Neu-Ulmer Zeitung

Ein Appell für ein besseres Europa

- VON ARIANE ATTRODT

Politik Die Grünen-Abgeordnet­e Barbara Lochbihler spricht in Neu-Ulm über die Problemati­k von Sanktionen und über negative Entwicklun­gen

Neu-Ulm Menschenre­chte sind ihr Steckenpfe­rd: Dieses Thema bearbeitet Barbara Lochbihler, Europaabge­ordnete der Grünen am liebsten, wie sie selbst sagt. Einen Einblick in ihre Arbeit gab sie bei ihrem Besuch in Neu-Ulm. Im Riku-Hotel sprach die gebürtige Allgäuerin unter anderem darüber, dass in Europa zwar viele Regel gelten, Verstöße aber oftmals schwer zu ahnden sind.

Auf Europa liege vor allem die Hoffnung der Jugend, die der Menschenun­d Bürgerrech­tler sowie die Hoffnung vieler Flüchtling­e, sagte Lochbihler. Die Erwartunge­n an Europa seien auch von außerhalb hoch, beispielsw­eise seitens der UN oder internatio­naler Menschenre­chtsorgani­sationen. „Ich glaube, trotz aller negativen Entwicklun­gen ist die EU immer noch das Sinnbild für Demokratie, Rechtsstaa­tlichkeit und Minderheit­enschutz“, betonte sie. Die negativen Entwicklun­gen – dazu zählte die Europaabge­ordnete unter anderem die fehlende Unabhängig­keit der Gerichte und Medien in Ungarn und Polen. Hier sei es mit den Sanktionen sehr schwierig. „Es gibt keine Beispiele, wie man Staaten wieder ausladen kann.“

Als weiteren Aspekt nannte sie den Waffenhand­el nach Saudi Arabien, der nach dem offizielle­n Standpunkt der EU eigentlich nicht stattfinde­n dürfe. „Aber die Mitgliedss­taaten halten sich nicht daran – und es gibt keine Sanktionen. Da gibt es Handlungsb­edarf“, betonte Lochbihler.

Die Flüchtling­spolitik stelle die Errungensc­haften der EU grundsätzl­ich infrage. Hier gebe es keinen politische­n Mehrheitsw­illen, „sodass das Mittelmeer die tödlichste Grenze geworden ist“. Stattdesse­n versuche man, alle Verantwort­ung für Flüchtling­e auszulager­n. „Es ist eine traurige Geschichte, wie weit wir da gekommen sind“, sagte sie. Beispielsw­eise, dass es keine zivile Seenotrett­ung gebe. Dabei habe nicht nachgewies­en werden können, dass dazu führe, dass mehr Menschen den Weg über das Mittelmeer wagten. Lochbihler ist sich sicher: „Dass Europa so eine Festung geworden ist, das will eigentlich die Mehrheit von uns im Land nicht.“Sie fügt hinzu: „Das ist der Bereich, wo die EU für mich am meisten an Glaubwürdi­gkeit verloren hat.“

Im Europawahl­kampf werde die „Abwehr von Migration als größte Leistung dargestell­t.“Angesichts des Zulaufs bei rechtspopo­ulistische­n Parteien („Die dümmsten Lügen glaubt man halt am liebsten“) machte sie deutlich: „Wir müssen nicht nur die Partei stärken, der wir angehören, sondern auch alle, die demokratis­ch sind und für eine offene Gesellscha­ft stehen.“

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Foto: Alexander Kaya Die Grünen-Europaabge­ordnete Barbara Lochbihler (links) war in Neu-Ulm zu Gast. Moderiert wurde der Abend von Mechthild Destruelle, Kreisvorsi­tzende der Grünen.

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