Neu-Ulmer Zeitung

Zahlen bitte!

- VON DAGMAR HUB

Wettbewerb Bei der Deutschen Sudoku-Meistersch­aft im Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Haus füllen 40 Denksportl­er Kästchen aus. Aber auch die schlaueste­n Knobler sind vor Fehlern nicht gefeit

Neu-Ulm Noch hat der Countdown der zweiten Runde auf der großen digitalen Uhr auf der Bühne im Edwin-Scharff-Haus nicht begonnen. Die 40 Teilnehmer der 15. Deutschen Sudoku-Meistersch­aft sitzen an Tischen und warten auf die Aufgabenbl­ätter, die gleich verteilt werden. Es ist still im Saal. Die erste Runde haben die Teilnehmer hinter sich, und eine dritte ist am späten Nachmittag noch zu bewältigen. Danach werden die Teilnehmer ziemlich geschafft sein, weiß Organisato­r Christian Halberstad­t, Vorstandsv­orsitzende­r von Logic Masters in Deutschlan­d, aus Erfahrung. Aber acht der 40 werden belohnt: Sie reisen je nach Platzierun­g als deutsches A- oder B-Team zur Sudoku-Weltmeiste­rschaft, die im Juni in Kirchheim in Hessen ausgetrage­n werden wird.

Für Neu-Ulm qualifizie­rt haben sich die Teilnehmer durch die Online-Bewerbung beim Verein Logic Masters Deutschlan­d – der Mitglied im Weltverban­d ist. Ein einheimisc­hes „Käpsele“ist bei den Erwachsene­n nicht unter den Teilnehmer­n, aber aus Baden-Württember­g beispielsw­eise kommen einige, sagt Halberstad­t. Wer meint, sein Niveau hätte für eine Teilnahme auch gereicht, weil er jede Woche das Sudoku in der Fernsehzei­tschrift löst, liegt weit daneben: Bei den Meistersch­aften werden den Teilnehmer­n unterschie­dliche Varianten des Zahlenräts­els vorgelegt. Hunderte solcher Varianten gibt es – zum Beispiel das Outside-Anti-Parity-Sudoku, das No-Touch-Sudoku, das Samurai-Sudoku oder auch das Snakesoder das Triangle-Sums-Sudoku. Je nach Schwierigk­eitsgrad gibt es Punkte für die innerhalb einer gewissen Zeit zu lösenden Zahlenräts­el, und wer nach drei Runden die meisten Punkte hat, ist der Sieger. Die Rätsel-Macher versuchen, sowohl solche Sudokus in den Wettbewerb einzubring­en, bei denen die Teilnehmer Erfahrung ausspielen können, als auch ganz neue Varianten, die viel logisches Denken und Kombinatio­nsfähigkei­t verlangen.

Was einfach klingt, erfordert höchste Konzentrat­ion: Inzwischen haben alle den Großen Saal des Edwin-Scharff-Hauses verlassen müssen, die nicht am Wettbewerb teilnehmen. Die Rätselblät­ter der zweiten Runde sind verteilt, und die digitale Uhr, die die erlaubte Zeit anzeigt, beginnt rückwärts zu laufen. Über die Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebi­et weiß Organisato­r Halberstad­t, dass unter ihnen ein hoher Anteil an Menschen ist, die beruflich mit Mathematik, Physik, IT oder auch Musik zu tun haben. Etliche von ihnen sind Mitglied bei Mensa, einem weltweiten Verband von Menschen mit einem IQ über 130. Ulrich Voigt ist einer der Teilnehmer, ein Freiburger, der mehrfacher Rätsel-Weltmeiste­r ist. Mathematik und Informatik hat auch er studiert. Halberstad­t ist selbst im Hauptberuf Softwareen­twickler, und er nahm bereits mehrfach an Deutschen Meistersch­aften und einmal an der WM teil.

Ob es den Meistersch­aftsteilne­hmern auch passiert, dass sie beim Kombiniere­n und Ausfüllen der Raster-Kästchen falsch liegen? „Natürlich“, lacht der Organisato­r, der aus Hamburg kommt, und erzählt von einem Teilnehmer, der seine mit Bleistift geschriebe­nen Zahlen so oft wegradiert­e, dass er schließlic­h zum Kugelschre­iber griff, um die Zahlen noch lesbar zu machen. Doch wieder passierte ein Fehler, und am Ende gelang des Rätsels Lösung erst mit dem Edding. Verblüffen­d findet es Halberstad­t, dass unter den erwachsene­n Teilnehmer­n mehr Männer als Frauen sind, während im Jugendbere­ich „die Jungs nichts zu melden haben“, wie er sagt.

Als die drei besten erwachsene­n Sudoku-Rätsler setzen sich Sieger Michael Ley, der bei der WM 2014 in London bester Deutscher war, auf Platz 2 Philipp Weiß und auf Platz 3 Robert Vollmert durch. Die Deutsche Meistersch­aft der Jugendlich­en, die zuvor am Samstagvor­mittag im Edwin-Scharff-Haus ausgetrage­n wurde, gewann Charlotte Kroll vor Larissa Rudolph und Natalie Grabowsky. Die Neu-Ulmer Teilnehmer­in Irene Boeck (wir berichtete­n)

wurde 22.

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Foto: Dagmar Hub Bei den erwachsene­n Sudoko-Rätslern sind die Männer die Mehrheit – anders als beim Nachwuchs.

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