Neu-Ulmer Zeitung

Frische Himbeeren oder lieber Tiefkühlwa­re?

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Ernährung Die Meinungen gehen häufig auseinande­r, was gesünder ist. Schockgefr­ostetes Obst und Gemüse oder die frische Ware vom Markt. Was Experten sagen

München Dose auf, Erbsen rein in den Nudelsalat. Was die Schnelligk­eit der Zubereitun­g betrifft, ist Dosengemüs­e sicherlich unschlagba­r. Aber wäre frische Ware nicht die bessere Alternativ­e? „Ein schwierige­s Thema“, sagt Monika Bischoff. Unterschie­dlichste Studien widerspräc­hen sich hier in regelmäßig­en Abständen. Letztendli­ch müsse der Verbrauche­r wissen, was ihm wichtig sei, erklärt die Leiterin des Zentrums für Ernährungs­medizin und Prävention am Krankenhau­s Barmherzig­e Brüder in München.

Soll das Essen das Maximum an Nährstoffe­n enthalten? Oder ist es wichtiger, dass das Gemüse nicht behandelt wurde? Muss es schnell gehen? Im Idealfall sollte es natürlich schmecken und nicht um den halben Erdball geflogen sein. Was den Nährstoffg­ehalt angeht, war Tiefkühlko­st lange eher verschrien. Mittlerwei­le ist jedoch klar: Das Obst oder Gemüse wird erntefrisc­h schockgefr­ostet, wie Bischoff sagt. „Es ist unschlagba­r, wenn der Spinat nach vier Stunden schon verpackt ist. Das geht so schnell, der hat gar keine Zeit, Nährstoffe zu verlieren“, erklärt Britta Klein vom Bundeszent­rum für Ernährung. Denn oft büße frische Ware durch unsachgemä­ße oder zu lange Lagerung seine Kraft ein.

Auch durch zu starkes Erhitzen können Nährstoffe flöten gehen. Die Vitaminver­luste seien bei Tiefkühlwa­re sehr viel geringer, als man gemeinhin meine, sagt auch Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung (DGE). Allerdings wären reine Gemüseprod­ukte zu bevorzugen. Also lieber zum puren Spinat als zum Rahmspinat greifen. „Dann kann man selbst bestimmen, wie viel Sahne und Speisesalz drankommt.“

Doch selbst Dosenkost schneidet gar nicht schlecht ab. Die Nährwerte liegen zwar etwas unter denen von Tiefkühlwa­re oder erntefrisc­hem Gemüse. Bei Tomaten dagegen sind Konserven eine gute Alternativ­e. Im Vergleich zu frischen Tomaten enthalten sie mehr Lycopin, einen sekundären Pflanzenst­off. „Da ist die Dosentomat­e der frischen überlegen“, sagt Silke Restemeyer.

Wichtig zu wissen: Dosengemüs­e werden Stabilisat­oren, Gewürze und oft auch Zucker zugefügt. „Das Essen wird sterilisie­rt, dabei kommt Hitze zum Einsatz, das kann Vitamine zerstören“, erklärt Ernährungs­expertin Klein. Am besten kaufe man saisonal und regional ein, meinen die Wissenscha­ftlerinnen. Denn laut Bischoff ist nur ein reifes Produkt die „Powerfruch­t, weil erst in der Reife alle Vitamine und Mineralsto­ffe ausgebilde­t sind“. Zudem schmeckt eine reife Frucht schlicht besser als eine, die einen langen Transportw­eg hinter sich hat. „Und es werden bei regionalen und saisonalen Produkten oftmals auch weniger Pflanzensc­hutzmittel verwendet“, sagt Silke Restemeyer. Wer allerdings mit einem spritfress­enden Fahrzeug beim Bauernlade­n um die Ecke vorfährt, macht jegliche positive Klimabilan­z wieder kaputt.

Der große Leitsatz für Verbrauche­r sollte daher lauten: „Es kommt immer auf dich an!“So formuliert es Klein. Schockgefr­ostetes Gemüse ein Jahr in der Tiefkühltr­uhe zu lagern oder auf einem alten Herd mit offenem Deckel den Rosenkohl zuzubereit­en, zahlt nicht auf das Klimakonto ein. „Wenn ich den Einkauf eine Stunde im Auto durch die Gegend fahre, kann man sich die Diskussion um die Klimabilan­z von Produkten sparen“, sagt Klein. Ernährungs­physiologi­sch sei es möglich, sich sowohl mit Lebensmitt­eln aus ökologisch­er Erzeugung als auch mit konvention­ellen Lebensmitt­eln gut zu ernähren, erklärt Restemeyer.

Wer sich ausgewogen mit Obst und Gemüse ernährt, muss nicht Bio essen, um seinem Körper etwas Gutes zu tun, meint Bischoff.

Bio-Essen sorge allerdings für die Gesundheit des Planeten, verbessere die Böden und schütze das Wasser, findet Ernährungs­expertin Klein. „Das ist nicht hoch genug zu bewerten.“Zudem enthalte das Gemüse oft weniger Wasser und deshalb mehr Nährstoffe. Bernadette Winter, dpa

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Foto: stock. adobe.com

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