Dass einfach nichts bleibt
60 neue Gedichte von Max Sessner
Im April ist der Augsburger Lyriker Max Sessner 60 geworden. Und 60 Gedichte umfasst sein neuer Lyrikband, der wie getränkt ist von einer stillen Melancholie. Da hält einer inne und stellt sich der Vergänglichkeit. „Wo sind die Tage hin gibt es sie noch/ irgendwo den Hochzeitstag all die/ Geburtstage einen Friedhof für Tage/ kann es nicht geben und wer sollte/ dort auch die Gräber pflegen niemand“heißt es im für Sessner typischen umspringenden Zeilenfall in „Tage.“Er bemüht keine großen Gefühle, Schwelgen im hohen Ton ist ihm fremd. Seine Poesie spielt im Alltäglichen, aus beiläufigen Beobachtungen und Szenen destilliert er Weltgehalt. Auch der Dichter zeigt sich dem Leser. „Der Nachruhm ach ja vielleicht/ erinnern Kinder sich an mich die/ mir winkten als ich mit dem Motorrad/ an ihnen vorbeifuhr und ich winkte/ zurück und dieses Winken bekommt/ seinen Platz in der Anthologie der/ schnell verblassten Dinge wie/ Vogelflug oder eilige Küsse dort.“Die Lakonie Sessners hat etwas Soghaftes. Hunde streifen immer wieder durch seine Gedichte. Und in einem Selbstbild heißt es: „Sein Meisterwerk schrieb er mit/ sechzig ein kleines Gedicht auf/ einen Hund der sein Bein hob.“Geschirrtuch, Tisch, Regenschirm, Züge, Biertrinker – wie in Bernstein fasst sie Sessners Sprachkunst. Ein Poet der traurigen Gewissheiten. „Dass einfach nichts bleibt muss/dir schon klar sein irgendwann/ gehören wir der Katz.“
edition Azur, 80 S, 19 ¤