Dorf der Schlösser, Dorf der Rätsel
Serie (30) Jedelhausen ist mit 375 Einwohnern der kleinste Stadtteil Neu-Ulms – aber einer mit Geschichte: Davon zeugen unter anderem ein erhaltenes Schlösschen und einige Flurnamen, die schwer zu deuten sind
Zwischen April und September 2019 feiert Neu-Ulm sein Jubiläum „150 Jahre Stadterhebung“. Die Neu-Ulmer Zeitung, die heuer 70 wird, tut in den kommenden Monaten ein paar Blicke in die Vergangenheit der Kommune, in ihre Gegenwart und – so weit möglich – in die Zukunft. Heute: Jedelhausen. die Erbauer Jahrhunderte vor ihm, als Sommersitz zu nutzen. Nachdem seine Ulmer Wohnung im Dezember 1944 jedoch im Bombenangriff völlig zerstört worden war, zog Haas sich gänzlich nach Jedelhausen zurück.
Dort erlebte er am 8. Mai 1945, dem Tag der deutschen Kapitulation am Ende des Zweiten Weltkriegs, eine veritable Überraschung. Sein Sohn Günther, während des Kriegs Pilot eines Jagdbombers vom Typ Bf 109, auch Me 109 genannt, hatte am Tag der Kapitulation den waghalsigen Versuch unternommen, noch im letzten Moment der Gefangennahme zu entkommen und heimzukehren. Dazu schwang er sich in sein Kampfflugzeug, um mit dem letzten Rest an Flugbenzin den
Das Flugzeug ging auf freiem Feld zu Boden
elterlichen Wohnsitz zu erreichen. Nun hat Jedelhausen allerdings keinen Flugplatz. Die nächstgelegene Landebahn wäre der Neu-Ulmer Stadtteil Schwaighofen gewesen. Doch dorthin traute sich der Heimkehrer wohl nicht, weil die Stadt seit 14 Tagen schon von amerikanischen Truppen besetzt war.
Also brachte er in einem waghalsigen Landemanöver seinen Flieger am Osthang des „Kleinen Heining“auf freiem Feld zu Boden. Wie Harald Kächler in seinem Büchlein „Schlösser um Ulm“überliefert, war Vater Walter Haas gerade damit beschäftigt, im Schlossgarten Holz zu spalten, als die zweimotorige Maschine vor seinen Augen etwas holprig landete. Es ging alles gut. Allerdings wurde Sohn Günther dennoch erst mal in amerikanischer Gefangenschaft festgesetzt.
Die Gegend um Jedelhausen, das im 14. Jahrhundert Uttelhusen genannt wurde, weist ein paar schwer deutbare Flurnamen auf. So ist es Fachleuten rätselhaft, woher der Name „Heining“kommt. Peter Löffelad, der vor 25 Jahren auf 304 Buchseiten die Neu-Ulmer Flurnamen gesammelt, untersucht und teilweise auch gedeutet hat, vermutet die Herleitung von Heune oder Hüne, was Riese bedeutet. Doch so recht überzeugt ist er von dieser Lösung selbst nicht. Über die Flur „Schelmenäcker“führte früher der „Schelmenweg“zur „Schelmengrube“, in der Tierkadaver beseitigt wurden. Keine Erklärung findet Löffelad hingegen für den „Schleicheichacker“.