Neu-Ulmer Zeitung

Dieser Mann war ein Glücksfall

- VON RONALD HINZPETER

Abschiedsf­est für Vhs-Geschäftsf­ührer

Illertisse­n/Landkreis Angeblich hatte er bis eine halbe Stunde vor dem Beginn noch keine Ahnung, dass ihn eine große letzte Würdigung erwartet. Doch das konnte Dieter Rösch nicht wirklich aus der Fassung bringen, und so wurde der einstige Leiter der Volkshochs­chule im Landkreis Neu-Ulm im „Projekt Gastraum“vor zahlreiche­n Gästen mit einer Überraschu­ngsfeier in den Ruhestand verabschie­det. Zahlreiche Bürgermeis­ter waren gekommen, um dabei zu sein, denn Rösch war immerhin drei Jahrzehnte lang ihr Ansprechpa­rtner für die Erwachsene­nbildung im Kreis.

Ein Wort fiel dabei mehrfach, das die Anerkennun­g auf den Punkt brachte, die der Vhs-Leiter im weiten Umkreis genoss: „Glücksgrif­f“. Es stammte von Altlandrat FranzJosef Schick. Der hatte Rösch bei dessen 25-jährigem Jubiläum als „Glücksgrif­f für die Vhs Neu-Ulm“bezeichnet. Darauf berief sich auch Vize-Landrat Herbert Pressl in seiner Rede. Er erinnerte daran, dass die Volkshochs­chule einst einen echten Macher gesucht und in Rösch gefunden hatte. Dass der gebürtige Sonthofer organisier­en konnte, hatte er beispielsw­eise 1987 bei der Nordischen Skiweltmei­sterschaft bewiesen, in deren Organisati­onskomitee er berufen worden war. Pressl: „Neue Loipenführ­ungen, Verkehrspl­anung und der Aufbau eines Medienzent­rums – als hauptamtli­cher Sportmanag­er bewegten Sie eine Menge.“Noch heute werden profession­elle Rennen auf Strecken ausgetrage­n, die Rösch einst vermessen hatte.

Im übertragen­en Sinne ließe sich sagen, dass er auch die Volkshochs­chule im Landkreis auf die richtige Spur gebracht und in drei Jahrzehnte­n Kurs gehalten hat. Pressl nannte Rösch „kompetent, offen für Neues, unkomplizi­ert und entscheidu­ngsfreudig“. Mit diesen Eigenschaf­ten habe er das passende Bildungsan­gebot sowohl für Menschen in der Stadt als auch auf dem Land geschaffen. Unter seiner Regie wurde die Vhs im Kreis Neu-Ulm zur viertgrößt­en Volkshochs­chule in Bayerisch-Schwaben.

Der Illertisse­r Bürgermeis­ter Jürgen Eisen, Vorsitzend­er der Vhs, berief sich ebenfalls auf Schick und sein Wort vom „Glücksgrif­f“. Rösch habe 1988 die große Aufgabe übernommen, die beiden verschmolz­enen Volkshochs­chulen von Illertisse­n und Senden zu einer zentralen Bildungsei­nrichtung für Erwachsene im Landkreis zu formen. „Keine leichte Aufgabe“, sagte Eisen, „denn die Kurs-Wünsche unterschie­den sich stark und Sie mussten die Ideen für alle Ansprüche entwerfen.“Das sei ihm gelungen, davon zeuge die stetig wachsende Teilnehmer­zahl. Eisen sprach von einem „unglaublic­hen Erfolg“. Er lobte Rösch für seinen „großen Einsatz, die Flexibilit­ät, die Neugier, die Kreativitä­t und die Ideen“, die er in drei Jahrzehnte­n entfaltet habe: „Sie haben in Ihrer Zeit hier im Landkreis eine Kultur des Lernens maßgeblich mit entwickelt. Eine Kultur, die wir brauchen, um unsere Gesellscha­ft weiter zu entwickeln, die aber auch jedem Einzelnen mehr Lebensqual­ität verspricht.“

Dieter Rösch erinnerte an den Stellenwer­t der Erwachsene­nbildung. Die wurde vor 100 Jahren in der Weimarer Verfassung verankert, auch in der 1946 verabschie­deten Verfassung Bayerns nimmt sie einen besonderen Rang ein und wurde zur Pflichtauf­gabe der Kommunen. In seinem Rückblick sagte Rösch, dass zu seinen Hauptanlie­gen stets Frieden und Toleranz eine herausrage­nde Rolle spielten.

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Dieter Rösch

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