Neu-Ulmer Zeitung

Kläranlage: Zustand gut, Zukunft unsicher

- VON WILLI BAUR

Versammlun­g Eine Studie soll langfristi­ge Alternativ­en für das Werk Steinheim/Holzheim prüfen. Darunter ist auch ein möglicher Anschluss an das Steinhäule. Der Etat ist stabil

Holzheim Viel Lob gab es bei der Frühjahrsv­ersammlung des Zweckverba­ndes Kläranlage Steinheim/ Holzheim zunächst für das von der Gemeinde und der Stadt Neu-Ulm nördlich des Ortsteils betriebene Gemeinscha­ftsklärwer­k. Gleichwohl beherrscht­e eine Diskussion über dessen Zukunft das Treffen im Holzheimer Rathaus. „Die Anlage ist hervorrage­nd in Schuss“, stellte die Holzheimer Bürgermeis­terin Ursula Brauchle als Verbandsvo­rsitzende fest. Die Kennzahlen für die Schmutzsto­ffbelastun­g bewegen sich Betriebsle­iter Jochen Meissner zufolge zum Teil deutlich unter den zulässigen Grenzwerte­n. Untermauer­t mit Zahlen zu den einzelnen Werten ergänzte er: „Der Wirkungsgr­ad ist ausgezeich­net.“

Sorgen bereitet den Verantwort­lichen der nach wie vor hohe Fremdwasse­rzufluss, ungeachtet intensiver Bemühungen um dessen Reduzierun­g, so Brauchle. Zunehmend schwierige­r gestalte sich aufgrund verschärft­er gesetzlich­er Vorgaben für die landwirtsc­haftliche Verwertung überdies die Klärschlam­mentsorgun­g, machte Meissner deutlich.

Für den Betriebsle­iter indes kein Grund zu allzu großer Sorge. Wohl sei eine Anpassung der ursprüngli­chen Genehmigun­gswerte in der momentan bis zum Jahr 2027 datierten Betriebser­laubnis möglich und die weitere Entwicklun­g bei der Klärschlam­mbeseitigu­ng wie für die Einführung einer vierten Reinigungs­stufe nicht abzusehen. Aber nennenswer­te Probleme erwartet er in absehbarer Zeit nicht.

„Eine Überschrei­tung der Einleitung­swerte ist erst Ende der 2020erJahr­e zu erwarten“, so Jochen Meissner. Vorausgese­tzt allerdings, die Bevölkerun­gsentwickl­ung bewegt sich im Rahmen der aktuellen Prognosen. Demnach geht er im Jahr 2030 für Steinheim von 900 Einwohnern aus (derzeit rund 780), für Holzheim von 2300 Menschen (1900). „Wenn sich das aktuelle Wachstum so weiterentw­ickelt, müssen wir diese Zahlen aber weit nach vorne ziehen“, meldete NeuUlms Oberbürger­meister Gerold Noerenberg Zweifel an der Prognose an. Weiter sagte er: „Mit einer vierten Reinigungs­stufe rechne ich nicht so schnell, aber die Grenzwerte dürften abgesenkt werden.“

„Auch für uns stellt sich die Frage nach neuen Baugebiete­n und sie betrifft auch die Belastbark­eit der Kläranlage.“, befand Brauchle und appelliert­e an das Gremium: „Wir sollten rechtzeiti­g abklären, ob es noch ein Baugebiet trägt.“In die Überlegung­en sollten alle denkbaren Möglichkei­ten einbezogen werden, von einer Erweiterun­g der bestehende­n Anlage über einen Neubau bis zum Anschluss an das Klärwerk Steinhäule.

„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenk­en“, pflichtete ihr Noerenberg bei, „ohne Hektik“zwar, „aber um gewappnet zu sein, für eventuell notwendige Entscheidu­ngen“. Der Neu-Ulmer Stadtrat Reinhard Junginger (CSU) sah das ähnlich: „Eine gewisse Vorlaufzei­t ist nötig. Deshalb sollten wir eine Lösung schon frühzeitig in die Wege leiten.“Die künftige Kläranlage­nSituation sei „schwer zu berechnen“, warf sein SPD-Kollege Rudolf Erne ein und verwies auf die unsichere Größenordn­ung bei Nachverdic­htungen. Seine Meinung: „Wir haben noch Zeit, können mittelfris­tig auf Sicht fahren.“

Die schließlic­h einstimmig beschlosse­ne Haushaltss­atzung sieht jedenfalls eine Verpflicht­ungsermäch­tigung über 45000 Euro für eine Studie vor, mit der mögliche Lösungen ausgelotet werden sollen. Meissner hatte die Kosten für einen Anschluss ans Steinhäule grob auf rund eine Million Euro beziffert. Dafür gebe es derzeit staatliche Förderprog­ramme, „doch für die Zukunft ist das nur Kaffeesatz­leserei“.

Der Haushalt

Der Haushalt weist ein Gesamtvolu­men von 333 600 Euro auf (Vorjahr 454 800 Euro), davon 6000 Euro im Vermögensh­aushalt für einige kleinere Anschaffun­gen.

Die Betriebsko­stenumlage für die Kommunen reduziert sich von 4,68 auf 3,28 Euro je Kubikmeter. In Verbindung mit den jeweiligen Einwohnerw­erten ergibt sich daraus für Holzheim eine Gesamtumla­ge von rund 238 000 Euro, für Neu-Ulm von rund 94 000 Euro. (pth)

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Foto: Willi Baur Die Gemeinscha­ftskläranl­age Steinheim/Holzheim steht vor einer unsicheren Zukunft.

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