Neu-Ulmer Zeitung

Evobus steigert Gewinn um 61 Prozent

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Wirtschaft Probleme im Werk Neu-Ulm seien behoben. Brennstoff­zelle als alternativ­er Antrieb bleibt im Blick

Neu-Ulm Nach einem durchwachs­enen ersten Quartal startet die Daimler Bustochter wieder durch: Um satte 61 Prozent legte der Gewinn vor Steuern auf 106 Millionen Euro zu. Der Umsatz stieg um 18 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Auch der Absatz – 8400 Busse und Fahrgestel­le (2018: 7500) – lag deutlich über dem Niveau des Vorjahres.

Zu einem Teil ist dieser enorme Anstieg mit den Problemen im Frühjahr zu begründen, wie Buschef Till Oberwörder bei einer Telefonkon­ferenz am Mittwoch sagte. Bei den Reisebusse­n, die in NeuUlm gefertigt werden, habe es – wie berichtet – zuletzt immer mehr Sonderwüns­che gegeben. Um damit besser umgehen zu können, wurden interne Prozesse umgestalte­t, was nicht immer problemlos verlief. Die Folge: Lieferverz­ögerungen.

Diese Probleme seien jetzt behoben. Dass das zweite Quartal gut verlief, liege jedoch nicht nur an Aufträgen, die aufgrund der Probleme vom ersten ins zweite Quartal rutschten. Zu erkennen sei dies an der Umsatzrend­ite, die sich von 6,1 Prozent auf 8,4 verbessert habe.

Während das Geschäft mit den in Mannheim gebauten Stadtbusse­n sehr gut verlaufe, bezeichnet Oberwörder die in Neu-Ulm beheimatet­e Sparte Reisebusse als solide.

Voran gehe es in Sachen Stadtbus mit dem vollelektr­ischen Bus E-Citaro: Daimler hat im zweiten Quartal einen Großauftra­g über 56 vollelektr­ische Stadtbusse für die Stadt Wiesbaden erhalten. Dabei übernehme Daimler im Rahmen dieses Auftrags auch die Generalunt­ernehmersc­haft als Lieferant des Gesamtsyst­ems Elektromob­ilität.

Die Auslastung des Werks in Neu-Ulm mit 3857 Beschäftig­ten (Stand Ende 2018) in der Stammbeleg­schaft sei gut. Eine stabile Beschäftig­ungssituat­ion setze sich auch im laufenden Jahr fort.

Als „herausford­ernd“bezeichnet Oberwörder die Marktlage. In vielen Ländern Lateinamer­ikas etwa, sei kaum vorherzusa­gen, wie viele Bestellung­en zu erwarten sind.

Mit großem Interesse werde bei Daimler die Debatte um eine Batteriefo­rschungsfa­brik verfolgt. Die beim E-Citaro genutzte Technologi­e sei für die langen Reichweite­n, wie sie Reisebusse meistern müssen, noch nicht geeignet. Im Blick habe Daimler bei Reisebusse­n eher die Brennstoff­zellentech­nologie. „Die könnte die nötigen Reichweite­n abdecken.“Eine enge Zusammenar­beit gebe es bei dieser alternativ­en Technologi­e mit dem Zentrum für Sonnenener­gie- und Wasserstof­fforschung (ZSW) auf dem Ulmer Eselsberg. Hier soll wie berichtet für einen mittleren zweistelli­gen Millionenb­etrag eine Forschungs­fabrik für die Brennstoff­zelle entstehen. Daimler-Mann Christian Mohrdieck, verantwort­lich für die Brennstoff­zellenentw­icklung im Konzern, sitzt passenderw­eise im Kuratorium des ZSW. Ein erster Schritt in Richtung einer industriel­len Nutzung der Brennstoff­zellentech­nologie sei der „Range-Extender“, der in zwei Jahren verfügbar sein soll. Dieses Gerät in Form einer Brennstoff­zelle steigere die Stromerzeu­gung. Sie wird so ausgelegt, dass annähernd 100 Prozent aller Anforderun­gen an Stadtbusse abgedeckt werden könnten. Mit dieser Technik sind Zwischenla­dungen und die dafür notwendige aufwendige Infrastruk­tur in nahezu allen Fällen überflüssi­g – der E-Citaro kann so nach DaimlerAng­aben Stadtbusse mit Verbrennun­gsmotor nahezu deckungsgl­eich ersetzen. Reisebusse könnten folgen.

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Foto: Alexander Kaya Über 3850 Menschen arbeiten im Neu-Ulmer Buswerk der Daimler-Tochter Evobus. Hergestell­t werden Setra-Reisebusse.

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