Ein Fest für Europa
EU Bei einer Veranstaltung der SPD Weißenhorn werden Vorteile der Union gewürdigt. Eine gebürtige Britin hinterfragt den Brexit
Weißenhorn Erst erklang die Europahymne, dann folgte die Begrüßung: Sichtlich erfreut über den guten Besuch hat sich Stadtrat Josef Zintl am Samstag beim Europafest der SPD Weißenhorn im Foyer des historischen Stadttheaters gezeigt. Dort wurde allerdings nicht nur die Union gefeiert. „Natürlich ist der Brexit eines der wichtigsten Themen für Europa“, sagte Zintl und kündigte an, dass seine Frau Pam, geboren in Großbritannien und nach vier Jahrzehnten in Deutschland nun mit einem deutschen Pass ausgestattet, den Besuchern ihre Eindrücke schildern werde.
Den ersten Teil ihrer Rede hielt Pam Zintl in englischer Sprache, Teil zwei trug sie in akzentfreiem Deutsch vor. Ihr stelle sich die Frage, warum die Briten die EU verlassen wollen, sagte sie. Ursprünglich sei ihnen 1963 die Mitgliedschaft vom französischen Präsidenten Charles de Gaulle verwehrt worden, zehn Jahre später jedoch hatte Margaret Thatcher trotz vieler Proteste günstige Bedingungen für ihr Land ausgehandelt. Die Briten wollten sich nichts vorschreiben lassen. „Traurig für mich und vieler meiner Landsleute war in der Folgezeit ein kaum zu überbietendes Chaos, das das Land an den Rand des politischen Kollaps brachte“, sagte Zintl. „Begriffe wie Brexit oder Backstop waren vor fünf Jahren noch völlig unbekannt, nun lähmen sie das politische Leben des Landes. Seit vier Wochen besitze ich die deutsche Staatsbürgerschaft und freue mich, weiterhin Europäerin zu sein.“
Von positiven Aspekten des Zusammenlebens in Europa berichtete Josef Zintl: Er gab interessante Begebenheiten zur Städtepartnerschaft mit dem französischen Villecresnes zum Besten. Von herzlichen Begegnungen mit Menschen aus der italienischen Partnerstadt Valmadrera berichtete Christian Schenk.
Als erfrischende Bereicherung erwiesen sich die Reden der Geschwister Josephine und Vinzenz Glogger-Hönle zum Thema „Die Jugend und Europa“. Die 20-jährige Studentin zeigte sich überzeugt, dass „Populismus und Nationalismus keine Alternative sein können.“Nur ein Europa der Regionen, in dem es gilt, die bunte Vielfalt zu bewahren und die tollen europäischen Werte wie Freiheit, Demokratie und Menschenrechte im Herzen zu tragen, müsse bewahrt und auf Dauer gesichert werden. Ihr 17 Jahre alter Bruder würde ein barrierefreies Auslandsstudium und Arbeitsplätze in Europa ohne große Formalitäten begrüßen. „Mehr Öffentlichkeitsarbeit wäre hilfreich und es sollte auch mehr Gleichstellung geschaffen werden. Auch die Politiker sind gefordert, sich mit europäischen Werten zu identifizieren.“Bundestagsabgeordneter Karl-Heinz Brunner bemängelte, dass in öffentlichen Debatten ständig darüber geredet werde, was alles nicht funktioniert: „Jeder glaubt auf seiner Ebene alles richtig zu machen. Dass aber mittlerweile 500 Millionen Menschen in Europa seit 75 Jahren in Frieden zivilisiert miteinander leben können, ist ebenso eine Erfolgsstory wie die Wiedervereinigung vor 30 Jahren.“
Der SPD-Ortsvorsitzende Herbert Richter verwies zudem auf die angenehmen Reisebedingungen innerhalb Europas ohne Reisepass und ständige Geldwechselprobleme.