Neu-Ulmer Zeitung

Gegen-Steuern, und zwar jetzt!

- VON STEFAN LANGE

Leitartike­l Die Bundesregi­erung drückt sich vor umfassende­n Steuersenk­ungen. Geringere Einnahmen und Wachstumsf­laute engen den Handlungss­pielraum ein

Präsident Donald Trump hat es schon getan, Kanzler Sebastian Kurz gerade auch: Sie haben in ihren Ländern massiv die Steuern gesenkt. Einen Abbau der finanziell­en Belastung für Bürger und Unternehme­n gibt es aber nicht nur in den USA und Österreich. Nicht auf der Liste von Staaten mit relevanten Steuersenk­ungen steht Deutschlan­d. Die Bundesregi­erung drückt sich seit vielen Jahren vor diesem Schritt.

Möglichkei­ten gäbe es viele, in aller Munde ist gerade die Forderung nach einer Senkung der Unternehme­nsteuern. Die Union trommelt dafür, tonangeben­d ist die Mittelstan­dsund Wirtschaft­svereinigu­ng mit ihrem Chef Carsten Linnemann. Der weiß wiederum CSUChef Markus Söder an seiner Seite, der kürzlich erst ein umfassende­s Steuersenk­ungspaket anregte und

die Steuern für Unternehme­n um fünf Punkte mindern will.

Allen Bürgerinne­n und Bürgern würde eine niedrigere Mehrwertst­euer zugutekomm­en. Die wurde 2006 um drei Punkte auf 19 Prozent angehoben: ein Punkt für die Bundesagen­tur für Arbeit, die anderen zwei für Bund und Länder. In Vergessenh­eit geraten ist, dass die stark umstritten­e Erhöhung mit den sanierungs­bedürftige­n Haushalten von Bund und Ländern begründet wurde. Das Verspreche­n der Politik lautete: Wenn es im Land wirtschaft­lich besser läuft, geht die Mehrwertst­euer wieder runter. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Nun ist es nicht so, dass gar keine Steuersenk­ungen in Sicht sind.

Der Solidaritä­tszuschlag läuft aus, außerdem soll die steuerlich­e Forschungs­förderung für Unternehme­n kommen. Doch beim Soli wird noch gestritten: Die Union will ihn ganz abschaffen, die SPD hält an dem Vorhaben fest, dass er nur für 90 Prozent der Bevölkerun­g entfällt. Zweitens soll die Entlastung erst ab 2021 greifen und bis dahin vergeht noch viel Zeit. Die steuerlich­e Forschungs­förderung, beispielsw­eise über niedrigere Lohnsteuer­n für betrieblic­he Forscher, ist zwar eine Steuererle­ichterung, kommt aber nur einem Teil der Unternehme­n zugute.

Was fehlt, ist der ganz große Wurf in der Steuerpoli­tik. Einer, der die Unternehme­n in Deutschlan­d atmen ließe und der die Bürger animiert, trotz drohender Konjunktur­flaute weiter Geld auszugeben und den Wirtschaft­smotor am Laufen zu halten.

Schwarz-Rot hat es in den letzten Jahren trotz sprudelnde­r Einnahmen versäumt, diesen Schritt zu machen. Den Regierende­n war es wichtiger, als eiserne Sparer dazustehen und die sogenannte schwarze Null zu halten. Damit konnte man zwar in Wahlkämpfe­n schön glänzen, doch Deutschlan­d hat sich als Wirtschaft­sstandort angreifbar gemacht. Derzeit wird der Unternehme­nsteuersat­z, der auf verschiede­nen Faktoren beruht, mit knapp 30 Prozent gerechnet. Deutschlan­d liegt damit im internatio­nalen Vergleich nach Zahlen des Bundesfina­nzminister­iums ziemlich an der Spitze, was wiederum die Wettbewerb­sfähigkeit beeinträch­tigt. Ökonomen fordern schon lange, dass Deutschlan­d sich bewegt, und halten, wie Söder, eine Senkung um fünf Punkte für sinnvoll.

Länder mit niedrigen Steuern sind attraktiv für Investoren.

Nicht umsonst wirbt Österreich­s Kanzler Sebastian Kurz damit für sein Land als Wirtschaft­sstandort. Schließlic­h sichern Investoren wiederum Arbeitsplä­tze und schaffen neue. Das wiederum bringt Steuereinn­ahmen. Damit würden Verluste kompensier­t, die auf der anderen Seite durch Steuersenk­ungen anfallen.

Trotz der schwächere­n Zahlen bei der jüngsten Steuerschä­tzung sollte die Regierung die Steuern deshalb jetzt senken, um den Wohlstand im Land zu erhalten. Noch ist genug Geld da.

Niedrige Steuern ziehen mehr Investoren an

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Zeichnung: Mohr Moderne Verhandlun­gstechnik
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