Neu-Ulmer Zeitung

Ein Festival der Prominenz

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Filmfestsp­iele Die Gästeliste in Cannes ist so beeindruck­end wie lange nicht. In einem einzigen Film spielen allein erstmals Brad Pitt, Leonardo DiCaprio und Al Pacino. Den Auftakt macht eine Zombie-Komödie von Jim Jarmusch

Cannes Monatelang soll sich Regisseur Quentin Tarantino im Schneidera­um verkrochen haben, um sein neues Werk rechtzeiti­g fertig zu bekommen. Es hat geklappt. „Once upon a time… in Hollywood“wurde nachträgli­ch in den Wettbewerb des Filmfestiv­als in Cannes aufgenomme­n und feiert in Südfrankre­ich seine Weltpremie­re – 25 Jahre nachdem Tarantino dort für sein Meisterwer­k „Pulp Fiction“die Goldene Palme gewann.

Allein die Namen, die der US-Filmemache­r für seine Hommage ans Hollywood seiner Jugend verpflicht­en konnte, dürften die Organisato­ren anderer A-Festivals neidisch werden lassen: In den Hauptrolle­n sind Brad Pitt und Leonardo DiCaprio zu sehen, hinzukomme­n Al Pacino, Kurt Russell, Tim Roth und Margot Robbie.

Los geht es an diesem Dienstag in Cannes aber erst einmal mit „The Dead Don’t Die“. Auch der Eröffnungs­film verspricht ein Spektakel mit zahlreiche­n Stars zu werden: Regisseur Jim Jarmusch zeigt seine Version der Zombie-Apokalypse – eine Komödie. Darin kämpfen Bill Murray und Adam Driver gegen Untote wie Iggy Pop.

Überhaupt ist die Gästeliste gewohnt lang. Neben den bereits erwähnten Promis sind für die 72. Festivalau­sgabe Penélope Cruz und Antonio Banderas angekündig­t, ebenso Alain Delon, Isabelle Huppert und der 88 Jahre alte JeanLouis Trintignan­t. Auch Sir Elton John wird im Festivalpa­last an der Côte d’Azur erwartet und Sylvester Stallone will dort Ausschnitt­e von „Rambo V“vorstellen.

Selbst wenn die Namen den Festspiele­n jede Menge Aufmerksam­keit sichern, so stehen doch die Filme im Mittelpunk­t. Die Jury unter Vorsitz des vierfachen Oscar-Preisträge­rs Alejandro González Iñárritu wird im Wettbewerb die Werke vieler bekannter Autorenfil­mer sehen. Der Spanier Pedro Almodóvar fokussiert mit „Dolor y Gloria“auf einen straucheln­den Künstler, während der US-Amerikaner Terrence Malick „A hidden life“vorstellt, ein auf wahren Begebenhei­ten beruhendes Drama über einen österreich­ischen Bauern, der nicht für die Wehrmacht kämpfen wollte.

Zu den Cannes-Stammgäste­n gehören auch die belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne; sie thematisie­ren in „Le jeune Ahmed“die Radikalisi­erung eines jungen Muslims. Der Brite Ken Loach hingegen, der ebenfalls schon zwei Goldene Palmen gewonnen hat, legt mit „Sorry we missed you“wieder ein Sozialdram­a vor.

Auch einige Neulinge haben es in den Wettbewerb geschafft. Die Französin Mati Diop („Atlantics“) etwa ist die erste schwarze Frau in der über 70-jährigen Geschichte des Festivals, die ihren Film in der Hauptkonku­rrenz zeigen kann. Sie ist außerdem eine von vier Frauen im Wettbewerb – das ist bei 21 Beiträgen nicht viel, aber mehr als in den Vorjahren, in denen Cannes für die quasi nicht-existente Frauenbete­iligung heftig kritisiert wurde.

Auch die Österreich­erin Jessica Hausner ist vertreten. Nach Erfolgen in einer Cannes-Nebenreihe darf sie mit „Little Joe“auf einen der Hauptpreis­e hoffen, die am 25. Mai vergeben werden.

Wegen des andauernde­n Streits um den Vertrieb von Netflix-Werken wird es erneut keine Filme des Streaminga­nbieters im Wettbewerb geben. Auch einen deutschen Beitrag sucht man vergebens. Dennoch ist die Beteiligun­g aus dem deutschspr­achigen Raum zu spüren: So ist Terrence Malicks „A hidden life“nicht nur eine deutsche Koprodukti­on, sondern auch mit August Diehl in der Hauptrolle entstanden – und zeigt den gestorbene­n Bruno Ganz in einem seiner letzten Kinoauftri­tte. Sandra Hüller wiederum spielt im französisc­hen „Sibyl“mit, Maren Ades Produktion­sfirma finanziert­e „La Gomera“des Rumänen Corneliu Porumboiu mit.

Traditione­ll feiert Cannes einige Highlights außer Konkurrenz. Dieses Mal dürfte der argentinis­che Fußballer Diego Maradona für eine Doku vorbeischa­uen, und der Spielfilm „Rocketman“über Elton John wird mit Spannung erwartet – angeblich will der Musiker selbst über den roten Teppich laufen. Noch kann nicht gesagt werden, wie gut die Filme sein werden. Angesichts der großen Namen und viel verspreche­nden Werke ist klar: Cannes bleibt das Festival mit der größten Strahlkraf­t. Aliki Nassoufis, dpa

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Foto: Loic Venance, afp Das offizielle Cannes-Poster feiert charmant die Tradition des Festivals unter Palmen, das nun wieder für zehn Tage Nabel der Filmwelt ist.

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