Mehrheit für Johnson schrumpft
Nur noch einen Sitz mehr als Opposition
London Der neue britische Premierminister Boris Johnson verfügt im Parlament nur noch über die Mehrheit von einer Stimme. Bei einer Nachwahl in dem walisischen Wahlkreis Brecon and Radnorshire verloren die Konservativen jetzt einen Sitz an die Liberaldemokratin Jane Dodds. Ihr Sieg ist auch einem neuen Bündnis von Brexit-Gegnern geschuldet. Die walisische Plaid Cymru, die Grünen und die neue Independent Group hatten sich geeinigt, zugunsten der Liberalen nicht bei der Wahl anzutreten. Das Ergebnis dürfte es für Johnson schwieriger machen, seine Pläne für den EUAustritt durch das Parlament zu bringen.
Der Premierminister will sein Land am 31. Oktober aus der EU führen – notfalls auch ohne Deal. Er will das zwischen seiner Vorgängerin Theresa May und Brüssel vereinbarte Abkommen nachverhandeln. Das lehnt die EU aber strikt ab. Dodds machte in ihrer Siegesrede eine Kampfansage an Premier Johnson. „Meine erste Handlung als Ihre Abgeordnete nach Ankunft in Westminster (Parlament) wird sein, Mr. Boris Johnson zu finden, wo immer er sich verstecken mag, und ihm laut und deutlich zu sagen: Hör auf, mit der Zukunft unserer Kommunen zu spielen, und schließe einen ungeregelten Brexit jetzt aus!“
Im Unterhaus haben die Konservativen zusammen mit den Unionisten der nordirischen DUP jetzt nur noch 319 Sitze, gegenüber 318 Abgeordneten der gesamten Opposition. Einen No-Deal-Brexit wird Johnson damit kaum durch das Parlament bekommen, zumal auch ein beachtlicher Teil der Konservativen einen ungeordneten EU-Austritt ablehnt. Damit werden Neuwahlen wahrscheinlicher.