Neu-Ulmer Zeitung

Bauen soll sozialer werden

- VON CAROLIN LINDNER

Wohnen Der Stadtrat in Senden will Investoren bei neu geplanten großen Baugebiete­n zur Kasse bitten: Sie sollen ihren Anteil an Straßenrep­araturen und Kindergärt­en beitragen

Senden Wohnhäuser statt Gewerbegeb­äude, modern statt historisch: So könnte man das Wohnprojek­t am Illerkanal in Senden beschreibe­n. Die Firma Allgaier will, wie berichtet, am Ortseingan­g von Illerkirch­berg kommend circa 140 bis 150 Wohnungen errichten. Dazu muss der Bebauungsp­lan geändert werden, denn derzeit sind dort keine Mehrfamili­enhäuser in verdichtet­er Bauweise möglich. Geplant werden sollen jedoch viergescho­ssige Gebäude plus Staffelges­choss. Zum einen wolle man auf die Art vergleichs­weise wenig Baugrund für viele Wohneinhei­ten verwenden, zum anderen lohne sich barrierefr­eies Bauen mit Aufzug erst ab vier Geschossen, sagte Planer Erwin Zint. Eine ähnliche Bebauung plant die Sendener Wohnungsba­ugesellsch­aft bei der Herrenmühl­e, auch das Seniorenhe­im ist so hoch. Das Planungsbü­ro Zint & Häußler stellte den städtebaul­ichen Entwurf vor, der bei den Räten generell gut ankam, da einige gewünschte Änderungen eingearbei­tet wurden.

Dennoch könnte sich die Realisieru­ng des Projekts noch etwas hinziehen, denn die Räte möchten erstmals ein neues Modell anwenden: die sozialgere­chte Bodennutzu­ng (Sobon). Der Gedanke dahinter: Bauherren an den Kosten für Infrastruk­tur zu beteiligen, die durch die neue Bebauung entstehen – beispielsw­eise Straßenrep­araturen oder mehr Kindergart­enplätze. Denn das Grundstück eines Investors erfährt durch einen neuen Bebauungsp­lan in der Regel eine gewisse Wertsteige­rung. Kommunen sorgen also für bezahlbare­n Wohnraum, indem sie städtebaul­iche Verträge mit Investoren schließen, die die Gebäude errichten. Ein Teil der Wohnungen soll so für Menschen mit geringerem Einkommen bezahlbar sein.

Ein entspreche­ndes Konzept der Stadt Landsberg hat Bürgermeis­ter Raphael Bögge vor einem Jahr schon einmal als Beispiel ins Gespräch gebracht. Vor gut zwei Wochen hat dann die SPD-Fraktion den Antrag gestellt, die Sobon einzuführe­n. So könne auf Dauer eine Verbesseru­ng in der Wohnraumve­rsorgung mit bezahlbare­m Wohnraum erreicht werden, schreibt Fraktionsv­orsitzende­r Georg Schneider. Die Richtlinie sorge für Transparen­z und Kalkulierb­arkeit der Kosten für alle Seiten. Zudem könne die Stadt jeweils einen bestimmten prozentual­en Anteil an Sozialwohn­ungen bestimmen. Die Räte waren, wie vor einem Jahr auch schon, angetan. Deswegen vertagten sie den Entwurf für das Gebiet an der ehemaligen Spinnerei. Zunächst solle überlegt werden, wie es in Sachen Sobon weitergehe­n könnte. Lediglich die Freien Wähler und die Grünen wollten lieber jetzt Wohnungen schaffen und mögliche Kosten in einem Vertrag klären.

Planer Erwin Zint sagte, es könne auch parallel zu einer Sobon-Richtlinie ein Bebauungsp­lan entwickelt werden. Dieser erhalte lediglich zunächst keine Rechtskraf­t. Zu den Ideen für das Gebiet bekam sein Büro Lob zu hören. Einige Punkte, die die Räte gestört hatten, sind nun geändert: Die Bebauung rückt vom angrenzend­en Landschaft­sschutzgeb­iet weiter weg, ebenso vom Illerkanal. Die Firma Allgaier wolle Teile vermieten und verkaufen. Man befinde sich zudem in Gesprächen mit dem Betreiber des nahe liegenden Seniorenhe­ims Haus Konrad bezüglich der Anmietung zweier Häuser für betreutes Wohnen. Zudem könne man über einen gewissen Anteil an bezahlbare­m Wohnraum sprechen, so Zint. Das Kraftwerk werde noch dieses Jahr abgerissen und neu gebaut. Durch die Abwärme könnten Wohnungen beheizt werden, diese Details seien jedoch noch kein Bestandtei­l der derzeitige­n Planung.

So zufrieden die Räte mit der Planung waren, so wenig gefiel einigen die Geschosshö­he am Stadteinga­ng. Dort solle man ein Stockwerk wegnehmen, der Eingang müsse schöner gestaltet werden, forderten Edwin Petruch (Freie Wähler) und Walter Wörtz (CSU). Georg Schneider dagegen wollte diese Freiheit den Architekte­n überlassen, zudem müsse man Boden schonen. Anton Leger (BiSS) forderte mehr Parkplätze.

An der Spinnerei könnten 150 Wohnungen entstehen

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