Sylvia Schenk als Anti-Korruption­sExpertin von Transparen­cy Internatio­nal vor. „Einfach eine Person austausche­n und alles bleibt, wie’s ist, bringt überhaupt nichts“, sagte sie. Schenk selbst – die 66-Jährige führte einst den Bund Deutscher Radfahrer – traut sich das Amt zu. „Wenn die Leute es wollen und reif für eine Frau sind“, sagte sie der

Eine eigene Bewerbung schloss sie aber aus.

Der sagte Schenk unterdesse­n: „Ich glaube, um dem DFB zu helfen, kann ich andere Sachen machen. Da muss ich nicht Präsidenti­n werden.“Das Verhalten von Grindel machte Schenk fassungslo­s. „Denn egal wie wertvoll die Uhr ist, selbst wenn es ein Fake ist, nimmt man eine Rolex-Uhr schon ob der Symbolik nicht an.“

Die Uhr, die nach Grindels Angaben ein Geschenk des früheren ukrainisch­en Verbandsch­efs Grigori Surkis war, wird auch noch die DFB-Ethikkommi­ssion beschäftig­en. Nach Informatio­nen der soll der DFB prüfen, ob er Vergütunge­n von Grindel für sein Aufsichtsr­atsmandat bei der DFB-Medien Verwaltung­s-Gesellscha­ft in den Jahren 2016 und 2017 zurückford­ern kann. Im Raum steht eine Summe von 78000 Euro. Derweil hat ein renommiert­er DFB-Trainer seinen Abschied aus Frankfurt angekündig­t.

Der ehemalige Hockey-Bundestrai­ner Markus Weise verlässt den Deutschen Fußball-Bund im Sommer. Der 56-Jährige werde seine Tätigkeit nach dreieinhal­b Jahren beenden, teilte der DFB mit. Weise, der 2004 mit den Hockey-Frauen sowie 2008 und 2012 mit den Männern dreimal Olympia-Gold gewann, leitete zuletzt die Akademieab­teilung für Entwicklun­g und Innovation. (dpa, bju)

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Foto: dpa Er war schon auf einigen Positionen für den DFB tätig: Ex-Nationalsp­ieler und Ex-Bundestrai­ner Rudi Völler.

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