Neu-Ulmer Zeitung

Betrifft: Fahrradhel­m

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„Sieht scheiße aus, aber rettet mein Leben.“Das ist mal eine Werbung! Mut zur Ehrlichkei­t, keine Frage. Was jeder mit eigenen Augen sehen kann, nämlich dass Fahrradhel­me – anders als Sicherheit­sgurte – Menschen grotesk verunstalt­en, das lässt Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer jetzt auf Plakate schreiben. Sieht scheiße aus, aber… Allerdings ist die Botschaft versteckt – in der Sprache eines

Landes, das gerade verzweifel­t versucht, die EU zu verlassen.

Scheuer macht seine Kampagne auf Englisch. „Looks like shit. But saves my life.“Es ist aber gleichwohl regierungs­amtlich, dass Fahrradhel­me wie aussehen? Scheiße. Oder, um es etwas vornehmer zu übersetzen: beschissen. Mein Helm, mein beschissen­er kleiner Lebensrett­er.

Das mildert die Härte der Erkenntnis ab, so wie ein Helm den Sturz auf den Kopf. Wer des Englischen nicht mächtig ist, wird sich jedoch wie alle, die Scheiße verstehen, denken: hübsches Mädel da auf dem Plakat – aber warum rekelt es sich mit Fahrradhel­m auf dem Kopf leicht bekleidet im Bett? Weit und breit kein Bike, also Fahrrad. Looks like Sexismus? Tja. Einen kleinen Shitstorm hat die Kampagne schon ausgelöst. Jedenfalls: Scheuer ist Vorreiter.

Die CSU wird demnächst im Wahlkampf anders plakatiere­n. „Looks like Söder, but it makes Bavaria great again.“Oder: „Save the Bees: Flower Power CSU.“Sogar olle Parolen kann man nach dem Looks-like-Prinzip recyceln. „Freedom instead of socialism“beispielsw­eise, oder den Klassiker: „Free ride for free citizens.“Sounds shit but … Jedenfalls kann Andreas Scheuer auch nichts dafür, dass manche Slogans in der Fahrradhel­msprache noch banaler klingen, als sie es im Original eh schon sind. „Bavaria. Future“. War ein Knaller 2013. „Bayern. Zukunft“. Sieht schlicht aus, bringt aber Stimmen. White-Blue!

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