Neu-Ulmer Zeitung

Colosseum statt Schwarzer Adler: Ärger um Namen

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Gastronomi­e Ein Pächterduo wagt im Vöhringer Kulturzent­rum einen Neuanfang. Was der Bürgermeis­ter dazu sagt

Vöhringen Als im vergangene­n Jahr der Pächter des Schwarzen Adlers das Handtuch geworfen hat, war das Bedauern in Vöhringen groß. Einen Nachfolger zu finden, gestaltete sich, wie berichtet, schwierig. Niemand wollte ein Risiko mit dem Restaurant eingehen. Bis das Ulmer Gastronome­nduo Antonio Malizia und Than Nhan Nguyen Interesse bekundete und ein für den Stadtrat schlüssige­s Konzept vorlegte. Beide wollen nun einen kompletten Neuanfang. Dazu gehört ihrer Meinung nach auch eine Namensände­rung. Sie nennen das Gasthaus jetzt Colosseum statt Schwarzer Adler. Doch damit mag sich mancher Vöhringer einfach nicht anfreunden.

Einige finden die Bezeichnun­g Colosseum nicht passend für das Traditions­gasthaus im Kulturzent­rum. Hört man sich auf den Straßen um, wollen nur wenige namentlich genannt werden. Der Einwohner Alois Heinrich steht zu seiner Meinung. Er sagt, dass er sich zwar freue, dass das Restaurant wiederbele­bt werde – doch der Name gefalle ihm nicht. „Ich freue mich, dass man nun wieder schön im Biergarten sitzen und sein Bier trinken kann. Aber muss das Haus unbedingt Colosseum heißen?“Früher, als das erste Pächterehe­paar Gabi und Gert Schulze das Lokal geführt hätte, sei es ein Aushängesc­hild für die Stadt gewesen, so Heinrich. „Nicht der Name war schuld, dass das Haus einen schlechten Ruf hatte, sondern die Personen, die dahinter standen“, ist er sich sicher.

Eine etwas andere Ansicht hat ein Rentner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Der Schwarze Adler war von jeher ein Kommunikat­ionspunkt der Stadt“, sagt er. „Aber wenn man dort was Leckeres essen kann und die Leute wieder kommen, ist es doch ganz gleich, wie das Lokal heißt. Wichtig ist doch, dass die Vöhringer die neue Gaststätte annehmen.“

Bürgermeis­ter Karl Janson sagt auf Anfrage: „Wir sollten froh sein, dass wir Pächter gefunden haben.“Und weiter: „Wir können natürlich auch weiterhin einen leer stehenden Schwarzen Adler haben.“Auch für Janson ist es unstrittig, dass in der Branche und bei den Gästen der Begriff Schwarzer Adler negativ besetzt sei. Den Namen sollte man allerdings den Pächtern überlassen, sie müssten sich schließlic­h mit ihrem Geschäft identifizi­eren, stellt der Bürgermeis­ter klar. „Alles andere wäre Nostalgie“, sagt Janson. Der Titel Schwarzer Adler passe auch überhaupt nicht zum Speisenang­ebot, das aus mediterran­er und asiatische­r Küche besteht.

Janson verweist auf das Sendener Lokal im Bürgerhaus. Da gebe es jetzt ein indisches Restaurant, Maharaja genannt. Und dort laufe es entgegen aller Erwartunge­n gut. „Ich schlage vor, wir geben den Pächtern erst einmal eine Chance und zerreden nicht schon vorher die Sache.“Zumal die Namensände­rung bewusst gewählt wurde – die Pächter wollten sich damit vom ehemaligen Schwarzen Adler und der negativen Vorgeschic­hte absetzen. Und: Beide Pächter waren sich einig, dass die halbrunde Form des Wolfgang-Eychmüller-Hauses zur Illerstraß­e hin an die Rundung des Colosseums in Rom erinnert. „Es war unser Wunsch, es so zu nennen“, sagt Nguyen, „denn jetzt beginnt eine neue Ära.“

Beide Gastronome­n wollen, wie berichtet, eine Mischung aus mediterran­er und chinesisch­er Küche anbieten und auch Schwäbisch­es nicht vergessen. Eröffnet werden soll das Restaurant Colosseum voraussich­tlich in der ersten Maiwoche.

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Foto: Ursula K. Balken Die Rundung des Kulturzent­rums erinnert die neuen Pächter an das Colosseum in Rom. Deshalb wurde dieser Name für das Gasthaus gewählt.

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