Staatsregierung pumpt Millionen nach Augsburg
Wirtschaft Politik legt mit der Industrie ein Forschungsprogramm auf. Wer davon profitiert
Augsburg Die bayerische Landespolitik reagiert auf die schwierige ökonomische Lage großer Unternehmen in Augsburg und macht die Zukunft der Wirtschaftsregion zur Chefsache. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) besuchten gestern den Innovationspark, um ein millionenschweres Forschungsprogramm vorzustellen. Es soll dazu beitragen, dass heimische Unternehmen im Wettbewerb nicht den Anschluss verlieren. Bei der Finanzierung setzen Söder und Aiwanger auf ein Miteinander von Industrie und Politik: Die öffentliche Hand will Projekte gezielt fördern, die von den Unternehmen angestoßen werden. Das Programm hat ein Volumen von insgesamt 40 Millionen Euro. Der Freistaat übernimmt 20 Millionen, die anderen 20 Millionen kommen von den Unternehmen. Das Programm ist auf fünf Jahre angelegt. „Es dient in erster Linie für Firmen in der Luft- und Raumfahrt, einem in Bayern überaus wichtigen Wirtschaftsbereich“, sagte Ministerpräsident Söder. Wirtschaftsminister Aiwanger sprach von einer „großen Vitaminspritze“, die als Reaktion der Politik auf die jüngsten Hiobsbotschaften zu verstehen sei.
Tatsächlich hat die Wirtschaftsregion Augsburg ein ernstes Problem. Dieses betrifft in erster Linie große Firmen mit ihren Produktionsstätten. Der Leuchtmittelhersteller Ledvance (vormals Osram) hat sein Werk in Augsburg bereits geschlossen. Beim IT-Konzern Fujitsu droht ebenso ein massiver Stellenabbau wie beim Roboterunternehmen Kuka und dem Luftfahrtzulieferer Premium Aerotec. Es geht insgesamt um mehr als 2000 Stellen.
Die Wirtschaftsregion bietet andererseits auch Perspektiven: In Augsburg entsteht ein Innovationspark in der Größe von 100 Fußballfeldern. Er verzahnt Wissenschaft und Wirtschaft. Mehrere Forschungsinstitute haben sich in den zurückliegenden Jahren bereits angesiedelt. Hunderte Millionen Euro wurden in Gebäude investiert. Leichte Faserstofffasern, kurz Carbon, sind ein wesentlicher Aspekt der Forschung. Zur Carbonstrategie gehört die Entwicklung von digitalen Produktionsabläufen für Verbundwerkstoffe, die in der Luftund Raumfahrt zum Einsatz kommen. Davon profitieren nicht nur Unternehmen im Wirtschaftsraum Augsburg, sondern auch Airbus Helicopters in Donauwörth.
Die Initiative der Landesregierung sei von einem Konsortium an heimischen Firmen ausgegangen, das sich bereits im Januar ans Wirtschaftsministerium gewandt habe. Es handle sich um die „richtigen Konzepte“, die nun finanziell unterstützt werden könnten. Weil sich die Steuereinnahmen des Freistaats erfreulich entwickeln, lasse sich die Förderung bewerkstelligen. Wirtschaftsminister Aiwanger unterstrich gleichzeitig, „dass wir keiner kranken Region helfen müssen“.
Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) sprach von einem „wichtigen Tag für den Wirtschaftsstandort Augsburg“. Dank des Forschungsprogrammes sei es möglich, Impulse zu setzen. Der Standort werde durch diese Partnerschaft stabilisiert. Gribl: „Das Forschungsprogramm kann es ermöglichen, dass die Unternehmen bei der Entwicklung von Produkten eine Nasenlänge voran sind.“
Ministerpräsident Söder sieht zudem die Chance, die Wirtschaftsregion Augsburg mit einem Projekt zu fördern: „Wir bewerben uns um ein nationales Zentrum für die Batterieforschung.“Eine Forschungsfertigung für Batteriezellen soll in Augsburg angesiedelt werden. Batterien gelten als Schlüsseltechnologie der Zukunft. Beteiligt am Projekt ist eine Fraunhofer-Einrichtung, die im Innovationspark sitzt.