Endlich gibt es Domschweizerinnen
Kirche Erstmals haben auch Frauen die Aufsicht im dritthöchsten Gotteshaus der Welt
Köln Frauen besetzen in der katholischen Kirche eine Männerdomäne: Erstmals übernehmen sie die Aufsicht im Kölner Dom. Die bundesweit ersten vier so genannten Domschweizerinnen haben sich am Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie waren aus über 50 Bewerbungen ausgewählt worden, wie Dompropst Gerd Bachner mitteilte. Es handelt sich um Claudia Drolshagen, 55, Andrea Petzenhauser, 35, Hedi Michels, 58, und Susanne Rückes, 52. Somit beläuft sich die Zahl der Domschweizer in Köln nun auf 30. Zu ihren Aufgaben gehört es, für Ordnung in der Kathedrale zu sorgen oder die Fragen von Besuchern zu beantworten.
Der Begriff Domschweizer hat mit der Vergangenheit der Schweiz zu tun: Im 17. und 18. Jahrhundert waren oftmals ehemalige Soldaten aus der Schweiz ins Ausland gegangen, um als Soldaten oder Wachpersonal Geld zu verdienen. Zu dieser Zeit wurde der Türhüter oder Hausmeister eines reichen Privathauses auf Französisch „Suisse“(also „Schweizer“) genannt. Dieser Name hat sich für das heutige Aufsichtspersonal in Kathedralen erhalten. Aber es handelt sich natürlich nicht mehr unbedingt um Schweizer Bürger.
Auch eine Bayerin findet sich unter den vier Domschweizerinnen. „Die Kirche öffnet sich, das war für mich der entscheidende Punkt“, sagt Andrea Petzenhauser. Sie hat eine volle Stelle als Wirtschaftsjuristin in einem Kölner Unternehmen inne. Und arbeitet jetzt zusätzlich 24 Stunden im Monat als Domschweizerin.
„Ich möchte Teil der Entwicklung sein, die gerade im Gang ist. Die Tür geht gerade ein Stück weit auf“, sagt sie. Das sei nun ihr kleiner Beitrag, daran teilzuhaben. Der Kölner Dom nimmt damit eine Vorreiterposition in Deutschland ein: „Uns sind keine weiteren Domschweizerinnen bekannt“, sagt Domsprecher Markus Frädrich. Frauen zum Amt der Domschweizer zuzulassen sei ein richtiger und wichtiger Schritt, sagt auch Dompropst Bachner. Genau wie ihre männlichen Kollegen tragen die neuen Domschweizerinnen lange rote Roben mit schwarzem Samtbesatz und im Winter zusätzlich noch schwarze Mützen. Zur Ausstattung gehört zudem ein Holzkasten mit einem Schlitz für Spenden für den Dom.
Andrea Petzenhauser tritt ihren Dienst samstags um 5.40 Uhr an. Denn um 6 Uhr öffnet die Kathedrale ihre Pforten für die Besucher. „Ich finde es wunderschön, die Sonne durch die Fenster aufgehen zu sehen“, sagt sie. Statt in der Freizeit einem Hobby nachzugehen, geht sie nun zum Arbeiten in den Dom. Sie freut sich darauf, auf ganz unterschiedliche Menschen zu treffen. „Und das wird sicherlich auch die größte Herausforderung sein“, sagt die Domschweizerin.
Die wichtigste Aufgabe der Domschweizer ist es, den bis zu 30000 Besuchern täglich als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Sie beantworten Fragen – etwa wo sich der Dreikönigsschrein befindet. Außerdem haben sie für Ruhe und Ordnung zu sorgen. So achten sie darauf, dass sich die Besucher an die Vorschriften halten: Männer dürfen keinen Hut und keine Baseballkappen tragen, Hunde dürfen nicht ins Gotteshaus. Und es reicht nicht aus, im Sommer nur mit einem Bikini bekleidet zu sein.