Das macht die EU für den Landkreis
Wahl Geld von der Europäischen Union landet auch hier in der Region – unter anderem bei Projekten für Handwerk, Kinder, Freizeit, Umwelt und Bildung. Eine Auswahl
Landkreis Einen Beliebtheitspreis gewinnen die Europäische Union und ihr Parlament in Brüssel und Straßburg wohl nur bei wenigen Bürgern. Einer der häufigsten Vorwürfe: Wir zahlen, andere profitieren. Doch die EU fördert auch Projekte in der Region, darunter ein gewaltiges: Für die ICE-Neubaustrecke Stuttgart-Ulm steht eine Milliarde Euro bereit. Auch im Landkreis Neu-Ulm zahlt die Union fleißig mit. Kurz vor der Europawahl zeigen wir eine Auswahl von Projekten. Denn am Sonntag, 26. Mai, dürfen 123 000 Frauen und Männer aus dem Kreis darüber abstimmen, wer sie in den kommenden Jahren im Europaparlament vertreten soll.
Seit fast 30 Jahren unterstützt die EU mit ihrem Leader-Programm
Im Kreis sind elf Vorhaben gefördert worden. Das Wort Leader ist eine Abkürzung, die sich aus den Anfangsbuchstaben der französischen Beschreibung für das Programm zusammensetzt: Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung
Austauschprogramme für Azubis und Studenten
der ländlichen Wirtschaft. Am meisten Geld, nämlich rund 120000 Euro, fließt in ein Projekt am Donauufer. Es soll im Bereich Herbelhölzle abgeflacht und naturnah gestaltet werden. Das Herbelhölzle liegt zwischen dem BarfüßerBiergarten in Neu-Ulm und dem Donausteg in Offenhausen. Fische und Vögel sollen einen erweiterten Lebensraum erhalten, die Donau soll mehr Platz bekommen und der Zugang für Menschen soll erleichtert werden. Auch für den Bau des Kinderfeuerwehr-Spielplatzes im Bucher Ortsteil Nordholz und für die Sanierung des Stadtparks in Senden hat die EU Mittel beigesteuert. Weitere Beispiele für Leader-Projekte sind das 3D-Bienen-Kino im Illertisser Bienenmuseum oder der Kinderstadtplan für die Neu-Ulmer Stadtteile Wiley und Ludwigsfeld. Die EU bezuschusst nicht nur die Leader-Projekte im Landkreis, sondern auch weitere Maßnahmen, die
und das Land attraktiver machen sollen. Ein Beispiel ist der Dorfplatz in Holzheim, der umgestaltet wird. Die EU steuert eine knappe halbe Million Euro bei.
Das Erasmus-Programm ermöglicht Studenten Aufenthalte in den EU-Staaten sowie fünf weiteren Ländern. Auch Studenten der
(HNU) können davon und vom dazugehörigen Stipendium profitieren, in den beiden vergangenen Jahren nahmen 144 junge Leute das Angebot für ein Studium oder ein Praktikum in Anspruch. Daneben gibt es an der HNU unter der Leitung von Professor Manfred Plechaty ein Projekt, das Klein- und mittelständische Unternehmen auf die digitale Transformation vorbereiten soll. Es wird vom Europäischen Sozialfonds zu 50 Prozent co-finanziert.
Ein Austausch-Programm gibt es aber auch für Auszubildende im
die einen Teil der Lehre als Praktikum in einem anderen Mitgliedsstaat absolvieren. Aktuell nimmt aber kein Azubi aus dem Landkreis daran teil. Die Betriebe können nicht nur Lehrlinge ins europäische Ausland schicken, sie suchen dort auch nach neuen Fachkräften. Gemeinsam mit der Arbeitsagentur Donauwörth will die Kreishandwerkerschaft Neu-Ulm Günzburg (KHW) 15 Anlagenmechaniker in ost- und südosteuropäischen EU-Staaten anwerben. „Die bekommen schon in ihren Ländern einen Crashkurs in Deutsch“, berichtet KHW-Geschäftsführerin Ulrike Ufken. Dennoch soll es auch hier Sprachkurse zusätzlich zum üblichen Ausbildungsprogramm geben. Weil die Mitarbeiter ihren neuen Betrieben dadurch häufiger als üblich fehlen, gibt es Ausgleichszahlungen. Dafür und für die Suche im Ausland gibt es Geld aus dem EUPortal zur beruflichen Mobilität Eures. Welche Rolle Arbeitnehmer aus EU-Ländern in der Region bereits spielen, weiß Ufken aus der Statistik der Arbeitsagentur: „Das, was jetzt an Beschäftigten dazukommt, ist überwiegend europäisch“, sagt sie.
die der Industrieund Handwerkskammer (IHK) angehören, könnten Geld für Internationalisierungsprojekte erhalten: Wenn sie einen völlig neuen Markt erschließen. Im Landkreis gibt es nach Angaben einer IHK-Sprecherin aber keine Firmen, die das in Anspruch genommen haben. Geld gibt es auch für andere Projekte, zum Beispiel für die energieeffiziente Erweiterung des Fensterspezialisten Hermann Blösch in Vöhringen, der dafür in den vergangenen zwei Jahren rund drei Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) erhielt.
Auch die bekommen Geld von der Europäischen Union, allerdings nicht ohne Gegenleistung. Mit 200 bis 300 Euro pro Hektar unterstützt die EU landwirtschaftliche Betriebe – unter der Voraussetzung, dass die Höfe bestimmte Tierschutzund Umweltschutzvorgaben einhalten. Dieses System soll aber reformiert werden. „Es wird spannend, ob die Dinge dann in der Praxis geeignet sind“, sagt Andreas Wöhrle, Kreisobmann beim Bayerischen Bauernverband. Man habe sich auf das bisherige System eingestellt und komme damit zurecht. „Besser ginge es immer, aber wir wären soweit zufrieden“, sagt der Landwirt aus Pfaffenhofen. »Kommentar