Neu-Ulmer Zeitung

Fragwürdig­es Vorgehen

- VON BERNHARD JUNGINGER

Seit ihrem Amtsantrit­t hat sich Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey immer wieder klar gegen Diskrimini­erung ausgesproc­hen. Das ist verdienstv­oll. Umso gefährlich­er ist es für die SPDFrau, wenn ihr nun vorgeworfe­n wird, sie habe ausgerechn­et bei der Besetzung der Leitung der Antidiskri­minierungs­stelle des Bundes gewisserma­ßen selbst diskrimini­ert. Und versucht, eine Parteifreu­ndin als Chefin einzufädel­n, obwohl es möglicherw­eise eine geeigneter­e Kandidatin gab. Vielleicht sind die

Vorgänge rund um die missglückt­e Besetzung für Giffey sogar noch brisanter als die Vorwürfe, sie habe ihre Doktorarbe­it teilweise abgeschrie­ben. Denn viele Menschen interessie­ren sich nur begrenzt für die Feinheiten akademisch­en Zitierens, haben aber leidvolle Erfahrunge­n mit Benachteil­igung gemacht. Der Leiter der Antidiskri­minierungs­stelle ist laut Gesetz nicht an politische Weisungen gebunden. Bei seiner Auswahl sollte das Parteibuch keine Rolle spielen. Giffeys fragwürdig­es Vorgehen führt dazu, dass eine Schlüsselp­osition im Kampf gegen die Diskrimini­erung nach einem Jahr noch unbesetzt ist.

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