Große Verlorenheit
Tipp des Tages In Pedro Almodóvars Mutter-Tochter-Geschichte regiert Tristesse
Arte, 20.15 Uhr Seit er vor 30 Jahren mit „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“den internationalen Durchbruch erlebte, hat sich Regisseur Pedro Almodóvar oft als Meister des Tragikomischen bewiesen. Doch das Mutter-TochterDrama „Julieta“, das an diesem Mittwoch um 20.15 Uhr zeigt, ist schwere Kost. Hier regieren Zufall und Tristesse: Die früh verwitwete Mutter Julieta (Emma Suárez) hat sich in ihrer freudlosen Existenz eingerichtet. Von ihrer einzigen Tochter Antia hat sie seit Jahren nichts gehört. Doch plötzlich trifft sie auf der Straße in Madrid eine Jugendfreundin ihrer Tochter, die erzählt, dass Antia verheiratet ist, Kinder hat. Auf der Stelle krempelt Julieta ihr Leben um. Sie gibt ihre Wohnung auf, zieht in ihr altes Apartment voller Erinnerungen – und beginnt zu schreiben. In Rückblenden und Episoden entfaltet sich ihre düstere Lebensgeschichte.
Diese Versatzstücke fügen sich jedoch nicht ganz nahtlos zu einer berührenden Geschichte zusammen: Julietas Schicksal lässt uns Zuschauer in manchen Momenten seltsam unbeteiligt zurück. Einige starke Momente bleiben wiederum im Gedächtnis: Wenn sich Julieta am Rande eines stillen Sportplatzes in die Vergangenheit zurückträumt, spürt man große Trauer und Verlorenheit. Lichtblicke dieser Art lässt Regisseur und Oscar-Preisträger Pedro Almodóvar hier und da in diesem Film aufblitzen. „Julieta“– basierend auf Kurzgeschichten von Literaturnobelpreisträgerin Alice Munro – kann zwar nicht ganz an große Melodramen wie „Sprich mit ihr“oder „Volver – Zurückkehren“anknüpfen. Dennoch ist es ein anspruchsvolles Filmerlebnis.