Von der Schülerin zur Meerjungfrau
Freizeit Mit einem langen Fischschwanz elegant durchs Wasser gleiten – das wird in bayerischen Bädern immer beliebter. Ein Mädchen aus Lauingen lässt sich sogar zur Trainerin ausbilden. Was hinter dem Trend steckt
Lauingen Laura bewegt sich mit eleganten Flossenschlägen. Buntes Bikinioberteil, schillernder Fischschwanz – wie man sich eine Meerjungfrau im Ozean vorstellt. Fast perfekt, wäre der Ozean nicht das Dillinger Hallenbad. Aber Laura Schindler ist eben auch keine echte Meerjungfrau. Sie imitiert das Fabelwesen aber nicht nur: Laura Schindler lässt sich aktuell zur zertifizierten Meerjungfrauen-Trainerin ausbilden. Das Schwimmen als Meerjungfrau, mit Monoflosse und Fischschwanz, wird in Deutschland immer beliebter.
Auch Laura Schindler haben Meerjungfrauen schon immer fasziniert: „Ich habe schon früher immer ,H2O‘ geguckt“, erzählt die 14-Jährige aus Lauingen (Kreis Dillingen). Die australische Serie über drei Mädchen, die sich in Meerjungfrauen verwandeln, sobald sie Wasser berühren, lief einige Zeit auch im deutschen Fernsehen. Ähnlich wie die „H2O“-Protagonistinnen verwandelt sich auch Laura Schindler von einem normalen Mädchen in eine Meerjungfrau: Bikini anziehen und in den Fischschwanz schlüpfen. Dieser besteht aus Stoff, ähnlich einem Badeanzug. Die Monoflosse, im Stoffüberzug versteckt, ist aus Plexiglas. „Sie wiegt so um die fünf Kilo“, erklärt Laura. Ihre aktuelle Flosse kostet rund 150 Euro – ein stolzer Preis, den ihre Eltern aber mittlerweile gerne bezahlen: „Ich hatte anfangs eine billige Flosse“, erzählt die 14-Jährige. „Die ist dann aber beim Schwimmen gebrochen.“Laura verletzte sich im Wasser – ab da war klar: „Lieber eine teure.“ Die Flossen gab es früher nur in ganz speziellen Online-Shops, mittlerweile findet man sie überall im Internet.
Die Lauingerin trägt stilecht neben Flosse und Bikini auch Fischschwanz-Ohrringe und eine passende Kette. Zu Lauras Ausbildung als Meerjungfrauen-Trainerin gehört auch eine Ausbildung als Unterwassermodel – und dazu natürlich ein entsprechendes Outfit. Als Meerjungfrauen-Trainerin beaufsichtigt Laura zusammen mit einer anderen Trainerin Kinder, die das Meerjungfrauen-Schwimmen lernen wollen: „Ich erkläre ihnen alles, wärme mich mit ihnen auf und löse Krämpfe, wenn sie welche haben“, erklärt die Lauingerin. Die schwere Flosse in Kombination mit den ungewohnten Bewegungen – da verkrampfen untrainierte Waden schnell. „Aber das Meerjungfrauen-Schwimmen kann auch schnell auf den Rücken gehen, wenn man es zum ersten Mal oder falsch macht.“Für Laura ist das kein Problem: Sie schwimmt im Verein, seit sie ein Kind ist. „Und die Bewegung kennt man ja vom Delfinschwimmen.“Auch heute noch schwimmt die 14-Jährige zweimal in der Woche „normal“.
Beherrsche man das Schwimmen als Meerjungfrau, könne man in der Gruppe mehrere Figuren machen, erklärt Laura: „Beispielsweise eine Kette bilden oder einen Ring, durch den eine andere dann schwimmen kann.“Wichtig dabei: Luft anhalten, Augen offen lassen. Dass sie das kann, muss Laura unter anderem auch bei der finalen Prüfung beweisen. Eineinhalb Minuten muss sie unter Wasser die Luft anhalten: „Ich schaffe drei Minuten und 15 Sekunden“, sagt sie. Ist Laura fertig ausgebildet, kann sie anderen Meerjungfrauen-Trainern assistieren. Alleine ausbilden darf die Lauingerin erst in vier Jahren, wenn sie 18 ist. Außerdem kann sie als Unterwassermodel auf Freizeitmessen oder sogar in großen Aquarien auftreten. Als Meerjungfrauen-Trainerin lernt sie aber auch, ihre Schülerinnen entsprechend unter Wasser zu fotografieren. Sie unterrichtet größtenteils Mädchen – ab und an nehmen aber auch Buben teil. „Außerdem gibt es auch oft Kurse für die Mütter der MeerjungfrauenSchülerinnen“, erklärt Laura. Das Zertifikat, das sie am Ende bekommt, weist sie als offiziellen „Mermaid Instructor“aus. Ausgestellt wird es vom Tauchsportverband Scuba Schools International.
Dass sie sich manchmal in eine Meerjungfrau verwandelt, war für die Menschen in der Umgebung anfangs komisch: „Mittlerweile finden meine Verwandten das aber normal.“Und wenn Laura sich im Urlaub am Strand fotografieren lässt, stehen schon auch mal zwanzig Leute um sie herum und bewundern ihre Flosse.