Colosseum statt Schwarzer Adler: Ärger um Namen
Gastronomie Ein Pächterduo wagt im Vöhringer Kulturzentrum einen Neuanfang. Was der Bürgermeister dazu sagt
Vöhringen Als im vergangenen Jahr der Pächter des Schwarzen Adlers das Handtuch geworfen hat, war das Bedauern in Vöhringen groß. Einen Nachfolger zu finden, gestaltete sich, wie berichtet, schwierig. Niemand wollte ein Risiko mit dem Restaurant eingehen. Bis das Ulmer Gastronomenduo Antonio Malizia und Than Nhan Nguyen Interesse bekundete und ein für den Stadtrat schlüssiges Konzept vorlegte. Beide wollen nun einen kompletten Neuanfang. Dazu gehört ihrer Meinung nach auch eine Namensänderung. Sie nennen das Gasthaus jetzt Colosseum statt Schwarzer Adler. Doch damit mag sich mancher Vöhringer einfach nicht anfreunden.
Einige finden die Bezeichnung Colosseum nicht passend für das Traditionsgasthaus im Kulturzentrum. Hört man sich auf den Straßen um, wollen nur wenige namentlich genannt werden. Der Einwohner Alois Heinrich steht zu seiner Meinung. Er sagt, dass er sich zwar freue, dass das Restaurant wiederbelebt werde – doch der Name gefalle ihm nicht. „Ich freue mich, dass man nun wieder schön im Biergarten sitzen und sein Bier trinken kann. Aber muss das Haus unbedingt Colosseum heißen?“Früher, als das erste Pächterehepaar Gabi und Gert Schulze das Lokal geführt hätte, sei es ein Aushängeschild für die Stadt gewesen, so Heinrich. „Nicht der Name war schuld, dass das Haus einen schlechten Ruf hatte, sondern die Personen, die dahinter standen“, ist er sich sicher.
Eine etwas andere Ansicht hat ein Rentner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Der Schwarze Adler war von jeher ein Kommunikationspunkt der Stadt“, sagt er. „Aber wenn man dort was Leckeres essen kann und die Leute wieder kommen, ist es doch ganz gleich, wie das Lokal heißt. Wichtig ist doch, dass die Vöhringer die neue Gaststätte annehmen.“
Bürgermeister Karl Janson sagt auf Anfrage: „Wir sollten froh sein, dass wir Pächter gefunden haben.“Und weiter: „Wir können natürlich auch weiterhin einen leer stehenden Schwarzen Adler haben.“Auch für Janson ist es unstrittig, dass in der Branche und bei den Gästen der Begriff Schwarzer Adler negativ besetzt sei. Den Namen sollte man allerdings den Pächtern überlassen, sie müssten sich schließlich mit ihrem Geschäft identifizieren, stellt der Bürgermeister klar. „Alles andere wäre Nostalgie“, sagt Janson. Der Titel Schwarzer Adler passe auch überhaupt nicht zum Speisenangebot, das aus mediterraner und asiatischer Küche besteht.
Janson verweist auf das Sendener Lokal im Bürgerhaus. Da gebe es jetzt ein indisches Restaurant, Maharaja genannt. Und dort laufe es entgegen aller Erwartungen gut. „Ich schlage vor, wir geben den Pächtern erst einmal eine Chance und zerreden nicht schon vorher die Sache.“Zumal die Namensänderung bewusst gewählt wurde – die Pächter wollten sich damit vom ehemaligen Schwarzen Adler und der negativen Vorgeschichte absetzen. Und: Beide Pächter waren sich einig, dass die halbrunde Form des Wolfgang-Eychmüller-Hauses zur Illerstraße hin an die Rundung des Colosseums in Rom erinnert. „Es war unser Wunsch, es so zu nennen“, sagt Nguyen, „denn jetzt beginnt eine neue Ära.“
Beide Gastronomen wollen, wie berichtet, eine Mischung aus mediterraner und chinesischer Küche anbieten und auch Schwäbisches nicht vergessen. Eröffnet werden soll das Restaurant Colosseum voraussichtlich in der ersten Maiwoche.