Neu-Ulmer Zeitung

Die Ludwigsbur­ger Giftzwerge

- VON PIT MEIER

Basketball-Bundesliga Der Ulmer Gegner hat mit Marcos Knight jetzt noch einen Spieler, der eigentlich zu klein ist. Aber er bringt trotz eines zweifelhaf­ten Rufs seine Leistung

Ulm So hart geht Thorsten Leibenath mit der Mannschaft selten ins Gericht. Nach dem Heimauftri­tt gegen Ludwigsbur­g im November des vergangene­n Jahres bescheinig­te der Trainer von Ratiopharm Ulm seinem Personal, dass es „einen absoluten Dreck“gespielt habe. Das sagte er gleich zweimal. Außerdem sprach Leibenath von einer „absoluten Frechheit“. Vor dem letzten Viertel lagen die Ulmer damals hoch mit 52:74 zurück. Es lag unter anderem an Per Günther und seinen zehn Punkten, die er im letzten Spielabsch­nitt zu einem 18:0-Lauf beisteuert­e, dass das Endergebni­s von 82:91 wenigstens im erträglich­en Rahmen blieb. Der direkte Vergleich ist deswegen durchaus noch ein Thema vor dem Rückspiel in Ludwigsbur­g am Sonntag (15 Uhr).

Ob Per Günther dann dabei ist, das ist sehr fraglich. Leibenath schließt es nicht aus, aber genaue Informatio­nen zum Gesundheit­szustand einzelner Spieler gibt es wie in Ulm üblich nicht. Der Kapitän musste sich bekanntlic­h einer Arthroskop­ie am Knie unterziehe­n. Von Vereinssei­te war damals von einer Routinemaß­nahme die Rede und davon, dass Günther wohl nicht lange ausfallen wird. Das ist inzwischen fünfeinhal­b Wochen her. Ganz so harmlos war der Eingriff also vermutlich doch nicht.

Der kleinste Ulmer ist also im Krankensta­nd, der Gegner hat sich unterdesse­n die Dienste eines weiteren Giftzwergs gesichert. Mit dem nur 1,68 Meter großen Jordan Crawford haben die Ludwigsbur­ger ohnehin schon den kleinsten Spieler der Basketball-Bundesliga im Kader. Im Januar kam dann auch noch Marcos Knight zum Verein aus der Barockstad­t. Der ist zwar großzügig gerechnet 20 Zentimeter länger als Crawford und er genießt einen etwas zweifelhaf­ten Ruf, seit er sich Presseberi­chten zufolge vor gut drei Jahren im Stil der Dortmunder Fußballpro­fis Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembélé einen Wechsel von Heidelberg nach Jena mehr oder weniger erstreikt hat. Aber Knight hat auch andere Aufgaben als Crawford. Er ist unter anderem zuständig für die Rebounds und von denen schnappt er sich im Schnitt mehr als sechs pro Spiel. Mit fast 18 Punkten ist er zudem der mit Abstand beste Werfer seiner Mannschaft. Thorsten Leibenath sagt anerkennen­d: „Er ist eigentlich zu klein für die Dinge, die er macht.“Ein Typ wie Jeff Gibbs also, der in den Jahren 2005 bis 2009 für Ratiopharm Ulm gespielt hat. Der zweifelhaf­te Ruf von Marcos Knight dürfte den Ludwigsbur­gern angesichts seiner Statistike­n gleichgült­ig sein.

Eine andere Statistik sollte eigentlich vor dem Spiel am Sonntag den Ulmern Mut machen. Sie sind schließlic­h die Mannschaft, die in der Liga die meisten Freiwürfe bekommt und Ludwigsbur­g begeht die meisten Fouls. Auf die Schiedsric­hter will sich aber Thorsten Leibenath nach den Erfahrunge­n beim Nachholspi­el in Berlin am vergangene­n Dienstag nicht mehr verlassen müssen. Dass die Ulmer nach drei starken Vierteln im Schlussabs­chnitt mehr als acht Minuten keinen einzigen Punkt mehr machten und letztlich mit 81:92 verloren, das liegt nach Leibenaths Überzeugun­g auch an den Entscheidu­ngen der Schiris: „Da wurde mit zweierlei Maß gemessen. Ich würde die Berliner gerne zum Sieg beglückwün­schen, aber das wäre nicht ganz aufrichtig.“

Per Günthers Pause dauert schon fünfeinhal­b Wochen

 ?? Foto: Imago/Masterpres­s ?? Zwei Ludwigsbur­ger Basketball-Zwerge, die sich gut verstehen: Der nur 1,68 Meter große Jordan Crawford (links) und sein großzügig gemessen immerhin 20 Zentimeter längerer Mannschaft­skamerad Marcos Knight.
Foto: Imago/Masterpres­s Zwei Ludwigsbur­ger Basketball-Zwerge, die sich gut verstehen: Der nur 1,68 Meter große Jordan Crawford (links) und sein großzügig gemessen immerhin 20 Zentimeter längerer Mannschaft­skamerad Marcos Knight.

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