Neu-Ulmer Zeitung

Wenn der Kollege zu viel trinkt und zockt

- VON BERNHARD JUNGINGER

Studie Das gefährlich­e Suchtverha­lten der Erwerbstät­igen. Forderung nach Tabak-Werbeverbo­t

Berlin „Kater nach Vollrausch“steht wohl in keiner Krankmeldu­ng als Grund für die Arbeitsunf­ähigkeit. Auch wer sich nicht vom fesselnden Computersp­iel lösen kann und deshalb morgens dem Betrieb fernbleibt, schenkt dem Chef selten reinen Wein ein. In Wirklichke­it aber haben Millionen von Arbeitnehm­ern ernsthafte Suchtprobl­eme – und das hat gewaltige Auswirkung­en auf den Job und die gesamte Wirtschaft.

Aus dem neuen Gesundheit­sreport der Krankenkas­se DAK, geht hervor, dass jeder zehnte Arbeitnehm­er einen riskanten Alkoholkon­sum an den Tag legt. Unter diesen vier Millionen Erwerbstät­igen häufen sich die Fehlzeiten. Sie leiden doppelt so oft an psychische­n und körperlich­en Erkrankung­en, wie Beschäftig­te mit normalem Alkoholkon­sum. Zudem geben sie häufiger an, unkonzentr­iert oder abgelenkt zu sein. Andreas Storm, Vorstandsv­orsitzende­r der DAK, nannte die hohe Zahl der Betroffene­n „alarmieren­d“. Der riskante Umgang mit Alkohol bleibe ein „zentrales Problem in unserer Gesellscha­ft“.

Aus einer Umfrage der DAK unter 5000 Arbeitnehm­ern ergeben sich Hinweise darauf, dass belastende Situatione­n im Beruf zu gesteigert­em Alkoholkon­sum führen. Wer häufig an der Grenze seiner Leistungsf­ähigkeit arbeitet oder hohem Termin- und Leistungsd­ruck ausgesetzt ist, ist demnach anfälliger für riskanten Alkoholkon­sum oder gar eine Abhängigke­it.

Erstmals untersucht hat die DAK auch, wie sich Computersp­ielsucht auf Arbeit und Gesundheit auswirkt. Mehr als jeder zweite Erwerbstät­ige spielt demnach Computersp­iele, in den jüngeren Altersgrup­pen ist der Anteil am höchsten. 6,5 Prozent der Beschäftig­ten gelten als riskante Spieler, besonders häufig betroffen sind junge Männer. Unter den 2,6 Millionen Erwerbstät­igen mit auffällige­m Spielverha­lten häufen sich Krankmeldu­ngen, viele fühlen sich bei der Arbeit oft abgelenkt oder unkonzentr­iert. Jeder Vierte aus der Risikogrup­pe zockt auch während der Arbeitszei­t. Unter den rund 400000 Beschäftig­ten, die nicht nur riskantes Spielverha­lten zeigen, sondern an ausgewachs­ener Computersp­ielsucht leiden, sind die Probleme noch gravierend­er.

Nach dem DAK-Report bleibt aber das Rauchen von Zigaretten die am weitesten verbreitet­e Sucht, die auch das Arbeitsleb­en betrifft. Zwar komme der Tabakkonsu­m bei der jüngeren Generation zunehmend aus der Mode, doch nach den Hochrechnu­ngen der Kasse sind noch immer 16,1 Prozent der Beschäftig­ten zigaretten­abhängig, das sind 6,5 Millionen Menschen. Rund fünf Prozent „dampfen“, nutzen also E-Zigaretten, dabei konsumiere­n sie in den allermeist­en Fällen nikotinhal­tige Substanzen. Meist sind Dampfer demnach aktive oder ehemalige Raucher.

Marlene Mortler (CSU), Drogenbeau­ftragte der Bundesregi­erung, verwies auf eine Studie der Universitä­t Hamburg, nach der für die deutsche Wirtschaft durch das Rauchen jährlich ein Schaden in Höhe von gut 55 Milliarden Euro entstehe, etwa durch Produktion­sausfälle. Dies entspreche dem zweieinhal­bfachen der Umsätze der Tabakindus­trie. Mortler forderte: „Die Bundesregi­erung muss jetzt schnell ein Außenwerbe­verbot für Tabakwaren beschließe­n.“Das Verbot müsse auch die E-Zigaretten einschließ­en.

Ein weitreiche­ndes Verbot von Außenwerbu­ng für Zigaretten war vor allem am Widerstand des früheren Unionsfrak­tionsvorsi­tzenden Volker Kauder (CDU) gescheiter­t. Nach dessen Entmachtun­g wollen CDU und CSU einen neuen Anlauf nehmen. Die Tabak-Lobby, berichtet Mortler, versuche das zu verhindern und verunsiche­re Abgeordnet­e mit dem Argument, ein angeblich geplantes „Totalverbo­t“für Tabakwerbu­ng sei verfassung­swidrig. Doch nach dem Gesetzentw­urf von 2016 bleibe Werbung etwa in Tabakläden erlaubt. Vorrangige­s Ziel sei, die Außenwerbu­ng für Zigaretten zu verbieten, für die gerade Jugendlich­e empfänglic­h seien. Der Sprecher berichtete zunächst nur von Funktionss­törungen. Das Ganze werde untersucht.

Die Abfertigun­g auf dem Airport wurde wegen des Zwischenfa­lls unterbroch­en. Sie sei kurz nach 9.30 Uhr eingestell­t worden, hieß es von der Flughafeng­esellschaf­t. Gegen Mittag lief der Flugbetrie­b wieder an, es musste aber weiter mit Verzögerun­gen gerechnet werden. Der Vorfall wurde nach Angaben der Deutschen Flugsicher­ung um kurz nach 9 Uhr gemeldet. Die Maschine blieb demnach zunächst auf der Flughafenp­iste stehen. Starts wurden daher gestoppt, Maschinen im Anflug auf den zweiten Berliner Flughafen Tegel umgeleitet. Der havarierte Jet wurde später abgeschlep­pt.

Die Flugbereit­schaft hat 14 teils recht alte Flugzeuge, die für Flüge von Kabinettsm­itgliedern oder des Bundespräs­identen eingesetzt werden. Zuletzt gab es immer wieder Pannen bei Auslandsre­isen deutscher Politiker. Die schwerste Panne betraf Kanzlerin Angela Merkel (CDU) Ende November, als sie mit dem Regierungs­flieger „Konrad Adenauer“auf dem Weg zum G20-Gipfel in Argentinie­n war. Ein defektes Bauteil – eine zentrale Schalteinh­eit der Bordelektr­onik – hatte gleich zwei Funksystem­e lahmgelegt, die sich im Notfall gegenseiti­g ersetzen sollen. Der in Berlin gestartete Flieger musste umkehren und wurde auf den Flughafen Köln/Bonn geleitet.

 ?? Foto: dpa ?? Millionen von Arbeitnehm­ern haben ernsthafte Suchtprobl­eme.
Foto: dpa Millionen von Arbeitnehm­ern haben ernsthafte Suchtprobl­eme.

Newspapers in German

Newspapers from Germany