Gelassen durch den Stau
Ferien Die Autobahn ist rund um die Feiertage voll. Mit etwas Vorbereitung kann man aber Staufallen vermeiden. Und zudem gibt es der Erfahrung nach Tage, an denen weniger Fahrzeuge unterwegs sind
Berlin Gerade rund um die Osterfeiertage starten viele Familien und Paare in den Kurzurlaub. Die Autobahnen sind voll, der Stress-Pegel ist häufig hoch. Wir haben einige einfache Ratschläge zusammengestellt, damit man sich auf der Autobahn nicht zu sehr ärgern muss. Die Tipps stammen vom Auto Club Europa, dem ADAC, dem Automobilclub von Deutschland, dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat und dem Tüv.
Wann starte ich möglichst staufrei in den Urlaub?
Nicht fahren, wenn alle fahren. Also schon frühmorgens starten. Alternativ kann man auch abwarten, bis der Höchststand des Verkehrs erreicht ist und erst am späten Abend losfahren. Auch der Reisetag kann den Unterschied machen. Staus und stockender Verkehr haben zu Beginn des langen Osterwochenendes manchem Autofahrer die Nerven geraubt. Laut dem ADAC gab es an Gründonnerstag und Karfreitag auf vielen Autobahnen Probleme. Samstag und Ostersonntag werde es voraussichtlich ruhiger, sagte eine ADAC-Sprecherin. Am Ostermontag komme es dann wohl wieder zu Staus und Beeinträchtigungen. Generell gelten unter dem Jahr Dienstag und Mittwoch als Tage mit geringer Verkehrsdichte. Wer also nicht von Samstag auf Samstag buchen muss, sollte wochentags losfahren, wenn es sich dabei nicht gerade um den letzten Schul- oder ersten Ferientag handelt. Immer wichtig: Das Auto schon ein, zwei Tage vor Abfahrt volltanken, rechtzeitig packen und ausgeschlafen starten.
Was sollte an Bord sein?
Klingt einfach, benötigt aber trotzdem Vorbereitung: Besonders für längere Fahrten genügend Proviant und ausreichend Wasser mitnehmen, besonders für Kinder.
Wie kann ich mich schon vor der Reise auf Staus vorbereiten?
Die Route im Navi sollte beim Start schon programmiert und der Verkehrsfunk im Radio an sein. Mit Echtzeit-Infodiensten zur Verkehrslage und -führung, wie ihn viele Navis bieten, lassen sich Staus über alternative Routen umfahren. Um volle Raststätten und Parkplätze zu meiden, plant man am besten entlang der Route geeignete Pausenstationen abseits der Autobahn ein. Navis mit besagten Infodiensten können Stauwarnungen in Echtzeit liefern – ebenso wie SmartphoneApps wie Google Maps. Viele Dienste greifen aber auf die gleichen Infos zurück und schicken Autofahrer auf die gleiche Umfahrung – dort drohen dann auch Staus. Vorsichtshalber hat man am besten immer noch einen Straßenatlas oder eine Karte im Auto.
Lohnt sich das Abfahren von der Autobahn überhaupt?
Laut einigen Experten lohnt sich ein Abfahren von der Autobahn nur bei einer Vollsperrung oder wenn es der Verkehrsfunk ausdrücklich empfiehlt. Denn die Ausweichstrecken auf Landstraßen seien meist ebenso verstopft. Wer dennoch abfährt: Die Verkehrszeichen mit orangenem Pfeil auf weißem Grund geben sinnvolle Umleitungsempfehlungen.
Soll ich die Spur wechseln, wenn der Verkehr auf meiner stockt?
Das lohnt nicht. Denn wer dauernd die Spur wechselt, kommt laut Experten in der Regel nicht schneller voran. Ständige Spurwechsel können zudem für weitere Staus sorgen. Noch ein Nachteil: Jeder Spurwechsel ist ein Unfallrisiko.
Darf ich bei stockendem Verkehr rechts überholen?
Im Stau dürfen Autofahrer auf der rechten Spur überholen. Der Rechtsprechung zufolge gilt das aber nur, wenn der Verkehr auf der linken Spur steht oder sich dahinschleppt (höchstens 60 Kilometer pro Stunde). Die Differenzgeschwindigkeit darf zudem nicht mehr als 20 km/h betragen, sodass man auf der rechten Spur nicht schneller als 80 km/h fahren darf. Wer das nicht beachtet, riskiert 100 Euro Geldbuße.
Wann und wo muss eine Rettungsgasse gebildet werden?
Bereits bei stockendem Verkehr vor dem absoluten Stillstand. Der Korridor muss zwischen dem linken und den übrigen Fahrstreifen gebildet werden. Sonst drohen Bußgelder ab 200 Euro aufwärts.
Darf ich im Stau auf der Autobahn aussteigen?
Nein. Nur wer eine Unfallstelle sichern muss, darf die Fahrbahn betreten. Ansonsten sind 10 Euro Bußgeld fällig. Weder ein menschliches Bedürfnis noch das Wickeln eines Kindes stellen vom Gesetzgeber anerkannte Notfälle dar. Steht aber der Verkehr etwa bei einer Vollsperrung lange still, darf die Polizei Experten zufolge in aller Regel auf eine Anzeige verzichten, wenn jemand kurz aus seinem Auto aussteigt. Doch selbst dann bleibt das Betreten der Autobahn gefährlich: Denn durch die Rettungsgasse können immer Rettungsfahrzeuge nachrücken.
Darf ich auf der Standspur zur nächsten Ausfahrt rollen?
Nein. Wer das macht, riskiert ein Bußgeld von 75 Euro und einen Punkt. Ausnahme: wenn Verkehrszeichen das Befahren ausdrücklich erlauben. Auch Halten auf der Standspur ist bei 30 Euro Strafe verboten. Absolut tabu auf der Autobahn: Rückwärts fahren oder gar wenden – es sei denn, die Polizei fordert dazu auf. Ansonsten drohen bis zu 200 Euro, zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot für diese gefährlichen Aktionen.
Darf ich mich auf dem Motorrad durch den Stau schlängeln?
Nein. Motorradfahrer dürfen sich nicht zwischen den anderen Fahrzeugen nach vorn durchschlängeln. Wer es dennoch macht, muss mit 100 Euro Geldbuße und einem Punkt rechnen. Links überholen dürfen Biker, meist bleibt aber nicht genug Platz für einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu den Autos.
Wie werde ich meine Anspannung im Stau los?
Aggressiver Trommelwirbel auf dem Lenkrad löst den Stau nicht schneller auf. Die Lieblingsmusik oder ein Hörbuch helfen eher beim Entspannen. Verkehrspsychologen raten zum gezielten An- und Entspannen von Muskeln oder einfach zum Kauen von Kaugummi. Besonders, wenn viele Personen zusammen im Auto unterwegs sind, ist es Gold wert, Streit zu vermeiden. Man sollte sich bewusst machen, dass keiner etwas für die Unterbrechung kann. Kinder an Bord lassen sich mit Spielen wie „Ich packe meinen Koffer“oder „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ablenken und bei Laune halten. Peter Löschinger