Europäische Filmakademie ehrt Werner Herzog
Der in München geborene Regisseur Werner Herzog, 76, wird von der Europäischen Filmakademie (EFA) für sein Lebenswerk geehrt. Der Filmemacher soll am 7. Dezember ausgezeichnet werden, wie die Akademie am Montag ankündigte. Dann wird in Berlin der Europäische Filmpreis verliehen. Herzog habe „mehr als 70 Spielund Dokumentarfilme geschrieben, inszeniert und produziert“, schrieb die Akademie. Der 1942 geborene Filmregisseur und Produzent, Opernregisseur und Autor gilt als einer der Vertreter des Neuen Deutschen Films der Bundesrepublik der 60er und 70er Jahre. Sie fackelten – und im Falle von Rammstein und ihren pyrotechnisch legendär hochgerüsteten Liveshows ist das Bild wörtlich zu nehmen – wirklich lange mit ihrem siebten Studioalbum, das am Freitag erscheint und einfach „Rammstein“heißt. Und immer mal wieder in den zurückliegenden Jahren mussten sich alle Interessierten gar fragen, ob das überhaupt noch einmal etwas werden würde. Oder ob die kreative Wucht dieser sechs Männer, die bis auf Bassist Oliver Riedel ja bereits länger als ein halbes Jahrhundert auf Erden wandeln, womöglich nicht mehr ausreicht für ein weiteres Werk.
Die beruhigende Erkenntnis für Rammstein-Freunde: Doch, doch, das tut sie. 24 Jahre nach ihrem Debüt „Herzeleid“und zehn Jahre nach dem letzten Werk „Liebe ist für alle da“feuern Rammstein auf „Rammstein“aus allen ihren Rohren. Man sollte sich das ja nicht zu einfach vorstellen, nach legendärbrachialen Liedern wie „Mutter“, „Engel“oder „Mein Teil“, mit denen die sechs Wahl-Berliner um die ganze Welt gereist sind und Triumphzüge
Der Sound etwas weicher gespült
von der amerikanischen Westküste bis ins allertiefste Sibirien feierten, noch neue Songdiamanten zu schürfen, die es mit dem Frühwerk aufnehmen können.
Welche Band hat das schon geschafft? Die Beatles vielleicht, die wurden praktisch immer besser. Aber wer in erster Linie mit Druck und Härte hantiert, dessen Sound kann das gute Leben, das die Rammsteiner fraglos genießen, auch schon mal etwas weicher spülen. Und wieso auch nicht. Es kommt ja immer noch etwas Vernünftiges dabei heraus, und die Konzerte waren sowieso im Handumdrehen ausverkauft, also kein Stress. Um im Bild zu bleiben, ein Lied mit dem Titel „Diamant“gibt es in der Tat auf „Rammstein“. Es ist das mit knapp zwei Minuten Laufzeit kürzeste, und es ist eine schlichte, zärtliche, ergreifende und, na ja, einfach nur schön pathetische Liebeserklärung – ganz ohne erkennbaren Abgrund.
Überhaupt, die Burschen waren echt auch schon mal böser, so rein in musikalischer Hinsicht. Sänger/ Texter und Vorzeige-Provokateur Till Lindemann und seine fünf Kollegen haben im Zusammenwirken mit dem Produzenten Olsen Involtini, der zuletzt auch Gitarrist Richard Kruspes Emigrate-Album produziert hat, sowie dem Mixer Rich Costey (Muse, Biffy Clyro) ein für ihre Verhältnisse sehr bekömmliches Album eingespielt. Okay, mit Betonung auf „für ihre Verhältnisse“.
Denn erregungsökonomisch ging es gleich steil nach oben, sobald die ersten Sekunden des neuen Materials veröffentlicht waren. Selten wurde ein Kunstwerk in jüngerer Vergangenheit so kontrovers und mitunter geifernd diskutiert wie das Video zur vor einigen Wochen vorab veröffentlichten Single „Deutschland“. Im Trailer zum Clip sah man die Musiker als offenkundig kurz vor der Hinrichtung stehende KZInsassen, die Empörung war gigantisch, wieder schrieben und sprachen alle von Grenzüberschreitungen, Geschmacklosigkeiten und Tabubrüchen. Das ist weder falsch, noch kam eine Aktion dieser Art unerwartet.
Seit jeher werfen Rammstein gerne Stöckchen, über die dann alle folgsam springen. Aus RammsteinSicht hätte es nicht besser laufen können, Aktion Aufmerksamkeitsmaximierung erfüllt. Im finalen 11-Minuten-Video galoppieren die Jungs sprichwörtlich durch gut 2000 Jahre deutsche Geschichte und Lindemann schreisingt „Deutschland! Meine Liebe kann ich dir nicht geben“. Also letztlich doch nur wieder viel Krawall und kaum Skandal, vielmehr ein weiteres geschicktes Spiel mit der Teutonenhaftigkeit, mit der die (nach eigenem Bekunden eher linksorientierte) Band schließlich schon immer kokettierte, man erinnere sich an die Leni-Riefenstahl-Optik des „Stripped“-Videos oder gucke sich halt einfach das auf martialisch-bedrohlich gebürstete Gesamtgebaren der im Alltag übrigens sehr umgänglichen Jungs an.
Aber weitere Kontroversen werden nach „Deutschland“rund um dieses Album nicht mehr folgen. Völlig zahm und praktisch poppig klingt die neue Single „Radio“, mit der die in der DDR aufgewachsenen Musiker ihre tiefe Liebe zum Westradio sowie ihr Leiden und Darben aufgrund der kulturellen Abgeschnittenheit ihrer Jugend bekunden („Jede Nacht ich heimlich stieg