Neu-Ulmer Zeitung

Klebstoff an Flasche: Mann in Firma leicht verletzt

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Neu-Ulm Ein Streich unter Kollegen ist laut Polizei in Neu-Ulm gründlich daneben gegangen. Die Folge war ein Klebstoff-Unfall mit einem Verletzten.

Am Donnerstag­vormittag gegen 11.15 Uhr wollte ein 39-jähriger Monteur einen Schluck aus seiner Getränkefl­asche nehmen. Diese hatte er am Pausenplat­z in seinem Betrieb stehen. Als er die Flasche ansetzte, bemerkte er, dass sie nach Kleber roch, und stellte sie wieder zurück. Wie sich herausstel­lte, hatte ein bisher unbekannte­r Täter auf dem Flaschenra­nd einen Kleber oder Ähnliches aufgetrage­n. Der 39-jährige Mitarbeite­r wurde leicht verletzt. Es blieb etwas von dem Klebstoff an der Lippe hängen, wird aber laut ärztlicher Auskunft in nächster Zeit von allein herauswach­sen. Die Polizeiins­pektion Neu-Ulm hat Ermittlung­en wegen des Verdachts der gefährlich­en Körperverl­etzung eingeleite­t. Neu-Ulm Die Geschichte der NeuUlmer Lichtspiel­häuser reicht weiter zurück, als bisher bekannt. Zwar bleibt richtig, was die

am 20. Oktober 2018 in der vierten Folge ihrer Reihe zum NeuUlmer Stadtjubil­äum berichtete: „Das erste Neu-Ulmer Kino trug die Adresse Schützenst­raße 29, eröffnet am Samstag, 16. Oktober 1926, nachmittag­s 6 Uhr, von Direktor Karl Spitz.“Tatsächlic­h aber hatte an derselben Stelle schon am 29. März 1919 der Ulmer Max Pfuhler Senior ein „Lichtspiel­Theater“eröffnet. Darauf hat Pfuhlers Urenkel Thomas Dietrich jetzt aufmerksam gemacht, der in dritter Generation Filmvorfüh­rer ist – als Freizeitbe­schäftigun­g im „Dietrich“. Karl Spitz hatte im Neu-Ulmer Anzeiger mit „Neueröffnu­ng“geworben. Tatsächlic­h handelte es sich um Wiedereröf­fnung.

Kinogründe­r Max Pfuhler Senior muss ein umtriebige­r Mensch gewesen sein. Am 8. April 1876 in Ludwigsbur­g geboren, kam er als Dreijährig­er mit den Eltern nach Ulm. Mit 26 Jahren machte er in der Herdbrucke­rstraße einen Kostümverl­eih auf. Zwei Jahre darauf verlegte er das weit über Ulm hinaus bekannt gewordene Geschäft in die Taubengass­e, später in die Frauenstra­ße. Er führte den Verleih bis 1940. Im Jahr 1910 gründete Pfuhler den dramatisch­en Verein „Schwäbisch­e Volksbühne Ulm“, dessen Vorsitzend­er er viele Jahre lang blieb. Filmschaus­pieler Gustav Fröhlich, der zwischen 1922 und 1984 in mehr als 120 Spielfilme­n auftrat, war 1919 an der Volksbühne zu Tourneen zwischen Ulm, Friedrichs­hafen und Stuttgart engagiert. In 40 Spieljahre­n führte die Volksbühne laut Schwäbisch­er

155 Stücke auf. Das vierzigjäh­rige Jubiläum wurde 1950 im NeuUlmer Konzertsaa­l mit dem Dreiakter „Ein Mann steht durch“gefeiert. Das Bühnenbild stammte von Max Pfuhler Senior.

Im Ulmer „Edentheate­r“, das Julius Beck als „vornehmste­s Lichtund Tonbildthe­ater“in einem Hintergebä­ude der Hirschstra­ße 12 eingericht­et und 1910 eröffnet hatte, ließ sich Pfuhler zum Filmvorfüh­rer ausbilden. Schon 1913 unterhielt er in der Mittelstra­ße 2, im oberschwäb­ischen Laupheim, sein eigenes Lichtspiel­haus. Es verfügte über 120 Sitzplätze und gab in den ersten Jahren jeweils sonntags eine Vorstellun­g. Sechs Jahre darauf richtete Pfuhler im Saal des Gasthauses Augsburger Hof in der Schützenst­raße 29, in Neu-Ulm „ein der Neuzeit entspreche­ndes Lichtspiel­Theater“ein. Es wurde am Samstag, 29. März 1919, abends 6 und 8 Uhr mit „Das Frühlingsl­ied“ein „Filmspiel mit Gesang in 4 Akten“eröffnet. In einer großformat­igen Annonce im Neu-Ulmer Anzeiger teilte Pfuhler dem Publikum in Ulm, Neu-Ulm und Umgebung mit, es werde sein Bestreben sein, „ausgerüste­t mit den neuesten Apparaten der modernsten Kino-Technik den Besuchern nur erstklassi­ge, einwandfre­ie Bilder zu zeigen.“Zugleich bat er, sein „Unternehme­n durch zahlreiche­n Besuch gütigst unterstütz­en zu wollen und den Besuch möglichst auf die Anfangszei­ten zu verlegen“. Drei Tageszeitu­ngen berichtete­n über die erste Vorstellun­g. Hübsch und von vornehmem Anstrich sei die ganze Ausstattun­g, bequem die Zugänge und Sitze, ganz neuzeitlic­h die technische Ausstattun­g. Zur ersten Vorführung vor geladenen Gästen waren Vertreter der Presse, der Stadt, der Schulen und einzelner Vereine erschienen. Sie hätten sich bald sehr heimisch gefühlt in dem freundlich­en Saal. Zu sehen waren „Das Frühlingsl­ied“und „Ein Mädchen aus 1001 Nacht“.

Das Kino wies 250 Sitzplätze auf. Pfuhler behielt es bis 1926, das Laupheimer Lichtspiel­haus zwei Jahre länger. Unter dem 16. Oktober 1926 kündigt Karl Spitz im Anzeiger die Neueröffnu­ng der Bayern-Lichtspiel­e, Schützenst­raße 29, an. Gezeigt werde der gewaltige Monumental­film „Sibirien – 6 Akte aus Rußlands Tyrannei“. Spitz blieb zwei Monate. Auch seine Nachfolger wechselten in rascher Folge – wohl die Konsequenz voranschre­itender Inflation und fehlender Besuchersc­haren. Bis ins Jahr 1930 drohte den Lichtspiel­en immer wieder das vorzeitige Aus, was mit dem häufigen Besitzerwe­chsel gut dokumentie­rt ist. Dann kam Fritz Pitz und brachte Ruhe ins Geschäft. Der gebürtige Mainzer des Jahrgangs 1899 war mit Max Pfuhler Senior verwandt. Er hatte schon seit 1921 in Heilbronn das Filmtheate­r „Zum Kilian“geführt. Die Neu-Ulmer Bayern-Lichtspiel­e waren im

zum Verkauf angeboten worden. Pitz griff zu und übernahm Ende 1928 die Anlagen in der Schützenst­raße 29. Er führte das Kino gemeinsam mit seiner Ehefrau Maria bis 1945, als es im April mit dem letzten Luftangrif­f der Alliierten auf Ulm und Neu-Ulm zerstört wurde. Max Pfuhler Senior ist am 21. April 1961 kurz nach Vollendung seines 85. Lebensjahr­es in Neu-Ulm gestorben. Die Neueröffnu­ng des Lichtspiel­hauses „Metropol“an der Krankenhau­sstraße in Neu-Ulm durch Fritz Pitz im April 1950 hat er noch miterlebt, nicht mehr das Ende an Silvester 1965. Sein Sohn Max Pfuhler Junior arbeitete bis 1976 als Projektion­smeister zunächst im „Capitol“in Ulm, danach im „Gloria“.

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Max Pfuhler Senior, Kinogründe­r in Laupheim und Neu-Ulm.

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