Boris Johnson muss nun liefern
Großbritannien Die Queen ernennt ihn zum Premierminister. Auf ihn wartet eine lange Aufgabenliste. Die geht weit über den Vollzug des Brexits hinaus. Am Abend besetzt er dann die ersten Ministerposten neu
darauf hindeutete, dass der NeuPremier ein Kabinett formen würde, das vornehmlich aus Europaskeptikern besteht. Johnson weiß, dass es die Zeit nicht zulässt, sich langsam im neuen Heim einzurichten. Der offizielle Brexit-Stichtag ist der 31. Oktober. Und er wiederholte sein Versprechen, Großbritannien werde auch im Falle eines No Deals spätestens zu diesem Termin aus der Staatengemeinschaft ausscheiden. Man wünsche zwar keinen Brexit ohne Austrittsabkommen. Trotzdem werde er sein Land auf diese „entfernte Möglichkeit“vorbereiten. Aber seine Regierung werde „einen neuen Deal, einen besseren Deal“erreichen. Johnson verkaufte sich als Ober-Optimist der Nation. „Ich habe jedes Zutrauen, dass wir das in 99 Tagen schaffen.“
Auch wenn der EU-Austritt ganz oben auf der Agenda steht, ist die Liste der weiteren Aufgaben lang. Tiefe Risse ziehen sich durch die Gesellschaft des Königreichs. Johnson muss nicht nur seine eigene Partei befrieden, sondern auch das Land einen. Es wird neben dem Brexit die größte Herausforderung werden. Während die Nation das Schauspiel des Machtwechsels verfolgte, verkündete ein Minister nach dem anderen seinen Rücktritt. Johnson bildete dann sein Kabinett stark um und umgibt sich vor allem mit Brexit-Hardlinern und Weggefährten: Neuer Vize-Premierminister wird Michael Gove. Der einstige Brexit-Minister Dominic Raab übernimmt das Außenministerium vom scheidenden Jeremy Hunt. Innenminister Sajid Javid wechselt ins Finanzministerium, Liz Truss leitet fortan das Handelsministerium. ExEntwicklungsministerin Priti Patel wird Innenministerin.