Der Allgäuer im Eishockey-Tor
Porträt Dennis Endras geht mit Mannheim als großer Favorit in die Finalserie um die deutsche Meisterschaft. Der Durchbruch ist ihm in Augsburg gelungen
Dennis Endras hatte wie viele Eishockey-Fans in Deutschland ebenfalls dem AEV die Daumen gedrückt. Auf dass die Augsburger das Halbfinale gegen den EHC München um die deutsche Eishockey-Meisterschaft gewinnen und in die Endspielserie einziehen. Im Grunde konnte es dem Torhüter zwar egal sein, wen seine Mannschaft als Finalgegner vor die Nase gesetzt bekommt. Als souveräner Vorrunden-Primus gehen die Adler Mannheim sowieso als Favorit ins Finale. Aber die Sympathien gelten immer noch den Panthern, die knapp an München scheiterten. Im Curt-Frenzel-Stadion hatte der gebürtige Sonthofener national und international den Durchbruch geschafft.
2010 feierte zuerst Augsburg und schließlich ganz Deutschland ein Endras-Festival. Mit seinen Paraden
führte der Torwart die Panther zur Vizemeisterschaft. Bei der anschließenden Weltmeisterschaft in Mannheim und Köln führte die Nummer 44 den Gastgeber als Außenseiter auf Platz vier. Im Eröffnungsspiel stellten 77 803 Zuschauer in der Arena auf Schalke einen neuen Besucherrekord auf. Die Fans feierten Endras beim 2:1-Sieg gegen die USA. Anschließend wurde dem Schlussmann eine große Ehre zuteil: Er wurde zum MVP, zum wertvollsten Turnierspieler, gewählt.
Die weltbeste Liga horchte auf, doch den Versuch, in Nordamerika und der National Hockey League Fuß zu fassen, brach er nach wenigen Monaten ab. Mit der
Nationalmannschaft feierte er weiterhin Erfolge, zeigte allerdings auch, dass Allgäuer ihren eigenen Kopf haben. 2012 platzte ihm gleich mehrfach der Kragen. Im WM-Gruppenspiel gegen Norwegen fuhr der Schlussmann bereits nach fünf Minuten erstmals vom Eis. Seine Vorderleute spielten desolat, die Mannschaft lag zurück. Der umstrittene Bundestrainer Jakob Kölliker brachte Ersatzmann Kotschnew. Der erhoffte Weckruf blieb aus, das Debakel nahm seinen Lauf. 1:9 lag das Team nach zwei Dritteln zurück. Kölliker schickte Endras wieder vor das Eisengestänge. Fünf Minuten vor Schluss fuhr der 32-Jährige endgültig vom Eis und zertrümmerte wutentbrannt seine Kelle. Am Ende blamierte sich die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes mit 4:12. Endras zählt zu den deutschen Eishockey-Helden von 2018, die bei den Olympischen Winterspielen die Silbermedaille holten, wenngleich die Nummer eins Danny aus den Birken hieß. Auf den Münchner Schlussmann trifft der 33-Jährige ab Donnerstag im Meisterschaftsfinale. Der Kampf zwischen Mannheim und dem EHC wird auch zum Duell der beiden besten deutschen Torhüter.
Endras, der einen Vertrag bei den Adlern bis 2022 besitzt, ist mit seiner langjährigen Freundin Lisa inzwischen verheiratet. Im Sommer betreibt er ein Camp für talentierte Torhüter und geht ansonsten in den Allgäuer Bergen wandern oder radelt mit dem Mountainbike. Das Sommerprogramm muss noch warten. Zunächst will Endras mit den Adlern den Titel holen. Milan Sako