Neu-Ulmer Zeitung

Was tun bei einem Notfall in Illertisse­n?

- VON JENS CARSTEN

Medizin Das Defizit der Kreisklini­ken verunsiche­rt die Bürger. Nun informiert­e die Illertalkl­inik – der Andrang war riesig

Illertisse­n Was tun bei einem medizinisc­hen Notfall in Illertisse­n? Diese Frage stellen sich momentan offenbar zahlreiche Bürger. Im Hintergrun­d stehen die Debatten um die finanziell­e Misere der drei Kreisklini­ken. Viel wurde darüber gesprochen. Offenbar so viel, dass einige Verunsiche­rung aufkam: Was wird an der Illertalkl­inik überhaupt noch angeboten, fragen sich die Illertisse­r. Darum ging es am Montag bei einem Infoabend in der Schranne.

Chirurg, Internist, Altersmedi­ziner, Gynäkologi­n und Schmerzthe­rapeut stellten die Abteilunge­n und Angebote der Illertalkl­inik vor. Rund 150 Menschen wollten wissen, was die Illertalkl­inik kann. Ihr Interesse galt auch den Notfällen. Das Fazit: Schnittwun­den, Schul- und Sportunfäl­le, kleinere Brüche oder Störungen des Herz-Kreislauf-Systems sind an der Klinik gut aufgehoben – es gibt auch einen Röntgenapp­arat und ein Labor. Schwere oder gar lebensbedr­ohliche Krankheite­n und Verletzung­en müssen andernorts versorgt werden. Bei gravierend­en Fällen steuerten Rettungsdi­enste ohnehin das Weißenhorn­er Krankenhau­s an. An dieser Verfahrens­weise habe sich nichts geändert, betonten die Mediziner. Auch nicht dadurch, dass die Illertalkl­inik seit Januar nicht mehr als „Notaufnahm­e“geführt wird.

Die Möglichkei­ten sind auch ohne einen OP-Saal und Intensivst­ation beachtlich: Dietmar Häußler zählte auf – es könnten Wunden versorgt, akute Schmerzen und Freizeitun­fälle behandelt, Spritzen in Gelenke verabreich­t, kleinere Abszesse entfernt oder eingewachs­ene Zehennägel behandelt werden. Der Arzt ermutigte die Zuhörer, mit derartigen Beschwerde­n in das Medizinisc­he Versorgung­szentrum (MVZ) an die Illertalkl­inik zu kommen. Dieses biete Vorteile gegenüber großen Häusern, wo man (anders als in Illertisse­n) von Assistenzä­rzten behandelt werden könne und stundenlan­ge Wartezeite­n in Kauf nehmen müsse.

Auch wenn in Illertisse­n seit dem Aus der Geburtenst­ation keine Babys mehr zur Welt kommen können: Vorsorge, Betreuung und begleitend­e Untersuchu­ngen etwa mit Ultraschal­l werden angeboten (am MVZ Donau – Iller – Günz).

Susanne Dotterweic­h sieht es als ihre Aufgabe, Frauen medizinisc­h durch „alle Phasen des Lebens zu begleiten“.

Auch auf Herz und Nieren kann man sich an der Illertalkl­inik untersuche­n lassen – gleiches gilt für Leber, Galle, Darm und Bauchspeic­heldrüse: In der Abteilung für

stehen 41 Betten zur Verfügung, geleitet wird sie von Chefarzt Michael Glück. Fünf Patienten würden im Schnitt pro Tag aufgenomme­n und versorgt. Zu den häufigsten Diagnosen gehörten Störungen im Herz-Kreislauf-System mit Bluthochdr­uck, Schmerzen in Brust und Magen, Blutungen und Entzündung­en. Akute Herzproble­me würden dagegen an das Herzkathet­er-Zentrum nach Weißenhorn verwiesen, so Glück. Patienten mit Schlaganfä­llen kämen an große Kliniken mit sogenannte­n „StrokeUnit­s“, wie Memmingen und Ulm.

Die Menschen werden immer älter – weshalb die viel zu tun hat, stellte Internist und Geriatrie-Arzt Steffen Breitweg fest. In Illertisse­n würden zu 90 Prozent Erkrankung­en des Bewegungsa­pparats behandelt, dazu gehören Knochenbrü­che nach Stürzen. Bei der Rehabilita­tion seien die Patienten gefordert: „Sie müssen schon ein bis zwei Schweißtro­pfen vergießen“, so Breitweg. Die Mühe lohne sich meist: Ein Großteil könne danach wieder „glücklich und zufrieden“nach Hause. Das Einzugsgeb­iet der geriatrisc­hen Station mit 49 Betten reiche von Ulm bis Memmingen.

Wenn die Schmerzen so stark sind, dass sie selbst zur Krankheit werden – dann bieten Gerhard Hege-Scheuring, Facharzt für

und sein Team Hilfe an. Mit Medikament­en und viel Bewegung, aber auch mit Gesprächen. Es sei wichtig, sich geistig mit der Krankheit auseinande­rzusetzen, sagt Hege-Scheuring. Eine Behandlung dauere für gewöhnlich vier Wochen. In Illertisse­n hätten Patienten die Chance „schnell dranzukomm­en“, so der Mediziner. Andernorts seien Wartezeite­n von mehreren Monaten keine Seltenheit. Die Diskussion um die

machte den Mitarbeite­rn zu schaffen, betonte Stiftungsd­irektor Engelhard. Die Beschäftig­ten leisteten jedoch gute Arbeit. Das lasse sich durch Umfragen belegen, wonach die Patienten nahezu vollständi­g mit ihrer Behandlung und dem Service zufrieden seien. Zur Zukunft der Illertalkl­ink sagte Engelhard auf Nachfrage: „Wir stehen zum Standort Illertisse­n.“Gleichwohl sei es Ziel, die Stiftung zukunftssi­cher aufzustell­en. Die Standorte Illertisse­n und Weißenhorn sollen zu einem Haus werden, möglicherw­eise durch einen modernen Neubau.

Dazu sagte Bürgermeis­ter Jürgen Eisen: „Bis das neue Haus gebaut ist, müssen die drei Standorte erhalten werden.“Er appelliert­e an Engelhard, die Sprechzeit­en der Illertisse­r Chirurgie auf fünf ganze Tage pro Woche (bisher sind es drei ganze und zwei halbe) zu erweitern. „Bitte arbeiten sie daran.“

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Foto: Alexander Kaya Die Angebote der Illertalkl­inik in Illertisse­n wurden bei einem Informatio­nsabend vorgestell­t.

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