Draisaitl schiebt Überstunden
Der WM-Reporter in Kosice muss sich nicht beschweren. Er verfügt über Tisch und Stuhl im Pressezentrum mit funktionierendem WLAN (überlebenswichtig), bekommt ausreichend Wasser oder Kaffee (auch nicht schlecht) und wohnt eine halbe Autostunde außerhalb der Stadt im Wald, wo sich Wolf und Bär Gute Nacht sagen (nebensächlich). Die einzige Gefahr, die dem WM-Schreiber droht: Er ersäuft in einer StatistikFlut. Der Kampf um die Scheibe wird in seine Einzelteile zerlegt: Tore, Pässe, Schüsse, Strafminuten, gewonnene und verlorene Bullys – alles wird notiert.
Eine der wichtigsten Kategorien für die Experten: die Einsatzzeit jedes Spielers. Sie gibt untrüglich darüber Auskunft, wie wichtig der Mann ist. Wenig überraschend setzt Leon Draisaitl in der deutschen Mannschaft den Spitzenwert.
22:17 Minuten verbuchte der NHL-Profi der Edmonton Oilers beim 3:1 gegen Großbritannien.
Gar 23:59 Minuten weist die Statistik beim 2:1 gegen Dänemark aus.
Klingt angesichts von gestoppten 60 Minuten Gesamtspielzeit unspektakulär, ist jedoch eine gewaltige Leistung. Idealerweise dauert ein Einsatz 45 Sekunden, höchstens eine Minute. Vier Blöcke wechseln sich ab. In dieser kurzen Spanne muss der gepolsterte Profi sprinten, stoppen, wieder beschleunigen, Zweikämpfe ausfechten, schießen, passen, den Puck erobern oder auch mal die Fäuste fliegen lassen. Eishockey ist ein Schnellkraftsport mit kurzen, aber höchst intensiven Intervallen.