Holzheimer Fernwärme-Projekt schwächelt
Energie Die Zahl der Anträge ist noch gering. Die Gemeinde will mit eigenen Gebäuden eine Vorreiter-Rolle übernehmen
Holzheim Mit dem Anschluss eigener Gebäude wie Rathaus, Schule und Kindergarten samt Sporthalle an das geplante Fernwärmenetz will die Gemeinde Holzheim dem offenbar etwas schwächelnden Projekt jetzt zusätzlichen Schwung verleihen. Das hat der Gemeinderat jedenfalls in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen.
Alle Liegenschaften lägen an der bisher nur projektierten ersten Leitungstrasse von der Biogasanlage im Norden Holzheims zum südlichen Ortsrand. Für eine wirtschaftliche Realisierung benötigen die Renergiewerke Holzheim nach eigener Aussage bei optimaler Anordnung rund 90 verbindliche Anträge von interessierten Abnehmern. „Bisher sind es erst 15“, bedauerte Bürgermeisterin Ursula Brauchle, „das geht so nicht.“Dabei seien schon 85 Angebote verschickt worden. „Aber vielen Leuten ist offenbar nicht klar, dass nur Verträge zum Bau der Trasse führen können.“Schließlich trete das Unternehmen mit dem Aufbau der Infrastruktur enorm in Vorleistung, ergänzte Brauchle. Insofern sei ein Engagement der Gemeinde jetzt wichtig: „Wir sind entscheidende Abnehmer an der geplanten Trasse.“
Das Bauamt der Verwaltung hat Brauchle zufolge die Vertragsangebote geprüft und als wirtschaftliche Alternative zu den vorhandenen Heizungen beurteilt. Demnach beliefen sich die Anschlusskosten für das Rathaus auf ungefähr 8000 Euro, allerdings ohne die Leistungen eines Heizungsbetriebs für die Verbindung von Übergabestation und hausinternem Leitungsnetz. Nicht enthalten sind die Kosten für eine Wiederherstellung der Außenflächen. Nachteilig dabei: Mit 37 Metern wäre die Anschlussleitung ungewöhnlich lang, eine kürzere könnte nur mit Zustimmung der benachbarten Grundstückseigentümer verlegt werden. Demgegenüber würden sich die jährlichen Betriebskosten mit etwa 1500 Euro günstiger gestalten als ein vergleichbarer Fernwärmeanschluss im Bereich der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.
Gleiches gilt dem Bauamt zufolge für die Verbrauchskosten von Grundschule, Kindergarten und Sporthalle. Dort rechnet die Verwaltung mit einem Aufwand von rund 16000 Euro im Jahr. Die einmaligen Anschlusskosten werden auf 13000 Euro beziffert. Während beim Rathaus wegen des Alters der vorhandenen Heizung von deren Demontage ausgegangen wird, gestaltet sich die weitere Verwendung der erst vor vier Jahren mit hohem Aufwand installierten Anlage im Schulgebäude komplizierter. Womöglich könne diese Heizung bei Spitzenlasten als Redundanzelement in das Netz eingebunden werden, deutete Brauchle an, „aber das war auf die Schnelle nicht abzuklären“.
Andernfalls könnten einzelne Bestandteile vielleicht verkauft werden, so eine Anregung am Ratstisch. Wenn nicht, sei die Anlage eben abzuschreiben. Schmerzlich zwar, so der Tenor im Gremium, aber im Hinblick auf das Engagement der Gemeinde für den Klimaschutz und ihre Vorbildfunktion wohl vertretbar. „Das Fernwärmenetz bietet eine einmalige Gelegenheit und ist mit seinen Vorteilen sinnvoll für die Zukunft“, argumentierte die Bürgermeisterin. „Deshalb wollen wir es ja auch für unsere Bürger.“
Thomas Hartmann (CSU/DG) rechnete mit künftig veränderten Wirtschaftlichkeitsaspekten durch eine zu erwartende CO2-Steuer und forderte: „Wir sollten als Gemeinde hier ein Zeichen setzen.“Fraktionskollege Rudi Veitz fände es „schade, wenn die Abwärme der schon vorhandenen Biogasanlage ungenutzt bliebe“und schlug vor, die Schulheizung schlichtweg stillzulegen. Deutlich nüchterner urteilte Bernd Tiltscher (SPD/UWH): „Sparen werden wir nichts. Die Frage ist, ob wir es wollen oder nicht.“
Muss die Schulheizung stillgelegt werden?