Neu-Ulmer Zeitung

Koo denkt an Abschied

- VON JOHANNES GRAF

Bundesliga Am Saisonende läuft der Vertrag des Südkoreane­rs beim FC Augsburg aus. Ein erstes Angebot des Klubs hat er abgelehnt, auch wenn sein Herz am FCA hängt

Augsburg Über die Begegnung mit Hertha BSC verliert Ja-Cheol Koo nur wenige Worte. Kurz vor der Pause hatte der Südkoreane­r wegen einer Adduktoren­verletzung das Spielfeld verlassen, der FC Augsburg verlor später das letzte Heimspiel turbulent mit 3:4, hatte sich aber zuvor schon seiner Abstiegsso­rgen entledigt. Hinter der laufenden Saison ist ein Haken gesetzt, längst beschäftig­en sich Verantwort­liche und Spieler des Fußballbun­desligiste­n mit der Zukunft. Und Koo überlegt.

Noch hat sich der 30-Jährige nicht entschiede­n, welches Trikot er ab Sommer tragen will. Zweifelsoh­ne ist seine Verbundenh­eit groß, 140 Ligaspiele hat er für die Augsburger bestritten. Dass er erneut mit dem Klub den Ligaverble­ib gesichert hat, sei für ihn „etwas Besonderes“gewesen, wie er betont.

Wer Koo an diesem Abend im Bauch der Augsburger Arena zuhört, den beschleich­t das Gefühl eines bevorstehe­nden Abschieds. Der Koreaner blickt zurück, weniger voraus. Er zieht Bilanz und ordnet seine insgesamt fünfeinhal­bjährige Zeit in Augsburg ein. „Jedes Mal, wenn ich die Geschäftss­telle sehe, bin ich sehr stolz auf mich und auf diese Mannschaft.“Was Koo folgen lässt, verstärkt den Eindruck, dass die Zusammenar­beit zwischen dem FCA und dem Spieler enden wird.

Der Südkoreane­r erklärt: „Augsburg gehört zu meiner Geschichte, mein Herz ist hier. Ich habe lange Zeit alles gegeben, das ist ein Teil meines Lebens.“Am Saisonende könnte ein neuer Abschnitt beginnen, in einem anderen Land. Denn Koo stellt klar: Innerhalb der Bundesliga möchte er nicht mehr wechseln. Eine vierte Station in Deutschlan­d soll nach Wolfsburg Mainz und Augsburg nicht hinzukomme­n. England oder Spanien würden ihn reizen, sagt der zweifache Familienva­ter. Nachdem Koo seine Karriere im Nationalte­am nach dem Asiencup im Januar beenden durfte – eigentlich wollte er schon nach der WM im Sommer aufhören – kann sich der Mittelfeld­spieler vollends auf die Endphase seiner Vereinskar­riere konzentrie­ren.

Augsburgs Trainer Martin Schmidt lobte vor kurzem die Vielseitig­keit des Mittelfeld­spielers, der nach einer früheren Ausleihe im August 2015 für die damalige Rekordablö­se von fünf Millionen Euro aus Mainz nach Augsburg gewechselt war. Er bringe alle Fähigkeite­n mit, die er, also Schmidt, für sein Spiel benötige. Schmidt stellte klar: „Wir wollen Koo unbedingt halten.“Ein erstes Angebot hat der Südkoreane­r allerdings abgelehnt. Ob ihm die Vertragsla­ufzeit zu kurz oder das Gehalt zu gering war, darüber spricht Koo nicht. Die Türe ist aber noch nicht zugeschlag­en. „Es ist noch nichts entschiede­n“, erklärt der Spieler, „ich spreche immer noch mit Stefan Reuter.“

Koo wäre nach Dong-Won Ji der zweite Profi, der seinen auslaufend­en Vertrag nicht verlängern wollte. Den Routiniers Jan-Ingwer CallsenBra­cker und Christoph Janker hatte der Klub keine weitere Beschäftig­ung als Spieler angeboten. Fragezeich­en stehen hinter dem Verbleib des Linksverte­idigers Konstantin­os Stafylidis und des von Hoffenheim ausgeliehe­nen Gregor Kobel. Auch ihre Verträge enden am 30. Juni. Stafylidis’ Weggang scheint sicher, bezüglich Torhüter Kobel zeigt sich FCA-Sportchef Stefan Reuter zuversicht­lich. „Wir sind guter Dinge, dass wir ihn halten können.“ Weil Draisaitl überragend das Spiel liest, Tore schießt und den Puck abschirmt wie kaum ein Zweiter, bringt Bundestrai­ner

Toni Söderholm den 23-Jährigen gefühlt in jedem zweiten Wechsel. Im Überzahlsp­iel und je knapper das Match und je näher die Schlusssir­ene rückt, steht die Nummer 29 sowieso auf dem Eis. Nebenbei: Die kürzeste Einsatzzei­t hatte Marcel Noebels aus dem vierten Sturm mit 7:04 Minuten.

Skeptiker befürchten, dass Söderholm den zweitbeste­n NHLScorer, der über 80 Partien in den Knochen hat, verbrennt. Doch der Erfolg gibt dem Bundestrai­ner recht. Außerdem: Nach zwei Partien innerhalb von 24 Stunden bekommt das Nationalte­am einen ganzen Tag frei. Na bitte, der WM-Spieler hat es noch schöner als der Reporter. Bekommt bezahlten Urlaub obendrauf. Soll bloß keiner maulen hier in Kosice.

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Foto: Ulrich Wagner

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