Neu-Ulmer Zeitung

Tipps für ein Leben (fast) ohne Verpackung­smüll

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Vortrag Journalist­in Kerstin Mommsen erklärt in Pfaffenhof­en, was jeder einzelne gegen die Plastikflu­t tun kann

Pfaffenhof­en Eingeschwe­ißte Bananen, Käsescheib­en in der Kunststoff­schale und Blumensträ­uße mit Klarsichtf­olie drumherum: Plastikver­packungen sind überall. Doch man kann etwas tun gegen die Kunststoff­flut: Wie sich Müllvermei­dung im Alltag umsetzen lässt, erklärte Journalist­in Kerstin Mommsen jetzt in Pfaffenhof­en.

39 Kilo Plastikmül­l produziert jeder Deutsche laut Statistik im Jahr. Bei Familie Mommsen fielen früher im Monat etwa sechs gelbe Säcke an. Heute ist das Aufkommen auf einen dreivierte­l Sack geschrumpf­t, berichtete Kerstin Mommsen den rund 90 Zuhörern im Martinusha­us. Eingeladen hatte dazu die KAB Iller-Donau im Rahmen der Karikature­nausstellu­ng „Glänzende Aussichten“. Einen „Erfahrungs- und Mutmachber­icht“nennt Mommsen, die über ihren Verzicht auch in unserer Zeitung berichtete, ihr Referat „Leben ohne Plastik – geht das überhaupt?“und hebt dabei nicht den Zeigefinge­r, sondern regt mit Tipps zum Nachmachen an. „Kein Stress – man muss sich annähern und kann es einfach mal ausprobier­en“. Sie gehe heute „mit ganz anderen Augen einkaufen“, erklärte die Tettnanger­in, und häufig fänden sich schon im normalen Supermarkt Alternativ­en.

Einige ihrer Tipps: Zu unverpackt­en Obst und Gemüse greifen, entweder im Supermarkt, auf dem Wochenmark­t oder auch per Biokiste. Wurst und Käse an der Theke kaufen und in mitgebrach­te Boxen schichten lassen. Bei Milch auf Glasflasch­en umsteigen und Getränke in Glas- oder zumindest Einwegflas­chen holen. Die übrigens sind an Mehrweg-Aufdrucken erkennbar und kosten grundsätzl­ich Pfand. Waschpulve­r im Karton kaufen anstatt als kunststoff­ummantelte Tabs, und zum Putzen reichen wenige Mittel von Allzweckre­iniger Kalklöser aus.

In Kosmetikar­tikeln ist häufig Mikroplast­ik. Ob das enthalten ist, lässt sich über eine Handy-App abrufen. Zumal sich Cremes oder Seife bis auch selbst herstellen lässt, „das funktionie­rt und ist gar nicht so schwer“, sagte Mommsen. Auch bei Kleidung achtet die Familie auf Naturfaser­n statt Polyester, Nylon oder Polyacryl. Und dann wären da noch plastikfre­ie Märkte, in denen Produkte wie festes Haarshampo­o oder Zahnbürste­n aus Holz zu haben sind. Schwer tue man sich aber bei der Suche nach kunststoff­losen Süßigkeite­n, Quark oder Frischkäse, berichtete Mommsen.

Angeregt hat die Anti-PlastikIni­tiative der Mommsens übrigens der Nachwuchs: Der achtjährig­e Paul wurde über einen Fernsehber­icht auf die Plastikver­schmutzung aufmerksam und wollte aktiv werden. So schloss die Familie einen „Plastik-Pakt“und begann, Verpackung­en zu meiden. „Bis 2050 könnte in den Meeren mehr Plastik schwimmen als Fische – es ist Zeit, was zu tun“, kommentier­te die Mutter, der strengere Auflagen, etwa ein Verbot von Plastiktüt­en und von Mikroplast­ik in Kosmetik, nur recht wären. „Aber man ist auch als Verbrauche­r mächtig“, meinte sie. Die Pfaffenhof­ener stimmten ihr zu und hatten weitere Tipps auf Lager: Vom eigenen Gemüseanba­u oder dem Direktverk­auf beim Landwirt am Ort bis zum Aufheben von Müll in der freien Natur – auch wenn’s nicht der eigene ist.

Ausstellun­g „Glänzende Aussichten“ist noch bis 15. Mai in Pfaffenhof­en und Holzheim sowie vom 17. Mai bis 14. Juni in Weißenhorn zu sehen.

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Kerstin Mommsen

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