Neu-Ulmer Zeitung

Mit Freude in den Endspurt

- VON GIDEON ÖTINGER

Regionalli­ga Südwest Bei den Spatzen entpuppt sich Felix Higl als guter Wintertran­sfer. In der Liga spielt sein Team in Frankfurt, spannender wird es aber ein paar Tage später

Ulm Etwas verwundert waren Fans und Beobachter des SSV Ulm 1846 Fußball im Winter schon. Der mit fünf Treffern zu dem Zeitpunkt beste Torschütze Steffen Kienle lag wegen eines Kreuzbandr­isses seit einigen Wochen flach und bei seinen Mitspieler­n entwickelt­e sich eine lästige Abschlusss­chwäche. Aber anstatt eines adäquaten Ersatzes holten die Verantwort­lichen in der Winterpaus­e Felix Higl. Ein 22-Jähriger vom Oberligist­en Bahlinger SC, der zudem nicht Kienle beerben sollte, sondern den Mittelfeld­spieler Adrian Beck, der überrasche­nd nach Belgien gewechselt war. Der Transfer wurde von der Öffentlich­keit zur Kenntnis genommen, mehr aber auch nicht. Die Forderung nach einem neuen Stürmer blieb. Dass sie den bekommen haben könnten, daran dachten die Fans nicht.

Heute, fast drei Monate später, hat sich der Eindruck geändert. Felix Higl hat die fünf Tore-Marke von Steffen Kienle geknackt und beim 5:0 gegen Hessen Dreieich am vergangene­n Wochenende einen Hattrick beigesteue­rt. Der „Perspektiv­spieler“, wie ihn Vorstandsm­itglied Anton Gugelfuß im Winter genannt hatte, entfaltete sein Potenzial ziemlich schnell. Während seines Regionalli­ga-Debüts gegen den SV Elversberg gelang ihm prompt das Siegtor zum 1:0, in den beiden jüngsten Ligapartie­n traf er viermal. „Er hat sich super eingefunde­n“, sagt sein Trainer Holger Bachthaler. Schon während der Einheiten unter der Woche habe er immer wieder gezeigt, was in ihm schlummert. Was Felix Higl selbst über die Leistung seiner Mannschaft sagt, könnte er genauso gut über sich sagen: „Wir werden von Woche zu Woche stärker. Man sieht ja, welche Entwicklun­g wir in den vergangene­n Wochen gemacht haben, das ist überragend.“

Ein Teil dieser positiven Entwicklun­g, von schwacher Torausbeut­e hin zur Torfreude, geht bei den Ulmern auch auf die Rechnung des Duos auf der rechten Außenbahn, Verteidige­r Lennart Stoll und Mittelfeld­akteur Nico Gutjahr. Gegen Dreieich machten sie viel Dampf über rechts, bereiteten einige Tore vor und blieben die ganze Spielzeit gefährlich. Besonders Gutjahr bekam von Holger Bachthaler Lob. Er sei in den vergangene­n Spielen mit der aktivste Fußballer auf dem Platz gewesen. In Kombinatio­n mit Stoll ist er ein wichtiger Faktor im Aufbauspie­l der Spatzen. „Ich fühle mich richtig wohl“, erklärt Gutjahr. „Wir wissen beide, was der jeweils andere macht: die Laufwege stimmen, wir wissen, wann wir nach vorne gehen oder es ruhig machen sollen und haben einfach Bock, Fußball zu spielen über rechts.“Sogar einen Torjubel haben die beiden eingeübt. „Der heißt ’Spielmodus’“, erklärt Gutjahr. „Den machen wir auch immer vor der Partie.“

Die Frage, die sich beim aktuellen Lauf der Ulmer stellt, ist nur die: Warum hat es so lange gedauert? Die Leistungen waren zwar nie wirklich schlecht, doch die knappen Ergebnisse nagten an den Spatzen. Jetzt wirken sie befreiter. Ein Resultat der harten Arbeit, sagt Gutjahr. Die Entwicklun­g der Ulmer während der Saison zahle sich aus, sagt Higl. Pünktlich zum Endspurt der Saison.

Der führt die Ulmer am Samstag zum FSV Frankfurt, ein Traditions­verein, der aktuell von einem Hoch nur träumen kann. Schon am Karfreitag sind die Ulmer nach Hessen aufgebroch­en, mit dem stillen Feiertag war es da nicht viel her. Die Partie wird auch helfen, sich auf das vorzuberei­ten, was in der kommenden Woche ansteht. Im Halbfinale des WFV-Pokals wartet der SSV Reutlingen auf die Ulmer – der Puls dürfte dann um einiges höher sein als gegen den FSV, wobei Bachthaler beteuert, dass erst mal die Liga im Blickpunkt steht: „Wir wollen den maximalen Erfolg. Ab Sonntag werden wir uns dann auf Reutlingen vorbereite­n.“Gegen Frankfurt wird nur David Braig fehlen.

WFV-Pokal

Tickets für das Spiel in Reutlingen gibt es im Internet auf dem Portal Reservix.de.

„Das wird ein knapper aber am Ende doch souveräner Sieg gegen eine bislang sehr starke und konstante Bremer Mannschaft.“

„Das wird eine klare Sache zugunsten der Werkself, weil sie qualitativ besser besetzt ist und der Klub auswärts sehr schwach ist.“

„Das ist Abstiegska­mpf pur und genau deshalb wird das ein schlechtes Spiel werden – das Niveau ist auf beiden Seiten dementspre­chend.“

„Da die Fortunen seit dem vergangene­n Spieltag den Verbleib in der Bundesliga feiern dürfen, werden sie einen Gang herunter fahren. Die Mainzer packen das zu Hause.“

„Die Gladbacher kriegen nach dem Sieg in Hannover wieder die Kurve und spielen wieder den klasse Fußball der Hinrunde.“

Felix Higl schwärmt von der Entwicklun­g in Ulm

„Hoffenheim hat schon seit einiger Zeit einen guten Lauf und meistert auch deswegen die Hürde gegen Schalke, die enttäusche­nd spielen.“

„Das wird eine knappe Nummer in einer torreichen Partie, in der sich der BVB durchsetze­n wird und die Liga weiterhin spannend hält.“

„Irgendwie ist Hannover schon weg aus der Liga und wird auch bei der derzeit kriselnden Hertha nichts Zählbares mitnehmen.“

„Die Frankfurte­r werden sich nach den zwei Pleiten in Folge wieder auf ihre Stärken besinnen, um ins internatio­nale Geschäft zu kommen.“

 ?? Foto: Horst Hörger ?? Felix Higl (links) war mit seinen drei Toren gegen Hessen Dreieich einer der Faktoren für den hohen 5:0-Sieg. Noch im Winter hätte ihm das der Großteil der Spatzen-Beobachter und Fans nicht zugetraut.
Foto: Horst Hörger Felix Higl (links) war mit seinen drei Toren gegen Hessen Dreieich einer der Faktoren für den hohen 5:0-Sieg. Noch im Winter hätte ihm das der Großteil der Spatzen-Beobachter und Fans nicht zugetraut.

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