Uzin Utz jagt den nächsten Rekord
Wirtschaft 2018 trübte der millionenschwere Ausgleich für einen Fehler den Gewinn, in diesem Jahr will der Ulmer Spezialist für Bodensysteme wieder einen Rekordumsatz erreichen. Und es gibt weitere gute Nachrichten
Ulm Noch acht gute Monate fehlen der Uzin Utz AG zum großen Ziel: Einen Umsatz von 400 Millionen Euro will der Bauchemiespezialist bis Ende des Jahres erreichen, diese Marke haben sich die Ulmer 2016 gesetzt. Und sie ist in Reichweite. Knapp 55 Millionen Euro beziehungsweise rund 15 Prozent Zuwachs müsste das einzige börsennotierte Unternehmen der Region in diesem Jahr erreichen. Zum Vergleich: 2018 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um knapp 50 Millionen Euro beziehungsweise 16,9 Prozent. Nach den Ergebnissen des ersten Quartals sei er sehr zuversichtlich, dass das Unternehmen das Ziel seiner Wachstumsstrategie erreichen könne, sagte Finanzvorstand Heinz Leibundgut, der die Zahlen bei der Bilanzpressekonferenz am Dienstag vorstellte.
Vor knapp einem Jahr übernahm der Schweizer Leibundgut gemeinsam mit Julian und Philipp Utz die Führung des Unternehmens. Eines ist dabei gleich geblieben: Der Bauchemiehersteller meldet fast nur Rekordzahlen. Der Umsatz ist um 49,9 Millionen Euro auf 345,7 Millionen Euro gestiegen, die Aktionäre sollen von diesem Rekordwert genauso stark profitieren wie 2018: Die Dividende soll zum dritten Mal in Folge 1,30 Euro betragen.
Eine Zahl trübt das positive Gesamtbild. Der Gewinn des Jahres 2018 beträgt 20,9 Millionen Euro – und liegt damit unter dem des Vorjahrs (24,4 Millionen Euro). Ein guter Wert sei das dennoch, sagte Leibundgut und verwies auf den durchschnittlichen Gewinn der fünf Jahre davor. Dieser sei mit 19,9 Millionen Euro etwas niedriger als der des Jahres 2018. Dazu kommt, dass ein „Sondereinfluss“den Konzern
Geld gekostet hat. 3,6 Millionen Euro habe Uzin nach einem Beratungsfehler an einen Kunden bezahlt. „Das Produkt ist gut, aber es ist am falschen Ort eingesetzt worden“, berichtete Leibundgut. Mehr verriet er nicht. Man habe sich mit dem Kunden einvernehmlich geeinigt und Stillschweigen vereinbart – auch, um längere Gerichtsverfahren zu vermeiden. Der Fehler selbst, sagte Leibundgut, liege schon einige Zeit zurück. Auch wenn der „Sondereinfluss“die Bilanz verschlechviel
terte, spricht der Schweizer von einem erfolgreichen Jahr, das man einer klaren Strategie verdanke.
Zu der gehört, dass Uzin verstärkt auf ausländische Märkte setzt. Deren Anteil ist um 3,4 Prozent auf 62,3 Prozent gestiegen. „Da geht es in die richtige Richtung. Wir wollen uns vom deutschen Markt lösen“, kommentierte Leibundgut. Der Absatz im Inland bleibe wichtig, doch Uzin verspricht sich unter anderem in Amerika viel Wachstum. Das Potenzial habe sich schon 2018 gezeigt, berichtete der Finanzvorstand. Das Umsatzplus verdankt das Unternehmen seiner Tochter Uzin Utz South Pacific, dem Geschäft in Nordamerika und der Fliesenkleber-Marke Codex, für die der Konzern 2018 ein neues Werk gebaut hat. Aber auch die drei neuen Tochtergesellschaften leisteten ihren Beitrag: Zwei niederländische Großhandelsgesellschaften, die Uzin zur Marke INTR (sprich: Inter) verschmolzen hat und der Werkzeughersteller Pajarito aus Mettmann in NordrheinWestfalen. Weitere Zukäufe sind nicht ausgeschlossen – und dürften für das Umsatzziel 400 Millionen Euro notwendig sein, wie Leibundgut einräumte. Konkretes gebe es noch nicht. Für den Finanzvorstand ist die 400-Millionen-Euro-Marke nicht in Stein gemeißelt, aber: „Wir halten an dem Ziel fest. Ob es auf den Punkt genau reicht oder nahezu, werden wir sehen.“
Mit dem Konzern wächst auch die Zahl der Mitarbeiter. Fast 1300 Menschen arbeiten für die Ulmer und ihre Tochtergesellschaften, etwas mehr als die Hälfte in Deutschland. Die Angestellten sind hoch zufrieden, wie Leibundgut stolz verkündete: 95 Prozent der Innendienstmitarbeiter hätten in einer Umfrage Anfang des Jahres angegeben, sie würden den Konzern sicher oder sehr wahrscheinlich wieder als Arbeitgeber wählen, im Außendienst seien es sogar 100 Prozent gewesen. Die Antworten, berichtete Leibundgut, seien noch einmal besser ausgefallen als bei der bis dahin letzten Umfrage 2010.