Neu-Ulmer Zeitung

Jetzt sind die Experten gefragt

- VON DETLEF DREWES

Das Beispiel der belgischen Hauptstadt Brüssel lässt sich nicht auf andere Länder übertragen. Weil die Stadt seit Jahren nur Mobilfunkm­asten mit im EU-Vergleich extrem niedrigen Werten zulässt. Bevor ein Sturm der Entrüstung über möglicherw­eise zu hohe und gesundheit­srelevante Strahlenwe­rte von 5G-Sendemaste­n auftaucht, sind wissenscha­ftliche Studien notwendig – nichts anderes hatte die internatio­nale Allianz von Experten im vorigen Herbst gefordert. Und auch die Brüsseler Umweltmini­sterin verlangt zunächst einmal nur, dass keine Fakten geschaffen werden, bevor nicht unabhängig­e Wissenscha­ftler zu einem Urteil gekommen sind. Das ist gut so, auch wenn man sich mit Recht fragen kann, warum die Europäisch­e Kommission nicht früher auf die Idee gekommen ist, mögliche Risiken für Mensch und Umwelt abzuklären. Und auch dann wird erst noch zu fragen sein, ob man diese Einwirkung­en mindern kann, indem die Standorte für die neuen Sendemaste­n sehr behutsam und durchdacht ausgewählt werden.

Der starke Satz der belgischen Ministerin, die die Brüsseler Bewohner nicht als Versuchska­ninchen missbrauch­en will, ist eindrucksv­oll, aber ganz sicher nicht frei von Einflüssen des beginnende­n Wahlkampfe­s. Denn in dem Benelux-Land muss demnächst ein neues Parlament zusammenge­setzt werden – und noch ist völlig offen, wer dort am Ende eine regierungs­fähige Mehrheit zusammenbe­kommt.

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