Wer wann zur Vorsorge muss
Früherkennung Bei Vorsorgeuntersuchungen können ernste Krankheiten entdeckt werden, noch bevor sie richtig ausbrechen. Die wichtigsten Routineuntersuchungen im Überblick
Augsburg Zum Arzt gehen viele Menschen nur, wenn sie wirklich krank sind. Ihnen graut vor schwieriger Terminfindung, überfüllten Praxen und langen Wartezeiten. Dabei ist Früherkennung gerade bei ernsthaften Krankheiten wie Krebs wichtig, um Chancen auf erfolgreiche Behandlung oder sogar Heilung zu haben. Roland Stahl, Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), sagt: „Vorsorgeuntersuchungen können Krankheiten nicht verhindern, helfen aber, sie rechtzeitig zu erkennen.“
Viele Krankheiten beginnen nämlich sehr unauffällig. Wenn Risiken rechtzeitig erkannt werden, können Beschwerden bestenfalls noch vermieden werden. Welchen Arzt Patienten zu Vorsorgeuntersuchungen konsultieren, dürfen sie selbst entscheiden, stellt Stahl klar. Er sagt aber auch: „Viele Vorsorgeuntersuchungen werden nur von den darauf spezialisierten Fachärzten durchgeführt.“Dabei sei auch individuelle Vorsorge wichtig. Das heißt: Welche Untersuchung wirklich notwendig ist, sollten Patienten direkt mit ihrem Arzt abstimmen.
Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen haben Anspruch auf Vorsorgeuntersuchungen, ohne dass für sie Kosten anfallen. Beim Zahnarzt ist die reine Kontrolle kostenlos, die Zahnreinigung und -behandlung aber meist nicht. Wir zeigen in der Übersicht, welche Untersuchungen für Männer und Frauen in welchen Altersklassen wichtig werden. Frauen ab 20 Jahren sollten zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs und anderen Krebserkrankungen der Genitalien einmal jährlich zur Routineuntersuchung beim Gynäkologen gehen. Dazu gehören die Untersuchung der Geschlechtsorgane und ein Gewebeabstrich vom Muttermund sowie aus dem Gebärmutterhalskanal.
Frauen bis 25 Jahre sollten einmal im Jahr beim Gynäkologen ein Chlamydien-Screening machen lassen. Die Infektion kann zu Kinderlosigkeit, Schwangerschaftskomplikationen und Infektionen der Neugeborenen führen.
Frauen ab 30 Jahren sollten jährlich zur Früherkennung von Brustkrebs gehen. Dabei tastet der Gynäkologe die Brust und die örtlichen Lymphknoten ab und erklärt der Patientin, wie sie ihre Brust selbst untersuchen kann.
Männer und Frauen ab 35 Jahren können sich seit 1. April nur noch alle drei Jahre zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Nierenerkrankungen von ihrem Hausarzt untersuchen lassen. Dabei ist eine Routineuntersuchung des Körpers sowie eine Kontrolle der Blutwerte vorgesehen. Auch der Urin wird auf Auffälligkeiten untersucht. Zudem sollten Männer und Frauen in diesem Alter mit den Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Hautkrebs beginnen. Dabei untersucht der Hautarzt die gesamte Haut nach Hinweisen auf Hautkrebs.
Männer ab 45 Jahren sollten zur Früherkennung von Krebserkrankungen von Prostata und äußerer Genitalien den Urologen aufsuchen. Der inspiziert und tastet äußere Geschlechtsorgane ab. Auch wird die Prostata untersucht, indem der Arzt den Enddarm abtastet. Er untersucht auch örtliche Lymphknoten.
Männer und Frauen ab 50 Jahren sollten einmal im Jahr die Gelegenheit zur Früherkennung von Darmkrebs nutzen. Bis zum 55. Geburtstag soll eine Stuhlprobe gemacht werden, um eventuell nicht sichtbares Blut im Stuhl zu identifizieren.
Frauen ab 50 Jahren sollten zur Früherkennung von Brustkrebs bis zum Ende ihres 70. Lebensjahres alle zwei Jahre ein MammographieScreening machen lassen. Bei der Untersuchung werden Röntgenaufnahmen der Brust gemacht.
Männer und Frauen ab 55 Jahren sollten zur Früherkennung von Darmkrebs zunächst einmalig eine Darmspiegelung machen lassen, um Veränderungen der Zellen noch vor dem Ausbruch einer Krebserkrankung festzustellen. Nach zehn Jahren steht zur weiteren Vorsorge eine zweite Darmspiegelung an.
Männer ab 65 Jahren sollten sich zudem einmalig um eine Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Bauchaorten-Aneurysmen bemühen. Dabei wird per Ultraschalluntersuchung die Bauchschlagader auf Anomalitäten untersucht.
Intakter Impfschutz ist ein Leben lang wichtig. Dabei sind die ersten Monate im Leben eines Menschen die entscheidenden. Fast alle Impfungen erhält man im Säuglingsalter. Aber auch Erwachsene sollten auf den Impfschutz achten – und den Impfpass hin und wieder zur Kontrolle zum Hausarzt mitnehmen. Männer und Frauen ab 18 Jahren bekommen eine einmalige Impfung gegen Keuchhusten sowie alle zehn Jahre zur Auffrischung eine Impfung gegen Diphtherie und Tetanus. Eine Masernimpfung ist nötig für alle nach 1970 Geborenen, die noch nicht oder nur einmal in der Kindheit geimpft wurden, und für Erwachsene mit unklarem Impfstatus. Erwachsenen ab 60 Jahren empfiehlt die Kassenärztliche Bundesvereinigung, sich einmal im Jahr gegen Grippe impfen zu lassen. Einmalig sollten Senioren eine Impfung gegen Pneumokokken erhalten.
Zahn-Vorsorge heißt für Kinder bis sechs Jahre, insgesamt drei Mal zum Zahnarzt zu gehen. Kinder ab sechs Jahren sowie Jugendliche und Erwachsene sollten zweimal im Jahr auf Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten inspiziert werden. Ihre Fragen beantworten Versicherungsexperte Andreas Hahn, Dieter Rieger (Landesamt für Umwelt) und Peter Klipp (Stiftung Warentest).
Die Rufnummern finden Sie in unserer Ausgabe am Dienstag.