Jetzt sind die Experten gefragt
Das Beispiel der belgischen Hauptstadt Brüssel lässt sich nicht auf andere Länder übertragen. Weil die Stadt seit Jahren nur Mobilfunkmasten mit im EU-Vergleich extrem niedrigen Werten zulässt. Bevor ein Sturm der Entrüstung über möglicherweise zu hohe und gesundheitsrelevante Strahlenwerte von 5G-Sendemasten auftaucht, sind wissenschaftliche Studien notwendig – nichts anderes hatte die internationale Allianz von Experten im vorigen Herbst gefordert. Und auch die Brüsseler Umweltministerin verlangt zunächst einmal nur, dass keine Fakten geschaffen werden, bevor nicht unabhängige Wissenschaftler zu einem Urteil gekommen sind. Das ist gut so, auch wenn man sich mit Recht fragen kann, warum die Europäische Kommission nicht früher auf die Idee gekommen ist, mögliche Risiken für Mensch und Umwelt abzuklären. Und auch dann wird erst noch zu fragen sein, ob man diese Einwirkungen mindern kann, indem die Standorte für die neuen Sendemasten sehr behutsam und durchdacht ausgewählt werden.
Der starke Satz der belgischen Ministerin, die die Brüsseler Bewohner nicht als Versuchskaninchen missbrauchen will, ist eindrucksvoll, aber ganz sicher nicht frei von Einflüssen des beginnenden Wahlkampfes. Denn in dem Benelux-Land muss demnächst ein neues Parlament zusammengesetzt werden – und noch ist völlig offen, wer dort am Ende eine regierungsfähige Mehrheit zusammenbekommt.