Ein Sonnenschein von 90 Jahren
Jubilar Nersingens Zweiter Bürgermeister Xaver Gegenfurtner feiert mit vielen Weggefährten und Freunden seinen 90. Geburtstag – und beweist bei seiner Rede seine typisch spitzbübische Art
Nersingen Eigentlich ist es Xaver Gegenfurtner gewohnt, dass er den Bürgern Nersingens Glückwünsche zum Geburtstag überbringt. Das ist eine seiner Aufgaben als Zweiter Bürgermeister – und eine die ihm auch sehr viel Spaß macht und ihm viel bedeutet, wie er selbst sagt. Dieses Mal aber war es andersherum: Am Samstag wurde Gegenfurtner 90 Jahre alt – und das feierten zahlreiche Weggefährten aus Politik und dem Gemeindeleben, Vereine und Freunde mit ihm am Montag in der Gemeindehalle.
Bürgermeister Erich Winkler bezeichnete den 90-Jährigen als „allseits beliebten und geschätzten Bürger in der Gemeinde“und zählte dessen großen Einsatz im Vereinsleben auf – denn hier gibt es kaum eine Einrichtung, bei der sich der 90-Jährige nicht in irgendeiner Weise engagiert oder engagiert hat Infokasten). Für seine langjährigen Verdienste ernannte der Rathauschef Gegenfurtner zudem zum Ehrenbürger der Gemeinde Nersingen. Denn: „Nersingen ohne Xaver Gegenfurtner ist schlichtweg nicht vorstellbar.“Zum Schluss richtete Bürgermeister Winkler ganz persönliche Worte an den Jubilar: „Ich bin mir sicher: Ohne dein Zutun wäre ich nicht der, der ich heute bin – und ich wäre vor allem nicht, was ich heute bin.“
Auch Landrat Thorsten Freudenberger berichtete von seiner persönlichen Beziehung zu Gegenfurter – und über ihre ersten Begegnungen. Freudenberger war damals 24 Jahre alt und Kreisgeschäftsführer der CSU. „Eine der Aufgaben war es, Plakate im ganzen Landkreis zu den Ortsvorsitzenden zu fahren.“Bei den meisten habe er die „übliche schwäbische Freundlichkeit“erlebt, erzählte er und lachte. „Bei Xaver war das anders. Und obwohl ich so jung war – jedes Mal, wenn ich zu dir nach Oberfahlheim kam, haben wir immer ein Schwätzchen gehalten.“So habe sich Gegenfurtner, zu diesem Zeitpunkt pensionierter Lehrer, über Freudenbergers Lehramtsstudium informiert. Besonders bewundernswert sei, „dass du immer wusstest und weißt, was du willst – ohne zuviel zu wollen.“Der 90-Jährige sei ein „Vorbild für alle, die sich ehrenamtlich engagieren“.
Seinen Charme und seine spitzbübische Art, wie sie bei weiteren Grahervorgehoben wurden, bewies Gegenfurtner bei seiner eigenen Rede. Er erzählte, wie er als ältester von fünf Söhnen in Edenstetten (Landkreis Deggendorf) aufwuchs und eigentlich wie sein Vater Schneider werden sollte, nach dessen Tod aber doch zum Studieren geschickt wurde. „Der Gemeindeschreiber sagte, wenn ich studieren gehe, bekommen wir Geld, wie bei einer Art Rente.“Und das war Getulationen genfurtner sowieso lieber, sein Traumberuf war Lehrer. Nach dem Reichsarbeitsdienst in Amberg und Nürnberg kam er eines Tages nach München. Dort machte er 1954 an der Ludwig-Maximilian-Universität sein Staatsexamen, ehe er Lehrer wurde und von 1962 bis 1992 in Ulm unterrichtete.
Ab 1963 wohnte er mit seiner Frau, später mit seinen zwei Kindern, in Oberfahlheim. Hier zog der 90-Jährige einen biblischen Vergleich: Auch Abraham sei lange gereist, bis er am Ende das gelobte Land gefunden habe. „Ist dieser Ort, sind diese Leute hier das gelobte Land?“, fragte Gegenfurtner, was ihm viele Lacher einbrachte – und seine Antwort auf die Frage viel Applaus: „Ich muss sagen: Ja – mit vollem Bewusstsein und mit vollem Herzen.“
Immer wieder streute Gegenfurtner bei seiner Rede Anekdoten ein, die die Gäste zum Schmunzeln brachten: Als er sich an der Realschule einfach zwei Klassenstufen höher einschrieb. „Ich hatte mich umgeschaut und dachte: Ich bin doch besser als der oder der.“Er erzählte auch davon, wie er als Lehrer einen Ferienkurs in England absolvierte, ihn der Unterricht aber nach zwei Wochen langweilte. Viel lieber wollte er mit den Menschen vor Ort sprechen. „Da hatte ich die glorreiche Idee: Ich gehe in die Kirche – da treffe ich auf jeden Fall alte Damen.“Später ging er einfach in ein Schuhgeschäft. „Die haben mir Schuhe zum Anziehen gebracht. Es hat keiner gepasst – ich wollte aber auch keine kaufen, sondern mich nur unterhalten.“
Seit 1972 sitzt Gegenfurtner für die CSU im Gemeinderat, wurde 1993 zunächst Dritter, 1996 Zweiter Bürgermeister. Den Posten hat er auch heute noch inne. Seit Langem übernimmt er die Aufgabe, Geburtstagsgratulationen zu überbringen, was ihm auch nach dem Tod seiner Frau geholfen habe. „So hatte ich meinen Weg gefunden.“Er habe die Leute „wirklich kennengelernt“und in sein Herz geschlossen, betonte er. „Ich freue mich immer, wenn ich jemandem gratulieren darf.“Das liege nicht zuletzt an der sehr guten Bewirtung, die er dabei immer bekomme, erzählte er und lachte. „Die besten Torten, die je in Nersingen und Umgebung gemacht wurden, werden mir vorgesetzt.“
Gegenfurtner ist jetzt Ehrenbürger der Gemeinde