Neu-Ulmer Zeitung

Das macht die EU für den Landkreis

- VON SEBASTIAN MAYR

Wahl Geld von der Europäisch­en Union landet auch hier in der Region – unter anderem bei Projekten für Handwerk, Kinder, Freizeit, Umwelt und Bildung. Eine Auswahl

Landkreis Einen Beliebthei­tspreis gewinnen die Europäisch­e Union und ihr Parlament in Brüssel und Straßburg wohl nur bei wenigen Bürgern. Einer der häufigsten Vorwürfe: Wir zahlen, andere profitiere­n. Doch die EU fördert auch Projekte in der Region, darunter ein gewaltiges: Für die ICE-Neubaustre­cke Stuttgart-Ulm steht eine Milliarde Euro bereit. Auch im Landkreis Neu-Ulm zahlt die Union fleißig mit. Kurz vor der Europawahl zeigen wir eine Auswahl von Projekten. Denn am Sonntag, 26. Mai, dürfen 123 000 Frauen und Männer aus dem Kreis darüber abstimmen, wer sie in den kommenden Jahren im Europaparl­ament vertreten soll.

Seit fast 30 Jahren unterstütz­t die EU mit ihrem Leader-Programm

Im Kreis sind elf Vorhaben gefördert worden. Das Wort Leader ist eine Abkürzung, die sich aus den Anfangsbuc­hstaben der französisc­hen Beschreibu­ng für das Programm zusammense­tzt: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklun­g

Austauschp­rogramme für Azubis und Studenten

der ländlichen Wirtschaft. Am meisten Geld, nämlich rund 120000 Euro, fließt in ein Projekt am Donauufer. Es soll im Bereich Herbelhölz­le abgeflacht und naturnah gestaltet werden. Das Herbelhölz­le liegt zwischen dem BarfüßerBi­ergarten in Neu-Ulm und dem Donausteg in Offenhause­n. Fische und Vögel sollen einen erweiterte­n Lebensraum erhalten, die Donau soll mehr Platz bekommen und der Zugang für Menschen soll erleichter­t werden. Auch für den Bau des Kinderfeue­rwehr-Spielplatz­es im Bucher Ortsteil Nordholz und für die Sanierung des Stadtparks in Senden hat die EU Mittel beigesteue­rt. Weitere Beispiele für Leader-Projekte sind das 3D-Bienen-Kino im Illertisse­r Bienenmuse­um oder der Kinderstad­tplan für die Neu-Ulmer Stadtteile Wiley und Ludwigsfel­d. Die EU bezuschuss­t nicht nur die Leader-Projekte im Landkreis, sondern auch weitere Maßnahmen, die

und das Land attraktive­r machen sollen. Ein Beispiel ist der Dorfplatz in Holzheim, der umgestalte­t wird. Die EU steuert eine knappe halbe Million Euro bei.

Das Erasmus-Programm ermöglicht Studenten Aufenthalt­e in den EU-Staaten sowie fünf weiteren Ländern. Auch Studenten der

(HNU) können davon und vom dazugehöri­gen Stipendium profitiere­n, in den beiden vergangene­n Jahren nahmen 144 junge Leute das Angebot für ein Studium oder ein Praktikum in Anspruch. Daneben gibt es an der HNU unter der Leitung von Professor Manfred Plechaty ein Projekt, das Klein- und mittelstän­dische Unternehme­n auf die digitale Transforma­tion vorbereite­n soll. Es wird vom Europäisch­en Sozialfond­s zu 50 Prozent co-finanziert.

Ein Austausch-Programm gibt es aber auch für Auszubilde­nde im

die einen Teil der Lehre als Praktikum in einem anderen Mitgliedss­taat absolviere­n. Aktuell nimmt aber kein Azubi aus dem Landkreis daran teil. Die Betriebe können nicht nur Lehrlinge ins europäisch­e Ausland schicken, sie suchen dort auch nach neuen Fachkräfte­n. Gemeinsam mit der Arbeitsage­ntur Donauwörth will die Kreishandw­erkerschaf­t Neu-Ulm Günzburg (KHW) 15 Anlagenmec­haniker in ost- und südosteuro­päischen EU-Staaten anwerben. „Die bekommen schon in ihren Ländern einen Crashkurs in Deutsch“, berichtet KHW-Geschäftsf­ührerin Ulrike Ufken. Dennoch soll es auch hier Sprachkurs­e zusätzlich zum üblichen Ausbildung­sprogramm geben. Weil die Mitarbeite­r ihren neuen Betrieben dadurch häufiger als üblich fehlen, gibt es Ausgleichs­zahlungen. Dafür und für die Suche im Ausland gibt es Geld aus dem EUPortal zur berufliche­n Mobilität Eures. Welche Rolle Arbeitnehm­er aus EU-Ländern in der Region bereits spielen, weiß Ufken aus der Statistik der Arbeitsage­ntur: „Das, was jetzt an Beschäftig­ten dazukommt, ist überwiegen­d europäisch“, sagt sie.

die der Industrieu­nd Handwerksk­ammer (IHK) angehören, könnten Geld für Internatio­nalisierun­gsprojekte erhalten: Wenn sie einen völlig neuen Markt erschließe­n. Im Landkreis gibt es nach Angaben einer IHK-Sprecherin aber keine Firmen, die das in Anspruch genommen haben. Geld gibt es auch für andere Projekte, zum Beispiel für die energieeff­iziente Erweiterun­g des Fensterspe­zialisten Hermann Blösch in Vöhringen, der dafür in den vergangene­n zwei Jahren rund drei Millionen Euro aus dem Europäisch­en Fonds für regionale Entwicklun­g (Efre) erhielt.

Auch die bekommen Geld von der Europäisch­en Union, allerdings nicht ohne Gegenleist­ung. Mit 200 bis 300 Euro pro Hektar unterstütz­t die EU landwirtsc­haftliche Betriebe – unter der Voraussetz­ung, dass die Höfe bestimmte Tierschutz­und Umweltschu­tzvorgaben einhalten. Dieses System soll aber reformiert werden. „Es wird spannend, ob die Dinge dann in der Praxis geeignet sind“, sagt Andreas Wöhrle, Kreisobman­n beim Bayerische­n Bauernverb­and. Man habe sich auf das bisherige System eingestell­t und komme damit zurecht. „Besser ginge es immer, aber wir wären soweit zufrieden“, sagt der Landwirt aus Pfaffenhof­en. »Kommentar

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 ?? Archivfoto­s: Laurent Dubrule/EPA/dpa, Felicitas Macketanz, Katharina Dodel, Alexander Kaya ?? Der Plenarsaal des Europaparl­aments in Brüssel (oben) und drei Projekte im Kreis Neu-Ulm, die durch EU–Mittel gefördert wurden (unten, von links): der Kinderfeue­rwehrspiel­platz im Bucher Ortsteil Nordholz, das Herbelhölz­le in Neu-Ulm und die SkateAnlag­e im Sendener Stadtpark.
Archivfoto­s: Laurent Dubrule/EPA/dpa, Felicitas Macketanz, Katharina Dodel, Alexander Kaya Der Plenarsaal des Europaparl­aments in Brüssel (oben) und drei Projekte im Kreis Neu-Ulm, die durch EU–Mittel gefördert wurden (unten, von links): der Kinderfeue­rwehrspiel­platz im Bucher Ortsteil Nordholz, das Herbelhölz­le in Neu-Ulm und die SkateAnlag­e im Sendener Stadtpark.
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