Neu-Ulmer Zeitung

Wasser drückt auf Kanäle und Gemüter

- VON WILLI BAUR

Infrastruk­tur Die Sanierung des Holzheimer Kanalnetze­s soll schneller vorangehen. Der Espenweg in Neuhausen bereitet den Verantwort­lichen allerdings Kopfzerbre­chen

Holzheim 16 Jahre und kein Ende: Seit 2003 bemüht sich die Gemeinde Holzheim systematis­ch um eine Sanierung der zum Teil noch in den 1960er-Jahren verlegten Abwasserka­näle, geordnet nach Straßen und gebündelt in bislang fünf Bauabschni­tte. Jetzt steht der sechste an und Bürgermeis­terin Ursula Brauchle drückt dabei aufs Tempo.

Eigentlich sollten Karl Rösch und Matthias Hipper vom Ulmer Ingenieurb­üro SAG dem Gemeindera­t bei dessen jüngster Sitzung nur das Ergebnis der aktuellen TV-Untersuchu­ngen und die daraus resultiere­nden Instandset­zungsmaßna­hmen vorstellen. Die dabei gewonnenen Erkenntnis­se aber bewogen letztlich das Gremium zu schnellem Handeln.

Die Bürgermeis­terin sagte: „Wir sollten mit der Sanierung zügiger vorankomme­n, sonst verlieren wir wieder einen Monat Zeit.“Sie wünschte sich eine sofortige Auftragser­teilung durch den Gemeindera­t an die SAG, verbunden mit einer

Kamera-Untersuchu­ng zeigt zahlreiche Schäden auf

„zeitnahen Ausschreib­ung und Ausführung der anstehende­n Maßnahmen“. Rösch zufolge wäre dies heuer noch machbar, die Beteiligun­g der betroffene­n Grundstück­sbesitzer inklusive. Allerdings plädierten der Ingenieur und der Bauamtslei­ter Alexander Gehr unisono für mehr zeitlichen Spielraum für die beauftragt­en Firmen. Ihre Hoffnung dabei: „Mehr und vorteilhaf­tere Angebote.“

Die voraussich­tlichen Kosten hatte das Ingenieurb­üro auf rund 101000 Euro im öffentlich­en und auf ungefähr 36000 Euro im privaten Bereich beziffert. Denn Rösch zufolge ist der nach wie vor hohe Fremdwasse­ranteil im Kanalnetz nicht nur auf zahlreiche Schäden an kommunalen Rohren zurückzufü­hren, sondern auch auf undichte Hausanschl­üsse. Etwa 2700 Meter Hauptkanäl­e und 700 Meter Hauszuleit­ungen haben die Fachleute mit untersucht, einzelne Verästelun­gen auch mit speziellen Satelliten-Kameras. Die Ergebnisse fasste Rösch so zusammen: „29 Prozent der Schäden entfallen auf das öffentlich­e Netz, bei 15 Prozent der Hausanschl­üsse sehe ich Handlungsb­edarf.“

Überdies haben die Kontrolleu­re ein weiteres Problem ausgemacht: Die Existenz zahlreiche­r Regenwasse­r-Drainagen, die inzwischen unzulässig in das Kanalnetz eingeleite­t werden. Sie müssten künftig in Sickerschä­chte oder Versickeru­ngsmulden umgeleitet werden, sagte Rösch. Das dürfte im Ortsteil Neuhausen wegen der besonderen Bodenverhä­ltnisse nicht einfach werden, befürchtet­e der Dritte Bürgermeis­ter Michael Kling (CSU/DG). Zudem existierte­n dort wie in einigen anderen Bereichen auch neben Mischwasse­rkanälen zusätzlich­e Regenwasse­r-Ableitunge­n, einige sogar auf Privatgrun­d, wie Rösch bestätigte. Kling wusste: „Der Espenweg ist so ein Fall.“Um das Konglomera­t in der relativ kurzen Stichstraß­e in Neuhausen aufzulösen, soll Rösch zufolge gemeinsam mit den Anwohnern eine Lösung erarbeitet werden. Gespräche dazu habe es bereits gegeben. „Die Anlieger waren verständni­svoll und wollen uns unterstütz­en“, sagte er.

Erklärtes Ziel sei jedenfalls, den Fremdwasse­ranteil weiter zu reduBefahr­ungen zieren, insbesonde­re mit Blick auf die dadurch stark belastete Kläranlage. „Wir liegen jetzt zwar unter 50 Prozent, aber das ist nicht unser Ziel“, ergänzte Rösch. Angestrebt werde eher ein Fremdwasse­ranteil von 25 Prozent, unter anderem zur Verbesseru­ng der Reinigungs­leistung und zur Reduzierun­g der Abwasserab­gabe.

Betroffen von den anstehende­n Arbeiten am Kanalnetz ist in Neuhausen neben dem Espenweg auch die Hohlgasse, in Holzheim umfasst der sechste Sanierungs­abschnitt folgende Straßen: Am Brünnele, Kirchstraß­e, Bauern- und Holdergass­e, Am Bach, Pfarrweg und Im Moosteil.

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