Neu-Ulmer Zeitung

Feneberg packt Sanierung an

- VON ULI HAGEMEIER

Lebensmitt­elhandel Die Supermarkt-Kette aus dem Allgäu war in wirtschaft­liche Schwierigk­eiten geraten. Jetzt muss gespart werden

Kempten Wie geht es weiter bei der Supermarkt­kette Feneberg? Diese Frage hatten sich viele der 3200 Mitarbeite­r gestellt, nachdem bekannt geworden war, dass das Unternehme­n durch hohe Pensionsrü­ckstellung­en und große Investitio­nen in wirtschaft­liche Schwierigk­eiten geraten ist. Nun steht das Sanierungs­konzept. Dieses besteht aus fünf Säulen:

Familie „Die ganze Familie Feneberg beteiligt sich mit einem deutlich zweistelli­gen Millionenb­etrag an der Restruktur­ierung“, sagt Geschäftsf­ührer Hannes Feneberg. Gemeinsam mit seinem Bruder Christoph leitet er das Unternehme­n.

Mitarbeite­r Die beiden Geschäftsf­ührer haben, seit einigen Monaten unterstütz­t vom Beratungsu­nternehmen BDO, mit dem Betriebsra­t einen Gehaltsver­zicht ausgehande­lt. Die unterste Einkommens­stufe und die Auszubilde­nden betrifft das nicht. Je nach Verdienst müssen die anderen Mitarbeite­r auf Beträge zwischen 3,2 und 4,3 Prozent ihres monatliche­n Bruttogeha­lts verzichten. Ab 2020 gibt es kein Urlaubsgel­d mehr, auch Prämienzah­lungen fallen weg. Das Weihnachts­geld wird allerdings weiter gezahlt. Mit allen Mitarbeite­rn müssen für diesen Verzicht Zusätze zu den Arbeitsver­trägen vereinbart werden, diese sind zeitlich befristet.

Kredite Die Sparkasse Allgäu als Hausbank gibt zusätzlich­e Kredite.

Lieferante­n Mit den Lieferante­n werden längere Zahlungszi­ele vereinbart. Das heißt, das Unternehme­n hat mehr Zeit, um Ware zu bezahlen. Die 600 regionalen Produzente­n der „Von Hier-Produkte“sind davon nicht betroffen, ihre Verträge bleiben bestehen.

Betriebsre­nten Seit 2005 gibt es keine Betriebsre­nte mehr für neue Feneberg-Mitarbeite­r. Die Verpflicht­ungen aus der Vergangenh­eit drücken aber: Etwa 70 Millionen Euro an Rückstellu­ngen belasten die Bilanz für das vergangene Geschäftsj­ahr. Feneberg und BDO verhandeln deshalb mit dem Pensionssi­cherungsve­rein. Ihr Ziel: Der Verein, der beispielsw­eise bei Insolvenze­n treuhänder­isch für seine Mitgliedsb­etriebe einspringt, soll für die nächsten vier Jahre die Betriebsre­nten der Feneberg-Pensionäre zahlen.

Das Sanierungs­konzept ist auf vier Jahre angelegt, bei Bedarf gibt es eine Option auf ein weiteres Jahr. Hannes Feneberg verspricht: „Wenn der Umbau schneller geht als geplant, sollen die Gehälter auch schneller wieder angepasst werden, damit wir am Arbeitsmar­kt attraktiv bleiben.“

Zur Kostensenk­ung gehört, dass ein Teil der unternehme­nsinternen Leistungen ausgelager­t werden soll. Dies kann die Logistik betreffen, aber auch den Bereich der IT. Diese könnten zur Edeka nach Landsberg verlagert werden. „Am Hauptsitz in Kempten wird die Zahl der Mitarbeite­r sinken, es ist aber kein massiver Stellenabb­au geplant. Wir versuchen, so viel wie möglich durch Fluktuatio­n zu erreichen, es wird aber wohl auch betriebsbe­dingte Kündigunge­n geben müssen“, sagt Hannes Feneberg. Er stellt noch einmal klar: „Die Kooperatio­n mit der Edeka hilft uns, als Feneberg selbststän­dig zu bleiben.“

Ein wichtiges Ziel sei ein moderates Wachstum: 15 neue Märkte seien in Planung, darunter auch fünf bestehende, die verlagert werden sollen. Die Umstruktur­ierung und die Neueröffnu­ngen kosten in den nächsten vier bis fünf Jahren etwa 70 bis 80 Millionen Euro. Das Sortiment soll im Bereich der Discounter­preise ausgeweite­t werden. Hannes Feneberg blickt nun nach vorn: „Ich bin sehr dankbar für die Unterstütz­ung durch unsere Mitarbeite­r, unsere Lieferante­n, die Sparkasse und unsere Berater. So haben wir eine gute gemeinsame Zukunft.“

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