Und am Ende siegt die Liebe doch
Ballett In Ulm erfährt Wilhelm Hauffs „Das kalte Herz“eine neue hoffnungsvolle Wendung
Kitsch zu verfallen – und erntet mit seiner neuen Compagnie, die sich in den ersten sechs Monaten ihrer Existenz zu einem starken und athletischen Corps de ballet entwickelt hat, am Ende lang anhaltende Bravorufe und stehende Ovationen.
„Das kalte Herz“ist begeisterndes Tanztheater aus einem Guss: Reiner Feistels Choreografie ist bis ins Detail logisch durchdacht und mimisch beeindruckend umgesetzt. Levente Török, Erster Kapellmeister in Ulm, wählte Musikstücke, die unterschiedlicher kaum sein könnten, mit denen die Ulmer Philharmoniker aber – von Schumann über Beethoven bis zu Arvö Pärt – atmosphärisch präzise den Lauf der Erzählung untermalen; Bühne und Kostüme (Petra Mollérus) ergänzen den Abend zu einem Gesamtkunstwerk, das farbenfroh-folkloristische Elemente des Dorflebens gegen die Macht eines bösen Dämons stellt. Und zudem bringt die Inszenierung den exzellenten Solotänzer Gaetan Chailly wieder auf die Bühne, der an der Pariser Oper ausgebildet wurde und unter anderem am Moskauer Bolschoi-Theater tanzte.
Zur Handlung: Der reiche Ezechiel (Edoardo Dalfolco Neviani), der sich in Gold kleiden kann, und der Tanzbodenkönig (Yoh Ebihara, faszinierend sprunggewaltig) sind für Peter (Gabriel Mathéo Bellucci) verführerische Gestalten und wecken Wünsche. Doch das, was ihm das Glasmännchen (Seungah Park) ermöglicht, genügt Peter nicht, und so verschreibt er dem dämonischdüsteren Waldgeist HolländerMichel (Luca Scaduto) sein Herz. Doch an dessen plötzlicher Kälte zerbricht seine Braut (Nora Paneva). Peters Welt, symbolisiert von einem riesigen Baum auf der Bühne, gerät aus dem Lot, er selbst auf eine schiefe Ebene: Beeindruckend, wie Reiner Feistels Choreografie den Wandel des zärtlichen jungen Mannes zu einem attraktiven, aber grausamen Menschen darstellt, der über Leichen geht. Zur Marionette des herzlosen Dämons geworden, taucht er ein in die Welt der Bürgerhäuser und richtet unter den Frauen Unheil und Zerstörung an. Als er Lisbeth heiratet, ist deren Fröhlichkeit angesichts seiner brutalen Lieblosigkeit schnell erloschen. Die seelische Liebe ist tot, die erotische ein bloßer Akt.
Aber Feistel gibt dem Märchen eine neue, hoffnungsvolle Wendung: In einem spannenden Kampf gelingt es dem Glasmännchen, die Macht des Dämons zu brechen; Lisbeth erwacht